Er bringt die Basilika zum Beben
Friedemann Johannes Wieland aus Ulm zieht die Zuhörer beim Dillinger Orgelsommer in den Bann der Musik
Dillingen Nichts Geringeres als der „Geist des Ewigen“wehte am Samstag durch die Basilika. Friedemann Johannes Wieland hat bleibenden Eindruck hinterlassen bei seinem Gastspiel zum Dillinger Orgelsommer. Der ein oder andere Zuhörer mag ihn vielleicht schon einmal spielen gehört haben, Wieland wirkt als Organist und Kantor am Ulmer Münster. Eine Ehre, dass er just an dem Tag, an dem das traditionelle „Schwörkonzert“, das alljährlich zum Ulmer Stadtfeiertag, dem Schwörmontag, stattfindet, noch ein Matineekonzert in Dillingen spielte. Auch war Friedemann Johannes Wieland bereits einmal beim Orgelsommer zu Gast, damals allerdings in der Klosterkirche.
Als Münsterorganist ist der Künstler gewohnt, ein riesiges Kirchenschiff klangtechnisch zu füllen – mit ein bisschen weniger Nachklang in der Basilika konnte er sich aber gut arrangieren und brachte das Gotteshaus regelrecht zum Beben. Unter dem besagten Thema „Der Geist des Ewigen“stellte er abwechselnd jeweils zwei Kompositionen von Johann Sebastian Bach und des französischen Organisten und Komponisten Olivier Messiaen einander gegenüber – mit ganz besonderer, mystisch-spiritueller Wirkung. Hier der barocke Bach – dort der moderne, wenn auch durchaus neoklassisch geprägte Messiaen. Beiden gemeinsam: eine große und starke Emotionalität, die ergreift und unter die Haut geht.
Von Messiaens „Die Erscheinung der ewigen Kirche“bis zu Bachs „Passacaglia et Fuga in c“spannte sich der Bogen der Ewigkeit. Dazwischen: Bachs dreiteilige Kombination aus Toccata, Adagio und Fuge in C-Dur und Messiaens „Das himmlische Gastmahl“. Die beiden thematischen Werke Messiaens strahlen eine fast schon meditative Ruhe aus. Das sehr gemäßigte Tempo, in dem die Harmonien langsam wechseln, verleiht dem Werk seine besondere Tiefe.
Wieland zelebrierte diese Langsamkeit und ließ die tiefen, schwebenden Akkorde spannungsgeladen durch den Kirchenraum wabern.
Bach dagegen, nicht weniger emotional und ergreifend, doch weitaus schneller, bewegter, vorantreibend – ein überaus spannender Dialog, den der Organist hier entstehen ließ. Er zog sein Publikum das gesamte Konzert hindurch regelrecht in einen Bann – in den Bann der Musik.
Man erwachte schließlich aus der Meditation, der Spiritus loci – der Geist des Ortes – und der Geist des Ewigen waren spürbar geworden. Mit der Bach’schen Passacaglia und Fuge in c setzte der Ulmer Meister seinem Konzert ein fulminantes Ende, inbrünstig und raumfüllend.
Bei der sechsten Matinee des 15. Dillinger Orgelsommers am kommenden Samstag, 24. Juli, um 11.15 Uhr in der Basilika St. Peter gastiert der italienische Konzertorganist Giampaolo Di Rosa aus Rom. Unter dem Titel „Hommage à Bach!“wird er Orgelmusik von Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Liszt
Wer kommt am Samstag, 24. Juli, nach Dillingen?
präsentieren. Der Musiker verfügt über sieben akademische Diplome, darunter einen Doktortitel in der Musikanalyse. Er spielt ein großes Musikrepertoire aus allen historischen Epochen bis heute, einschließlich der Gesamtwerke von G. Frescobaldi, J. Sweelinck, J. S. Bach, C. Franck, F. Liszt und O. Messiaen. Abseits der Konzertbühne ist er Pädagoge, Forscher und Artistic Director und hat eine Reihe internationaler Orgelfestivals gegründet. Er lebt in Rom und ist Titularorganist und Musikdirektor der Nationalkirche Portugals, wo eine der größten Orgelserien in Europa stattfindet.