Donau Zeitung

Sezemsky kehrt zurück

Nach fünf Jahren in Augsburg tritt der Nationalve­rteidiger nun mit Iserlohn bei den Panthern an. Sein Wechsel zu den Roosters hat auch ein wenig mit der Pandemie zu tun

- VON MILAN SAKO

Augsburg/Iserlohn Die Durststrec­ke war verdammt lang: Genau nach 559 Tagen tragen die Augsburger Panther am Freitag um 19.30 Uhr wieder ein Eishockeys­piel vor Zuschauern aus. Für die Profis, aber auch für die maximal 5589 zugelassen­en Besucher im Curt-Frenzel-Stadion wird es ein besonderes Erlebnis, das alle vermisst haben. Eishockey zuhause am Schreibtis­ch oder im Wohnzimmer zu gucken, ist wie Weißwürste ohne süßen Senf – eine fade Angelegenh­eit. Auch Simon Sezemsky freut sich auf den Auftritt. „Ohne Zuschauer hat Eishockey nichts mit dem zu tun, was den Sport ausmacht. Es macht einfach keinen Spaß“, sagt der Verteidige­r, für den das Freitagmat­ch jedoch aus einem anderen Grund ein Besonderes ist. Nach fünf Jahren im AEVTrikot kehrt der 28-Jährige mit den Iserlohn Roosters erstmals an seine alte Arbeitsstä­tte zurück.

„Es waren prägende Jahre für mich. Ich bin hier zum DEL-Profi gereift, ich habe Einladunge­n zur Nationalma­nnschaft erhalten. Ich habe viele gute Erinnerung­en, Augsburg wird meine zweite Heimat bleiben“, sagt der in Füssen aufgewachs­ene Spieler. Ein Meilenstei­n in seiner Entwicklun­g war der 8. Dezember 2017. Hat er das Datum im Kopf? „Klar, da habe ich mein erstes Tor in der Deutschen Eishockey-Liga geschossen. Es waren gleich zwei“, erzählt Sezemsky am Telefon. Der Gegner damals: Iserlohn. Die Panther siegten 4:2.

Sein Wechsel zu den Kampfhähne­n im Frühjahr hat auch ein wenig mit den Folgen der Pandemie zu tun. In der verkürzten Corona-Saison ohne Zuschauer mussten die Profis ligaweit auf viel Geld verzichten. „Wir haben nur halb so viel wie sonst verdient“, berichtet der 28-Jährige. Entspreche­nde Zusatzklau­seln mussten in der DEL alle Spieler unterschre­iben. Anders hätten die Klubs eine Saison ohne Zuschauer kaum finanziell überstande­n.

Der Einschnitt tat weh. Den Profis bleiben im Normalfall etwa 15 Jahre, um Geld auf die Seite zu legen. Und: Von Millioneng­ehältern wie im Fußball sind die EishockeyA­ngestellte­n meilenweit entfernt. Die Spanne liegt zwischen 30 000 Euro für Ergänzungs­spieler bis zu 250 000 Euro für die Stars der Spitzenklu­bs. Nicht Monatsgehä­lter, Jahresgeha­lt netto, wohlgemerk­t.

Die Roosters bemühten sich frühzeitig um den Offensivve­rteidiger, der in der Saison 19/20 mit 15 Treffern und 18 Vorlagen sowie seiner spektakulä­ren Direktabna­hme zu den stärksten DEL-Verteidige­rn zählte. „Zum einen sind Veränderun­gen manchmal gut und wichtig. Zudem konnte mir Iserlohn relativ früh relativ viel Sicherheit bieten“, nennt Sezemsky Gründe für seinen

Wechsel. Das Team aus dem Sauerland hat kräftig in den Kader investiert. Zwölf Neuzugänge sind gekommen. Entspreche­nd hoch gesteckt sind die Ziele: „Wir wollen in die Top Ten, also die Play-offs. Die Tendenz geht eher in die ersten acht.“

Der gebürtige Allgäuer ist als Offensivve­rteidiger eingeplant. Er soll das Überzahlsp­iel aufziehen und seine gefürchtet­e Waffe, die präzise Direktabna­hme, so oft wie möglich einsetzen. In der vergangene­n Saison, als die Panther unter Trainer Tray Tuomie das schwächste Powerplay der Liga und in 27 Jahren Ligazugehö­rigkeit aufwiesen, verbuchte auch Sezemsky nur drei Treffer und sieben Vorlagen. Das persönlich­e Saisonziel lautet entspreche­nd: „Ich möchte eine Führungsro­lle übernehmen und wieder zu alter Stärke zurückfind­en.“Dafür ist er mit seiner Frau Carolin und Sohn Luis vom Hopfensee an den Seilersee, an dem das Iserlohner Stadion liegt, gezogen. Die Umgebung ist so grün wie das Allgäu, nur die Berge fehlen dem Füssener. Seltsamerw­eise ist Baden im Seilersee verboten, berichtet der Verteidige­r.

Bald sind die Sezemskys zu viert. Das zweite Kind soll spätestens Ende September kommen. Deshalb ist auch ein Betreuer in Halbachtst­ellung in Augsburg mit dabei, um Simon Sezemsky im Fall des Falles schnell wieder ins Sauerland zu fahren. Auch wenn die erste Partie gegen seine ehemaligen Teamkolleg­en „absolut etwas Besonderes für mich ist“, geht es in erster Linie um drei Punkte. Vater und Mutter haben sich aus dem Allgäu als Zuschauer angekündig­t. Freundscha­ften zu den AEV-Profis werden weiter gepflegt: „Aber zuerst geht es 60 Minuten lang ums Geschäft, danach können wir reden.“

ODie Panther teilen mit, dass zum Saisonauft­akt noch in fast allen Kategorien Karten erhältlich sind. Es gilt die 3G‰Regel und im Stadion herrscht Maskenpfli­cht.

Das zweite Kind ist unterwegs

 ?? Foto: imago images ?? Blick auf das Spielgesch­ehen, die Scheibe trotzdem am Schläger: Simon Sezemsky kommt am Freitag mit den Iserlohn Roosters nach Augsburg.
Foto: imago images Blick auf das Spielgesch­ehen, die Scheibe trotzdem am Schläger: Simon Sezemsky kommt am Freitag mit den Iserlohn Roosters nach Augsburg.

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