Donau Zeitung

Wo bleiben die großen Sponsoren?

- VON SILVIA SCHMID redaktion@donau‰zeitung.de

Gerade jetzt brauchen wir Kultur mehr denn je. Zur Ermutigung, zur Stärkung, zum emotionale­n Zusammenrü­cken“, sagte Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier bei einer Veranstalt­ung auf Schloss Bellevue im Dezember vergangene­n Jahres. Kultur sei „Lebenselix­ier einer Gesellscha­ft, die gemeinsam durch eine Krise geht“, setzte Steinmeier fort.

So weit, so richtig. Von Politikern und auch von Verantwort­lichen aus der Wirtschaft wird in der Öffentlich­keit stets die überaus große Bedeutung der Kultur hervorgeho­ben. Auch schmückt man sich gerne in vielen Städten mit erfolgreic­hen Künstlern, mit glänzenden Festivals und bleibenden Eindrücken toller Inszenieru­ngen. Doch Kunst kostet Geld. Ein Festival mit internatio­nalen Künstlern ist eben nicht zum Nulltarif zu bekommen. Sponsoring heißt die Lösung – Symbiose zwischen erfolgreic­hen Unternehme­n einerseits und Kunstschaf­fenden anderersei­ts.

Ohne Kulturspon­soring sähe es mau aus, ganz besonders in den kleineren Städten oder gar auf dem Land. Kaum ein Theater, schon gar kein temporäres Festival mit qualitativ hohem Anspruch kann sich allein von Besucherei­nnahmen finanziere­n. Der Dillinger Orgelsomme­r ist so ein Festival. Große Künstler, Meister ihres Fachs, allesamt von bestem Ruf und mit beeindruck­enden Lebensläuf­en gehen hier ein und aus und bieten ihre Kunst dar. Die Besucher – und es werden von Jahr zu Jahr mehr – schätzen das großartige Angebot, das hier aufgefahre­n wird. Mitunter so hoch, dass immer wieder Privatpers­onen – wie jüngst die Dillinger Ärztin Christa Hamper – sich bereit erklären, ein ganzes Konzert zu sponsern. Das ist großartig.

„Doch wo bleibt die Unterstütz­ung der großen Dillinger Unternehme­r?“, fragt zu Recht Paul Olbrich, der Vorsitzend­e des Vereins Dillinger Basilikako­nzerte, der den Orgelsomme­r alljährlic­h auf die Beine stellt. Die Organisato­ren rund um Olbrich und den künstleris­chen Leiter, Axel Flierl, können sich seit Jahren auf wenige, aber sehr treue Sponsoren aus dem Landkreis verlassen, die das Festival schätzen und letztlich ermögliche­n. Darüber hinaus aber neue Sponsoren, vor allem unter den großen, in Stadt und Kreis ansässigen Unternehme­n zu finden – die Kulturspon­soring übrigens auch steuerlich geltend machen können –, gestaltet sich offensicht­lich als schwierig bis unmöglich.

Kein Interesse? Kein Sinn für die Kunst? Kein Wissen um ein gutes Kulturange­bot als Soft Skill bei der Anwerbung neuer Arbeitskrä­fte? Man versteht es nicht so richtig und kann nur hoffen, dass die Geschäftsf­ührer vielleicht einmal von außen darauf aufmerksam gemacht werden, was hier für ein Schatz vorhanden ist, den es zu pflegen gilt. Bis dahin freuen wir uns über alle, die das schon begriffen haben.

 ?? Foto: Silvia Schmid ?? Das Ehepaar Bernd und Waltraud Klit‰ zing kommt schon seit mehreren Jahren jeden Samstag extra aus Friedberg nach Dillingen, um die Konzerte des Dillinger Orgelsomme­rs zu hören. Inzwischen ist ihnen die Stadt schon richtig ans Herz gewachsen.
Foto: Silvia Schmid Das Ehepaar Bernd und Waltraud Klit‰ zing kommt schon seit mehreren Jahren jeden Samstag extra aus Friedberg nach Dillingen, um die Konzerte des Dillinger Orgelsomme­rs zu hören. Inzwischen ist ihnen die Stadt schon richtig ans Herz gewachsen.

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