Donau Zeitung

„Klima‰Angst kann hilfreich sein“

Wie beeinfluss­t die Klimakrise meine Zukunft? Die Gedanken daran können Ängste und Sorgen auslösen. Die Wissenscha­ftlerin Julie King erzählt, wie man damit umgehen kann

- VON INSA SANDERS

Die Klimakrise und ihre Folgen: Damit beschäftig­en sich viele Menschen weltweit, zum Beispiel auch Julie King. Die Wissenscha­ftlerin arbeitet an der Universitä­t Oldenburg. Sie interessie­rt sich unter anderem dafür, was für Auswirkung­en die Klimakrise auf die Gefühle der Menschen hat.

Welche Gefühle löst der Klimawande­l aus?

Julie King: Wenn man sich mit dem Klimawande­l und den Folgen beschäftig­t oder ständig davon in den Nachrichte­n hört, kann das Sorgen, Ängste und Stress auslösen. Das Nicht-Handeln von anderen kann auch frustriere­nd sein. Viele fühlen sich in dieser Krise hilflos und überforder­t.

Betrifft

Kinder?

Julie King: Dazu gibt es bisher nur wenige Daten. Aber man kann sicher sagen, dass die Angst viele junge Menschen betrifft. Sie haben noch ein langes Leben vor sich und hören ständig, dass das alles schlimm wird. Das sieht man auch auf den Schildern bei Fridays for Future. Sie zeigen Wut und Ängste. Viele junge Menschen sind unsicher, was in der Zukunft auf uns zukommt.

die Klima-Angst

viele

Was ist das Besondere an dieser Art Angst?

Julie King: Es ist ein Urinstinkt, dass Menschen vor Bedrohunge­n Angst haben. Wenn man zum Beispiel im Wald auf einen Bären trifft, bekommt man Angst. Entweder flieht man, man kämpft oder man erstarrt und kann gar nichts tun. Der

Klimawande­l und seine Folgen sind auch eine Bedrohung. Es ist aber anders als beim Bären. Der ist irgendwann weg. Der Klimawande­l ist aber eine ständige Bedrohung. Deswegen ist das Gefühl auch eher Stress. Man hat nicht die ganze Zeit starke ginnen und Therapeute­n. Sie sagen: Die Klimakrise ist auch eine psychologi­sche Krise. Das bedeutet, sie kann uns psychisch und seelisch krank machen. Psychische Krankheite­n sind zum Beispiel Angststöru­ngen und Depression­en. Das ist mehr, als einfach ab und zu Angst haben oder sich Sorgen zu machen. Die‰ se Art krank zu sein macht es schwer, den Alltag zu meistern. Wer unter psychische­n Krank‰ heiten leidet, braucht Hilfe von Fachleuten. Hier erfährst du mehr: www.psychologi­stsforfutu‰ re.org. (dpa)

Angst. Sie kommt aber immer wieder, wenn man darüber nachdenkt.

Wie kann man damit umgehen? Julie King: Es ist völlig okay, diese Angst oder diesen Stress zu fühlen. Das zeigt auch, dass man das Ausmaß der Krise verstanden hat. Wenn man erkennt, dass die Klimakrise einem Angst macht, ist der erste Schritt darüber zu reden. Zum Beispiel mit den Eltern, mit Geschwiste­rn oder Freunden. Die Angst kann einem dann sogar helfen. Sie kann eine Motivation sein, etwas zu tun.

Was denn zum Beispiel?

Julie King: Sie kann dazu führen, dass man sich selbst und sein Verhalten ändert, um zu helfen, den Klimawande­l zu verlangsam­en. Sie führt dazu, dass Menschen auf die Straße gehen und demonstrie­ren und, wenn sie alt genug sind, wählen gehen.

Manche Menschen glauben nicht an die Klimakrise. Kann das auch an der Angst liegen? Julie King: Das ist wie beim Bären-Beispiel. Unsere InstinktRe­aktionen auf eine Bedrohung sind: fliehen, kämpfen oder erstarren. Das wäre meiner Meinung nach eine Erstarr-Reaktion. Dass man aus Panik oder Unverständ­nis die Krise verdrängt und nicht daran glauben möchte. Das ist eine Schutzreak­tion.

Wie kann man in so einer Krise positiv bleiben?

Julie King: Man kann positiv bleiben, indem man Mut hat. Mut, zusammenzu­halten und Fortschrit­te zu machen. Zum Beispiel, indem wir uns kreative Lösungen ausdenken und sie umsetzen. Und es hilft, sich daran zu erinnern, wofür wir dankbar sind und was gut läuft.

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Foto: dpa Die Klimakrise verändert unsere Umwelt. Das kann uns Angst machen. Eine Fachfrau erzählt, wie wir mit solchen Ängsten umgehen können.
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Julie King

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