Ein Klo für kluge Kühe
In Neuseeland lernen Kälber, ein spezielles Örtchen zu nutzen
Kühe werden meistens unterschätzt. Woran das liegt? Vermutlich auch daran, dass die Kuh wirklich sehr viel Zeit mit Fressen und Wiederkäuen verbringt, ihr Alltag daher erlebnisarm scheint. Zudem ist das Interesse an Nutztieren ohnehin eher gering, man will das Rind ja nicht unbedingt persönlich kennen, das einem Milch, Käse oder auch Fleisch liefert. Jedenfalls: Kühe sind sehr viel schlauer, als die meisten ahnen, muhen unter anderem in eigenen Dialekten, das Allgäuer Braunvieh anders als das Holsteiner Rind. Einen neuen Beweis ihrer Intelligenz erbrachten nun Kälber in Neuseeland: Forscherinnen und
Forscher der Universität Auckland brachten den jungen Tieren bei, nicht einfach dann Wasser zu lassen, wenn ihnen danach ist, sondern zu warten, bis sie im speziellen grün gestrichenen Latrinenstall stehen …
Die Lernmethode: Urinierten die Kälber an der falschen Stelle, vibrierten ihre Halsbänder. Warteten sie mit dem Toilettengang, wurden sie mit Futter belohnt. „Manche Leute trainieren ihre Kinder auf diese Weise – sie setzen sie auf die Toilette, warten, bis sie pinkeln, und belohnen sie dann, wenn sie es tun. Es hat sich herausgestellt, dass das auch bei Kälbern
funktioniert“, so Wissenschaftlerin Lindsay Matthews. Am Ende des 15-tägigen Trainings auf dem vom Forschungsinstitut für Nutztierbiologie in Deutschland betriebenen Bauernhof hätten zwölf der 16 Tiere drei Viertel ihres Urins auf der Toilette abgesetzt. Warum das Ganze? Das Ziel ist es, so den stark stickstoffhaltigen Urin aufzufangen und zu beseitigen, bevor er Wasser verschmutzt oder sich in langlebiges Treibhausgas verwandelt. Es geht also natürlich nicht um die Reputation des Rinds, sondern um Umwelt- und Klimaschutz – dennoch: kluge Kuh!