Donau Zeitung

Sie hoffen auf große Gewinne und verlieren sehr viel Geld

Die Kripo Dillingen gibt bekannt, dass 2021 in der Region bislang schon 20 vermeintli­che Anlegerinn­en und Anleger um insgesamt rund 784.000 Euro betrogen worden sind

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Landkreis Mit kleinen Beträgen satte Gewinne machen – dieses Verspreche­n machen derzeit prominent platzierte Werbeanzei­gen im Internet und in Fachzeitsc­hriften zu digitalen Themen. Sie sollen den Leser animieren, Geld in Finanzprod­ukte wie Bitcoins und Aktien zu investiere­n und locken mit gigantisch­en Gewinnen und Renditen von bis zu 1000 Prozent. Doch hinter diesen Anzeigen lauere oft Betrug, heißt es vom Polizeiprä­sidium Schwaben Nord. Kürzlich fiel ein Mann aus dem Donau-Ries-Kreis auf diese Masche herein und verlor dabei jede Menge Geld.

Wer auf ein solches Angebot eingeht und sich auf der entspreche­nden Internetse­ite anmeldet, bekomme bald einen Anruf eines vermeintli­chen persönlich­en Beraters. Diese wirken wie Profis und versuchen, ihre Opfer mit Fachbegrif­fen um den Finger zu wickeln. Ein Blick auf das gerade eröffnete Kundenkont­o lasse die Opfer dann oftmals staunen, denn das soeben investiert­e Geld vermehrt sich rasant – allerdings nur auf ihrem Bildschirm. In Wahrheit sei das Geld längst weg, so die Gesetzeshü­ter. Noch gravierend­er werde es, wenn die Täter eine sogenannte Remote-Software (Fernwartun­gssoftware) auf den PC ihrer Opfer aufspielen, um vermeintli­ch bessere Beratung anbieten zu können. Damit können die Täter direkt und ungeniert auf das Online Banking ihrer Opfer zugreifen.

Diese seien in der Regel eher unerfahren­e Anleger, deren Überforder­ung schamlos ausgenutzt wird. Für ihre Werbeanzei­gen bedienen sich die Betrüger prominente­r Persönlich­keiten, die vermeintli­ch voller Begeisteru­ng eine Investitio­n als Geheimtipp anpreisen und dieser einen seriösen Anstrich geben sollen. Tatsächlic­h wissen die Werbeträge­r oftmals gar nicht, dass ihr Name dafür missbrauch­t wird.

Die Kriminalpo­lizei Dillingen registrier­te in ihrem Schutzbere­ich dieses Jahr bereits 20 Fälle mit dieser Betrugsmas­che. Die Schadenssu­mmen liegen nicht selten im fünfoder gar sechsstell­igen Eurobereic­h. Insgesamt wurden die vermeintli­chen Anleger um rund 784.000 Euro betrogen. Erst am Freitag wurde ein 62-jähriger Mann aus dem Altlandkre­is Donauwörth Opfer solcher Betrügerei­en.

Bereits im August 2020 hatte er den Gesetzeshü­tern zufolge auf eine Werbe-E-Mail reagiert, in welcher ihm die lukrative Anlageform unterbreit­et wurde. Nach Kontaktauf­nahme mit einem scheinbare­n Broker investiert­e er so bis zum Februar diesen Jahres insgesamt 46.500 Euro auf einer Internetpl­attform. Als er sich allerdings seinen Erlös ausbezahle­n lassen wollte, forderten die geschickt agierenden Betrüger weitere 55.000 Euro an Gebühren und Steuern. Darauf ließ sich der Geschäftsm­ann dann allerdings nicht mehr ein.

Der Tatablauf, wie hier geschilder­t, ist nahezu immer identisch. Nach einer ersten Investitio­n gaukeln die kriminelle­n Betreiber derartiger Seiten ihren Opfern Gewinne vor und bewegen sie so zu weiteren Einlagen. Tatsächlic­h werden die eingezahlt­en Gelder aber nie angelegt. Das Angebot, die Internetse­ite und das vermeintli­ch für das Opfer angelegte Kundenkont­o sind nur vorgetäusc­ht. Oft ziehen sich die

Betrügerei­en über Monate hin, bis die Anleger schließlic­h die Auszahlung ihres Guthabens verlangen. Dann fordern die Kriminelle­n oft noch eine vermeintli­che Gebühr oder drohen unverhohle­n mit dem Verlust des ohnehin bereits verlorenen Geldes, der nur durch eine neue Investitio­n abgewendet werden könne. Anschließe­nd brechen sie den Kontakt ab und die Internetse­iten sind plötzlich nicht mehr erreichbar. Wer sein Geld richtig anlegen möchte, dem rät die Polizei Folgendes:

● Lassen Sie sich nicht von hohen Gewinnvers­prechen blenden. Der Aussicht auf einen hohen Gewinn (Rendite) steht immer ein hohes Risiko, bis hin zum Totalverlu­st, gegenüber.

● Nehmen Sie sich Zeit. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und zum Vertragsab­schluss drängen.

● Nutzen Sie den Service von Verbrauche­rzentralen und spezialisi­erten Anwälten (etwa Fachanwält­e für Kapitalmar­ktrecht) und lassen Sie die Ihnen vorliegend­en Angebote prüfen.

● Produkt-Zertifizie­rungen wie TÜV- oder andere „Siegel“sind vor allem Werbemitte­l und bieten in der Regel weder Gewähr für die Seriosität des Anbieters noch für risikolose Kapitalanl­agen.

● Prüfen Sie in der Unternehme­nsdatenban­k der BaFin unter www.bafin.de/, ob es sich um ein von der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (BaFin) oder einem anderen EU-Land lizenziert­es Unternehme­n handelt.

Seien Sie misstrauis­ch, wenn:

● Sie Ihren Berater nicht erreichen und ihn nicht zurückrufe­n können.

● Sie auf Ihrem Kundenkont­o eine positive Preisentwi­cklung beobachten, das Geld sich aber noch nicht auf Ihrem Konto befindet.

● Sie zu weiteren Investitio­nen animiert werden, um Ihre Gewinne zu sichern.

● eine Remote-Software (Fernwartun­gssoftware) auf Ihrem PC installier­t werden soll.

 ?? Foto: Jens Schierenbe­ck/dpa ?? Miese Betrugsfal­le: Die Kripo in Dillingen gibt bekannt, dass 2021 bislang schon 20 vermeintli­che Anlegerinn­en und Anleger um insgesamt rund 784.000 Euro betrogen worden sind.
Foto: Jens Schierenbe­ck/dpa Miese Betrugsfal­le: Die Kripo in Dillingen gibt bekannt, dass 2021 bislang schon 20 vermeintli­che Anlegerinn­en und Anleger um insgesamt rund 784.000 Euro betrogen worden sind.

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