Donau Zeitung

Taten statt scharfer Worte

- VON KATHRIN PRIBYL redaktion@augsburger‰allgemeine.de

Die EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen hat in ihrer knapp zweijährig­en Amtszeit mehrfach unter Beweis gestellt, dass sie große Reden schwingen kann – in jeglicher Hinsicht. Zum einen kann die Deutsche Emotionen artikulier­en, europäisch­e Momente schaffen. Zum anderen aber monieren Kritiker oft, dass sie konkrete Ergebnisse missen lässt. Da hat es in der Vergangenh­eit auch im Spitzenamt der EU oft gehapert. Blumige Worte statt handfester Taten. Doch während sie bei ihrer ersten Rede zur Lage der Union vor einem Jahr noch unter Rechtferti­gungsdruck stand, als die EU zu

Beginn der Pandemie von einer Krise in die nächste taumelte, konnte sie jetzt zu Recht auf einige Erfolge in der Pandemie verweisen. Nach Anfangssch­wierigkeit­en hat die Kommission auf beeindruck­ende Weise geliefert. Europa steht ausgezeich­net da, was Impfstoffb­eschaffung und -verteilung angeht. Das EU-Impfzertif­ikat erlaubt es den Bürgern, wieder zu reisen oder auszugehen.

Im Vergleich zu 2020 ging es diesmal weniger um Vorschläge für die Zukunft. Das war auch nicht nötig: Green Deal, Gesundheit­sunion, Digitalstr­ategie – die im vorigen Jahr angestoßen­en Großprojek­te werden die Staatengem­einschaft auf Jahre hinaus beschäftig­en. Ich habe geliefert, nun seid ihr dran, so darf man die Botschaft von der Leyens an das Parlament und die 27 Regierunge­n verstanden wissen.

Dennoch bleibt ihr ein großes Problem. Bei der größten innereurop­äischen Baustelle, der Rechtsstaa­tlichkeit, wählt sie oft scharfe Worte, aber die Aktionen bleiben vage. Auch diesmal benannte sie die Sünder, die die „Seele Europas“schwer verletzen, nicht: die Regierunge­n in Warschau und Budapest. Den Dialog zu suchen, war richtig, aber ohne Erfolg. Aber nun muss die Kommission ihren neuen Schutzmech­anismus nutzen und finanziell­e Hilfen kappen. Das Zudrehen des Geldhahns dürfte das einzige wirkungsvo­lle Mittel sein, um Länder wie Polen oder Ungarn in die Schranken zu weisen.

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