Donau Zeitung

Ärger um neue Lolli‰Tests an Schulen

Für das Verfahren sind aufwendige Vorbereitu­ngen nötig. Schulleitu­ngen kritisiere­n den Zeitplan als „nicht machbar“

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Sensiblere Corona-Tests an Grund- und Förderschu­len sind künftig einer der wichtigste­n Bestandtei­le für einen sicheren Unterricht im Klassenzim­mer. Am 20. September – also rund eine Woche nach Schulbegin­n – sollen die sogenannte­n Lolli-Tests flächendec­kend zum Einsatz kommen. Doch bei der Umsetzung läuft Lehrkräfte­n zufolge einiges schief.

„Die Organisati­on ist nicht zu schaffen“, kritisiert­e die Präsidenti­n des Bayerische­n Lehrer- und Lehrerinne­nverbands, Simone Fleischman­n, am Mittwoch in einem wütenden Statement. Dem BLLV zufolge gingen die konkreten Anweisunge­n für das neue Verfahren erst am vergangene­n Freitag an die Schulen raus. Anders als die bisherigen Schnelltes­ts werden Lolli-Tests in einem gemeinsame­n Pool für die ganze Klasse gesammelt und dann im Labor ausgewerte­t. Spätestens am nächsten Morgen sollen Eltern auf digitalem Weg erfahren, ob die Probe positiv war. Die Lolli-Methode, bei der die Kinder an einer Art Wattestäbc­hen lutschen, gilt als angenehmer und vielfach sensibler als „Nasenbohre­r“-Schnelltes­ts. Ihre Einführung war von der Opposition im Landtag, aber auch von medizinisc­her Seite lange gefordert worden.

Auf Anfrage unserer Redaktion erklärte das Kultusmini­sterium den Ablauf kürzlich so: „In der ersten Schulwoche werden die Schülerinn­en und Schüler auf das neue Verfahren vorbereite­t und parallel dazu die Eltern umfassend informiert, die dann als zwingende Voraussetz­ung für die Teilnahme ihres Kindes eine Einverstän­dniserklär­ung abgeben müssen.“Dass das alles bis zum kommenden Montag passieren soll, bezeichnet auch der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Gewerkscha­ft Erziehung

und Wissenscha­ft, Florian Kohl, als „Wahnsinn“.

Schulleite­rinnen und Schulleite­r in der Region klagen genauso. Während einer den Zeitplan „sportlich“nennt, bezeichnen ihn andere schlicht als „nicht machbar“. Schulen warteten demnach bis Mittwochna­chmittag vergeblich auf Zugangsdat­en für die notwendige Software, auch die Richtlinie­n zum Datenschut­z hätten nachgebess­ert werden müssen, heißt es unter anderem.

Manche Rektorin und mancher Rektor stellen sich schon darauf ein, in der nächsten Woche mit den bereits bekannten Schnelltes­ts weitermach­en zu müssen. Von denen lagern noch zehntausen­de an den Schulen. Was mit ihnen passiert, wenn die Pool-Tests erfolgreic­h im Einsatz sind, ist bisher nicht bekannt.

Das neue Verfahren erfordert auch große Logistik auf der Straße: Um schnell genug alle Proben auszuwerte­n, sind nach Angaben des Gesundheit­s- und des Kultusmini­steriums täglich 450 Fahrten durch Bayern nötig. Die Routen führen von 3300 Schulstand­orten in mehrere Labors im Freistaat.

 ?? Foto: Weihrauch, dpa ?? Die Lolli‰Methode gilt als angenehmer und sicherer.
Foto: Weihrauch, dpa Die Lolli‰Methode gilt als angenehmer und sicherer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany