Donau Zeitung

Er bringt die Basilika zum Beben

Friedemann Johannes Wieland aus Ulm zieht die Zuhörer beim Dillinger Orgelsomme­r in den Bann der Musik

- VON SILVIA SCHMID

Dillingen Nichts Geringeres als der „Geist des Ewigen“wehte am Samstag durch die Basilika. Friedemann Johannes Wieland hat bleibenden Eindruck hinterlass­en bei seinem Gastspiel zum Dillinger Orgelsomme­r. Der ein oder andere Zuhörer mag ihn vielleicht schon einmal spielen gehört haben, Wieland wirkt als Organist und Kantor am Ulmer Münster. Eine Ehre, dass er just an dem Tag, an dem das traditione­lle „Schwörkonz­ert“, das alljährlic­h zum Ulmer Stadtfeier­tag, dem Schwörmont­ag, stattfinde­t, noch ein Matineekon­zert in Dillingen spielte. Auch war Friedemann Johannes Wieland bereits einmal beim Orgelsomme­r zu Gast, damals allerdings in der Klosterkir­che.

Als Münsterorg­anist ist der Künstler gewohnt, ein riesiges Kirchensch­iff klangtechn­isch zu füllen – mit ein bisschen weniger Nachklang in der Basilika konnte er sich aber gut arrangiere­n und brachte das Gotteshaus regelrecht zum Beben. Unter dem besagten Thema „Der Geist des Ewigen“stellte er abwechseln­d jeweils zwei Kompositio­nen von Johann Sebastian Bach und des französisc­hen Organisten und Komponiste­n Olivier Messiaen einander gegenüber – mit ganz besonderer, mystisch-spirituell­er Wirkung. Hier der barocke Bach – dort der moderne, wenn auch durchaus neoklassis­ch geprägte Messiaen. Beiden gemeinsam: eine große und starke Emotionali­tät, die ergreift und unter die Haut geht.

Von Messiaens „Die Erscheinun­g der ewigen Kirche“bis zu Bachs „Passacagli­a et Fuga in c“spannte sich der Bogen der Ewigkeit. Dazwischen: Bachs dreiteilig­e Kombinatio­n aus Toccata, Adagio und Fuge in C-Dur und Messiaens „Das himmlische Gastmahl“. Die beiden thematisch­en Werke Messiaens strahlen eine fast schon meditative Ruhe aus. Das sehr gemäßigte Tempo, in dem die Harmonien langsam wechseln, verleiht dem Werk seine besondere Tiefe.

Wieland zelebriert­e diese Langsamkei­t und ließ die tiefen, schwebende­n Akkorde spannungsg­eladen durch den Kirchenrau­m wabern.

Bach dagegen, nicht weniger emotional und ergreifend, doch weitaus schneller, bewegter, vorantreib­end – ein überaus spannender Dialog, den der Organist hier entstehen ließ. Er zog sein Publikum das gesamte Konzert hindurch regelrecht in einen Bann – in den Bann der Musik.

Man erwachte schließlic­h aus der Meditation, der Spiritus loci – der Geist des Ortes – und der Geist des Ewigen waren spürbar geworden. Mit der Bach’schen Passacagli­a und Fuge in c setzte der Ulmer Meister seinem Konzert ein fulminante­s Ende, inbrünstig und raumfüllen­d.

Bei der sechsten Matinee des 15. Dillinger Orgelsomme­rs am kommenden Samstag, 24. Juli, um 11.15 Uhr in der Basilika St. Peter gastiert der italienisc­he Konzertorg­anist Giampaolo Di Rosa aus Rom. Unter dem Titel „Hommage à Bach!“wird er Orgelmusik von Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssoh­n Bartholdy und Franz Liszt

Wer kommt am Samstag, 24. Juli, nach Dillingen?

präsentier­en. Der Musiker verfügt über sieben akademisch­e Diplome, darunter einen Doktortite­l in der Musikanaly­se. Er spielt ein großes Musikreper­toire aus allen historisch­en Epochen bis heute, einschließ­lich der Gesamtwerk­e von G. Frescobald­i, J. Sweelinck, J. S. Bach, C. Franck, F. Liszt und O. Messiaen. Abseits der Konzertbüh­ne ist er Pädagoge, Forscher und Artistic Director und hat eine Reihe internatio­naler Orgelfesti­vals gegründet. Er lebt in Rom und ist Titularorg­anist und Musikdirek­tor der Nationalki­rche Portugals, wo eine der größten Orgelserie­n in Europa stattfinde­t.

 ?? Fotos: S. Schmid ?? Der Ulmer Münsterorg­anist Friedemann Johannes Wieland hat einen bleibenden Ein‰ druck bei seinem Gastspiel zum Dillinger Orgelsomme­r hinterlass­en.
Fotos: S. Schmid Der Ulmer Münsterorg­anist Friedemann Johannes Wieland hat einen bleibenden Ein‰ druck bei seinem Gastspiel zum Dillinger Orgelsomme­r hinterlass­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany