„Es passiert gerade unheimlich viel in Dillingen“
Oberbürgermeister Frank Kunz informiert, welche Großprojekte demnächst fertig werden und wie die Dillinger Nacht stattfinden soll. Ob er einmal Landrat werden will, haben wir ihn auch gefragt
Wie war Ihr Urlaub, konnten Sie sich denn ein wenig erholen?
Frank Kunz: Ja, ich war mit meiner Familie mit dem Wohnwagen in Istrien unterwegs. Diese Zeit habe ich sehr genossen, und ich konnte Kraft für die anstehenden Aufgaben tanken.
Welche Schwerpunkte wollen Sie bis zum Ende des Jahres setzen?
Kunz: Es passiert gerade unheimlich viel in Dillingen, eine Großbaustelle reiht sich an die andere. Wir wollen diese Millionenprojekte vernünftig zu Ende bringen. Der Teilneubau der Mittelschule wird voraussichtlich in den Herbstferien fertig, auch das Parkhaus in der Bahnhofstraße soll zum Jahresende eröffnet werden. Der Wiederaufbau des Rathauses kann in der ersten Jahreshälfte 2022 abgeschlossen werden. Mich freut es, dass wir für das Café und die Bar im Erdgeschoss mit Jakob Lenzer einen hervorragenden Betreiber gefunden haben. Und das sind ja nicht die einzigen städtischen Projekte.
An was denken Sie noch?
Kunz: Wie viel Zeit haben Sie? Der Kindergarten am Karolinenweg wird gegenwärtig erweitert, ebenso läuft die weitere Erschließung des Gewerbegebiets Siemensstraße an. In Fristingen schaffen wir ein Baugebiet, und in zwei Stadtteilen sollen weitere Baugebiete hinzukommen. Die Naturkneippanlagen in Donaualtheim, Fristingen und Kicklingen sind in Planung oder bereits in der Ausführung. Wir planen auch den Neubau des Kindergartens in Steinheim und den Umbau der Grundschule in Schretzheim. Weil es in Kicklingen und Fristingen mehr Schulkinder gibt, muss auch die Schulaußenstelle in Kicklingen in den kommenden Jahren erweitert werden. Und es sind, abgesehen von dieser kleinen Zusammenfassung, zahlreiche staatliche und private Investitionen in Dillingen am Laufen oder bereits abgeschlossen. Die beiden Wohn- und Geschäftshäuser in der Kapuzinerstraße sind fertig, nach Müller und My-Shoes hat jetzt auch die Fussl Modestraße eröffnet. Regens Wagner baut eine Verwaltungszentrale, die Caritas ein soziales Begegnungszentrum am Reitweg, die Baugenossenschaft engagiert sich in der Bischof-Freundorfer-Straße im sozialen Wohnungsbau. Bei den Schulneubauten am Sailer und auf dem Bona-Campus werden Millionenbeträge in den Bildungsstandort Dillingen investiert.
Nicht alle Haushalte in Dillingen haben schnelles Internet.
Kunz: Der Breitbandausbau ist noch nicht abgeschlossen, denn es gibt im Stadtgebiet noch weiße Flecken. Manche einzelne Anwesen sind weinicht erschlossen. Unser Ziel ist aber, dass möglichst viele Haushalte einen Glasfaser-Anschluss haben. Wenn wir unsere Donau-Stadtwerke nicht hätten, sähe es trostloser aus. Als Stadt dürfen wir ja bei der Erschließung erst tätig werden, wenn sich kein Privatunternehmen hierzu bereit erklärt. Die DSDL erarbeiten gegenwärtig ein Konzept, um die sogenannten weißen Flecken zu beseitigen. Schnelles Internet gehört heute zur Daseinsvorsorge – so wie etwa auch das Trinkwasser – und damit in kommunale Hand. Der Bund hat damals einen Fehler gemacht, diesen Bereich zu privatisieren.
Dillingen ist Pilotkommune beim Projekt „Unser Landkreis blüht auf“. Angesichts der vergleichsweise geringen Flächen auf Kreisverkehren und an Straßenrändern und des Landverbrauchs durch Erschließungen seien die Bemühungen nur ein Feigenblatt, kritisierte jüngst ein Leserbriefschreiber. Kunz: : Ziel dieses Projekts ist es, als Kommune mit gutem Beispiel voranzugehen und dabei auch Impulse für den eigenen Garten zu geben. Deshalb schaffen wir überall im Stadtgebiet Beispiel-Blühflächen, die aufzeigen, was alles möglich ist, um Areale verschiedener Größenordnungen insektenfreundlich umzugestalten. Was Artenschutz und Biodiversität betrifft, haben wir in Dillingen große Flächen, die einen wertvollen Beitrag leisten – hierzu zählen unsere Auwälder, die für den Naturschutz von enormer Bedeutung sind. Oder beispielsweise auch Orchideenwiesen, die von uns gepflegt werden. Was den Flächenfraß betrifft: Unsere Großprojekte finden, wo immer es möglich ist, im Innenbereich statt. Es wäre zum Beispiel ein Leichtes gewesen, den Müller-Markt draußen auf der grünen Wiese anzusiedeln. Der Stadtrat hat sich für einen anderen Weg entschieden. Wir wollen für eine Nachverdichtung im Innenbereich sorgen, anstatt Flächen im Außenbereich zu versiegeln. Und das sieht man auch bei privaten Maßnahmen wie in der Donaustraße und beim Kreisverkehr am Kasernplatz, wo derzeit Mehrfamilienhäuser entstehen oder demnächst gebaut werden. Für die Wiederbelebung des GVD-Areals haben wir den städtebaulichen Wettbewerb gestartet, der für dieses und kommendes Jahr ausgelegt ist. Nach der Bürgerbefragung werden hier die Themen bezahlbarer Wohnraum und Wohnen im Alter eine Rolle spielen. Ehrlicherweise ist aber auch zu saterhin gen: Wir brauchen auch Flächen außerhalb des Stadtzentrums für neue Gewerbe- und Wohnbau-Gebiete.
Die Kultur kehrt nach den Lockdowns auch nach Dillingen zurück. Wird es eine Dillinger Nacht geben?
Kunz: Nach der Änderung der Infektionsschutzmaßnahmen-Verordnung können wir jetzt besser planen und wollen möglichst viele Veranstaltungen, die bei uns auf dem Jahreskalender stehen, durchführen. Ende September wird es wieder den Häfelesmarkt geben, und wir planen eine Corona-Variante zur beliebten Dillinger Nacht. Dazu brauchen wir aber die Zustimmung der Regierung von Schwaben zu unserem Konzept, es soll möglichst viel draußen unter freiem Himmel stattfinden. Weil wir erst jetzt planen können, wird der Termin der Dillinger Nacht auf Mitte Oktober verschoben. Die Signale aus der Bevölkerung sind eindeutig: Die Menschen freuen sich auf Begegnungen. Bestimmt werden es viele genießen, bei der Dillinger Nacht am Abend in Ruhe einkaufen zu können und Kultur zu erleben.
Leo Schrell hat sich noch nicht geäußert, ob er bei der Landratswahl 2022 wieder antritt. Ihre Amtskollegin in Lauingen, Bürgermeisterin Katja Müller, hat jüngst auf die Frage, ob sie Landkreischefin werden will, abgewinkt. Und Sie?
Kunz: Man sollte sich in der Politik nur über das Gedanken machen, was aktuell ansteht. Landrat Leo Schrell hat nicht gesagt, dass er nicht mehr antreten will. Ich bin als Oberbürgermeister in Dillingen gewählt – und wir haben in Dillingen in den vergangenen Jahren viele Projekte angestoßen, die ich voranbringen will. Für mich ist dieses Amt eine Herzenssache. Ich mache mir von morgens bis abends Gedanken, wie wir unsere Stadt gut entwickeln können. Und ich fühle mich bei meiner Aufgabe als Oberbürgermeister richtig wohl. Gleichzeitig freut es mich natürlich, dass mir offensichtlich einige das Amt als Dillinger Landrat zutrauen.
OFrank Kunz ist 2008 als Nachfolger von HansJürgen Weigl (SPD) zum Dil linger Oberbürgermeister gewählt wor den. 2014 und 2020 wurde der CSU Politiker in seinem Amt bestätigt. Der 48Jährige ist mit Ehefrau Desiree ver heiratet und Vater zweier Kinder.