Donau Zeitung

Eine Weltpremie­re in Dillingen

Organist Axel Flierl spielt in Begleitung der Augsburger Philharmon­iker die Kompositio­n „kristallin“von Sebastian Bartmann. Der verrät, was Hörer und Hörerinnen bei dieser Uraufführu­ng erwarten dürfen

- Interview: Silvia Schmid

Dillingen Zum Abschluss der 15. Saison der Dillinger Basilikako­nzerte findet am Samstag, 18. September um 19 Uhr in der Basilika St. Peter ein Sonderkonz­ert statt, das die Orgel als „Instrument des Jahres“, diesmal im Zusammensp­iel mit dem Orchester, nochmals in den Mittelpunk­t rückt. Auf dem Programm stehen als Dillinger Erstauffüh­rungen das Concerto g-Moll (1938) für Orgel, Streichorc­hester und Pauken von Francis Poulenc (1899-1963) und das spätromant­ische Konzert Nr. 2 g-Moll op. 177 (1894) für Orgel und Orchester von Josef Gabriel Rheinberge­r (1839-1901) anlässlich seines 120. Todesjahre­s. Als besonderen Höhepunkt dürfen sich alle Musikfreun­de auf die Welturauff­ührung der Kompositio­n „kristallin – Triptychon für Orgel solo“von Sebastian Bartmann (*1979) freuen. Diese Auftragsko­mposition des Vereins Dillinger Basilikako­nzerte zum 15-jährigen Bestehen des Festivals ist dem künstleris­chen Leiter, Basilikaor­ganist Axel Flierl gewidmet, der die Uraufführu­ng spielen wird und auch den Solopart in den Konzerten von Poulenc und Rheinberge­r übernimmt. Es spielen Mitglieder der Augsburger Philharmon­iker um Konzertmei­ster Ludwig Hornung, die Leitung hat Domkapellm­eister Prof. Benjamin Lack (Feldkirch/Vorarlberg).

Der Komponist von „kristallin“, Sebastian Bartmann, hat eine besondere Beziehung zum Landkreis Dillingen. Seine Frau, Pianistin Barbara (geb. Rieder), stammt aus Höchstädt. Gemeinsam, als „Duo Impuls“sind beide schon mehrfach in der Region aufgetrete­n. Schon seit vielen Jahren kennen sich auch Sebastian Bartmann und Basilikaor­ganist Axel Flierl. Coronabedi­ngt ein Jahr später als geplant wird nun „kristallin“in der Basilika uraufgefüh­rt. Nach dem höhepunktr­eichen Orgelsomme­r ist diese Uraufführu­ng ein besonderes Highlight für das Dillinger Publikum. Wir sprachen im Vorfeld mit dem Komponiste­n.

Wie kam es zu „kristallin“für den Landkreis Dillingen?

Sebastian Bartmann: Die erste Idee kam nach Anfrage von Axel Flierl. Wir kennen uns schon länger und in der letzten Zeit habe ich mehr und mehr meinen eigenen Kompositio­nsstil entwickelt, was ihn interesIch war sofort begeistert, als er mich nach einer Kompositio­n für Orgel solo für die Dillinger Basilika fragte.

Worin besteht die inhaltlich­e Verbindung zwischen dem Werk und Dillingen?

Bartmann: Die Idee eines Triptychon­s, was ja die dreiteilig­e Form des Werks „kristallin“ausmacht, war ebenfalls ein Ideenimpul­s von Axel Flierl. Der Begriff „Triptychon“bezeichnet eigentlich ein aufklappba­res Relief- beziehungs­weise Altarbild. Ich habe dann nach einem übergeordn­eten

Klangbild gesucht, das nicht unbedingt fassbar vor dem Betrachter liegt und dennoch den gesamten Raum der Basilika erfüllt. Durch das Aufklappen dieses imaginären Bildes begibt sich der Zuhörer in einen Kosmos, der sich in seinen stetig pulsierend­en und nahezu kristallin molekulare­n Bewegungen in einer großen Architektu­r äußert.

Wie würden Sie das Werk stilistisc­h beschreibe­n?

Bartmann: Ich wage zu behaupten, dass es keine Schublade gibt, in die das Stück so richtig passt. Auf der einen Seite ist es sehr klar und schlicht gehalten, wie der Titel „kristallin“bereits verrät. Ein wenig inspiriert von minimal music nach Philipp Glass und Steve Reich. Auf der anderen Seite sucht es gleichzeit­ig bescheiden und introverti­ert nach spirituell­en Antworten, ähnlich wie bei Arvo Pärt. Dennoch hat das Stück eine ganz eigene rhythmisch­e Strenge und man spürt ein stetiges Pulsieren, wie ich es zum Teil aus der zeitgenöss­ischen Filmmusik kenne.

Was macht den Reiz aus, ein Stück für die Orgel zu komponiere­n und was schätzen Sie persönlich an dem Instrument Orgel?

Bartmann: Das Besondere an der Orgel liegt für mich in den vielen Möglichkei­ten, Klänge zu mischen, pastellfar­benartig zu malen, in mehsierte. reren Ebenen zu denken. Hinzu kommen die Strahlkraf­t und Klangdimen­sion des Instrument­s im großen halligen Klangraum. Eine Besonderhe­it, die kein anderes akustische­s Instrument besitzt, ist der „ewige Atem“, mit dem sich betörende stehende Klänge gestalten lassen, die auch in kristallin eine große Rolle spielen.

Wie muss man sich die Arbeit eines Komponiste­n heutzutage vorstellen? Bartmann: Ich bin da mittlerwei­le schon ziemlich technisch unterwegs. Und neben dem finalen Notensatz entstehen bei mir auch Klang-Layouts, die teilweise schon sehr realistisc­h die spätere Kompositio­n zeigen, am Computer. Dennoch entstehen die ersten Ideen bei mir immer am Flügel oder manchmal auch sogar nur im Kopf. Diese halte ich entweder auf dem Papier oder auch mal als schnell eingesunge­ne Sprachmemo fest. Da passt das Klischee, dass die besten Ideen immer dann kommen, wenn man gerade nicht damit rechnet.

Axel Flierl wird die Kompositio­n uraufführe­n. Ist das Stück auch in gewisser Weise auf ihn und seine Spielweise gerichtet?

Bartmann: Ja natürlich. Das Stück ist auf seinen Wunsch hin entstanden. Ich sehe es als Aufgabe des Komponiste­n an, genau zu erspüren, wo die Wünsche und Stärken der Ausführend­en und Auftraggeb­er liegen. Das ist ein gemeinsame­r Prozess. Da finde ich die genannten technische­n Möglichkei­ten sehr hilfreich, da man direkt am Anfang schon mit Hilfe von kleinen Layouts den Erwartungs­rahmen abstecken kann.

OKarten sind ausschließ­lich an der Ta‰ geskasse ab 18.15 Uhr zu 18 Euro (er‰ mäßigt 15) erhältlich. Für den Einlass ist ein 3G‰Nachweis erforderli­ch. Wäh‰ rend des gesamten Aufenthalt­es in der Kirche besteht Maskenpfli­cht.

 ?? Fotos: Sanela Selimovic/Flierl ?? Sebastian Bartmann hat das Triptychon „kristallin“komponiert, das am Samstag in Dillingen uraufgefüh­rt wird.
Fotos: Sanela Selimovic/Flierl Sebastian Bartmann hat das Triptychon „kristallin“komponiert, das am Samstag in Dillingen uraufgefüh­rt wird.
 ??  ?? Axel Flierl
Axel Flierl

Newspapers in German

Newspapers from Germany