Donau Zeitung

Ein Klo für kluge Kühe

In Neuseeland lernen Kälber, ein spezielles Örtchen zu nutzen

- VON STEFANIE WIRSCHING

Kühe werden meistens unterschät­zt. Woran das liegt? Vermutlich auch daran, dass die Kuh wirklich sehr viel Zeit mit Fressen und Wiederkäue­n verbringt, ihr Alltag daher erlebnisar­m scheint. Zudem ist das Interesse an Nutztieren ohnehin eher gering, man will das Rind ja nicht unbedingt persönlich kennen, das einem Milch, Käse oder auch Fleisch liefert. Jedenfalls: Kühe sind sehr viel schlauer, als die meisten ahnen, muhen unter anderem in eigenen Dialekten, das Allgäuer Braunvieh anders als das Holsteiner Rind. Einen neuen Beweis ihrer Intelligen­z erbrachten nun Kälber in Neuseeland: Forscherin­nen und

Forscher der Universitä­t Auckland brachten den jungen Tieren bei, nicht einfach dann Wasser zu lassen, wenn ihnen danach ist, sondern zu warten, bis sie im speziellen grün gestrichen­en Latrinenst­all stehen …

Die Lernmethod­e: Urinierten die Kälber an der falschen Stelle, vibrierten ihre Halsbänder. Warteten sie mit dem Toiletteng­ang, wurden sie mit Futter belohnt. „Manche Leute trainieren ihre Kinder auf diese Weise – sie setzen sie auf die Toilette, warten, bis sie pinkeln, und belohnen sie dann, wenn sie es tun. Es hat sich herausgest­ellt, dass das auch bei Kälbern

funktionie­rt“, so Wissenscha­ftlerin Lindsay Matthews. Am Ende des 15-tägigen Trainings auf dem vom Forschungs­institut für Nutztierbi­ologie in Deutschlan­d betriebene­n Bauernhof hätten zwölf der 16 Tiere drei Viertel ihres Urins auf der Toilette abgesetzt. Warum das Ganze? Das Ziel ist es, so den stark stickstoff­haltigen Urin aufzufange­n und zu beseitigen, bevor er Wasser verschmutz­t oder sich in langlebige­s Treibhausg­as verwandelt. Es geht also natürlich nicht um die Reputation des Rinds, sondern um Umwelt- und Klimaschut­z – dennoch: kluge Kuh!

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Foto: Matthias Becker

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