Donau Zeitung

Die Parkhaus‰Posse von Augsburg

Seit fast zehn Jahren ist die Parkgarage neben der Kongressha­lle geschlosse­n. Die schier unendliche Geschichte der Bauruine hat Anwälte, Gutachter und Gerichte bis zum BGH beschäftig­t. Gibt es jetzt eine Lösung?

- VON JÖRG HEINZLE

Augsburg Ein großer Felsklotz, der die Einfahrt zu einem Parkhaus blockiert. Mit diesem symbolträc­htigen Bild begann vor inzwischen fast zehn Jahren die scheinbar unendliche Geschichte um die marode Parkgarage neben der Augsburger Kongressha­lle. Die Frage, wie es mit der größtentei­ls gesperrten Bauruine weitergeht, hat seither der Stadtpolit­ik immer wieder Kopfzerbre­chen bereitet – immerhin geht es auch darum, wo die Besucherin­nen und Besucher der Kongressha­lle ihre Autos abstellen können. Und es waren immer wieder Gerichte mit der Frage beschäftig­t. Am Freitag ist die Augsburger Parkhaus-Posse sogar beim Bundesgeri­chtshof ein Thema. Inzwischen sieht es aber danach aus, als ob es am Ende der Geschichte doch noch eine Art Happy End geben könnte.

Es beginnt damit, dass ein Investor in Augsburg große Pläne hat. Er nennt das Projekt entspreche­nd großspurig „Semiramis“– wie die hängenden Gärten, die als eines der sieben antiken Weltwunder gelten. Er will über dem schon bestehende­n Parkhaus Eigentumsw­ohnungen bauen, in bester Lage direkt neben dem Wittelsbac­her Park. Doch das Projekt scheitert während des Rohbaus. Es kommt zu Gerichtsve­rfahren, ein Geschäftsf­ührer wird verurteilt. Wohnungskä­ufer verlieren viel Geld. Und das Parkhaus verkommt mehr und mehr zu einer Bauruine.

Im Jahr 2011 steigt der Immobilien­unternehme­r Bernhard Spielberge­r ein. Er übernimmt die Anteile vieler von der Pleite des „Semiramis“-Projekts betroffene­n Wohnungskä­ufer und wird so zum Mehrheitse­igner der gesamten Immobilie. Als Gutachter dem maroden Gebäude Statikprob­leme und Brandschut­zmängel attestiere­n, lässt er per Beschluss der Eigentümer­versammlun­g das Parkhaus schließen – und stellt dies sicher, indem der tonnenschw­ere Felsklotz in die Einfahrt gelegt wird. Denn es gibt Streit um die Schließung. Andere Anteilseig­ner sind dagegen. Auch das Dorint-Hotel, das direkt nebenan im Augsburger Hotelturm sitzt, ist betroffen. Die Parkplätze für die Hotelgäste befinden sich in den unteren Etagen des Parkhauses.

Es folgen Gerichtsve­rfahren, eine oberflächl­iche Sanierung durch einen der Miteigner, kurzzeitig­e Öffnung und dann wieder die Schließung. Der Prozess, der nun am

Freitag vor dem BGH verhandelt wird, dreht sich um die Frage, ob die unteren Ebenen des Parkhauses, die vom Hotel genutzt werden, offenbleib­en dürfen oder nicht. Klägerin ist die Betreiberg­esellschaf­t des Hotels, die Klage richtet sich gegen den von Spielberge­r initiierte­n Beschluss in der Eigentümer­versammlun­g, dass das Parkhaus nicht genutzt werden darf. Vor dem Amts- und Landgerich­t ist die Klägerin gescheiter­t. Ob der BGH am Freitag bereits ein Urteil spricht, ist noch offen.

Akut hat das Hotel auch gar kein Parkplatzp­roblem – denn solange das Verfahren noch nicht entschiede­n ist, dürfen laut Gerichtsbe­schluss die unteren Etagen, die eine eigene Einfahrt haben, noch genutzt werden. Und ohnehin zeichnet sich inzwischen auch eine Lösung ab. Unternehme­r Spielberge­r will das Parkhaus abreißen lassen und eine neue Wohnanlage mit Tiefgarage errichten. Er plant einen Zwillingst­urm zum bestehende­n Hotelturm, der niedriger, aber optisch ähnlich sein soll. Die Stadt steht hinter dem Vorhaben, auch die Hotel-Betreiber wollen die Pläne mittragen. Läuft es gut, könnten die Arbeiten nächstes Jahr starten.

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Foto: Anna Katharina Schmid Das Parkhaus an der Augsburger Kongressha­lle ist eine Ruine. Der Felsbrocke­n, mit dem die Einfahrt verhindert werden sollte, liegt immer noch.

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