„Man kann nicht alles verbieten“
BLSV-Kreistag: Ein Gastreferent rät bei politischen Entscheidungen zu mehr Praxisnähe. Vorsitzender Alfons Stasser ermuntert die Vereine zum Neustart nach der Corona-Zeit.
Der Bayerische Landessportverband (BLSV) ist im Landkreis Dillingen seit Jahrzehnten gut aufgestellt und für die darin aktuell 97 organisierten Vereine ein wichtiger Partner im sportlichen Alltag. Dies wurde beim Kreistag am Freitagabend in der Kim-Sporthalle in Höchstädt mehr als deutlich. Den zahlreichen Gästen – darunter 68 stimmberechtigte Delegierte aus den Vereinen – schmeckte nicht nur der warme Leberkäs vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung, Appetit machte den Anwesenden auch das Motto des Abends, „#LebeDeinenSport“, mit zahlreichen Informationen und Angeboten, welche der BLSV-Kreis den Vereinsvertretern mit auf den Nachhausweg gab. Der einstimmig wiedergewählte Kreisvorsitzende Alfons Strasser bat dafür auch Gastrefernten ans Rednerpult.
So etwa die beiden Referentinnen für den Bereich „Schule und Bewegung“im Landkreis, Katrin Rolle und Eugenie Schweigert. Sie wollen erreichen, dass Schülerinnen und Schüler sich nicht nur im Unterricht mehr bewegen, sondern sich beispielsweise künftig mehr zu Fuß oder mit dem Rad auf den Weg zur Schule machen. „Andere Ideen sind gerne willkommen“, so Rolle und Schweigert unisono. Man sei für alles offen.
Seit 2019 ist Khadija Alkhatib im Integrationsbeirat aktiv. Die gebürtige Syrerin informierte, dass bei der SSV Höchstädt ein SportStützpunkt für Migranten eingerichtet werden soll. Günther Hödl, Redakteur unserer Zeitung, gab einen Einblick in den Arbeitsalltag der Sportredaktion samt aller technischen Veränderungen während der vergangenen Jahrzehnte. Heinz Gerhards von der Organisation „DLG – Kultur und Wir“stellte die Gemeinsamkeiten von Sport und Kultur in den Kommunen heraus und betonte, dass ein Vereinsleben unverzichtbar für die Gesellschaft sei.
Der Vorsitzende der Sportplatzpflegegemeinschaft im Landkreis, Franz Graf aus Steinheim, monierte unter anderem die hohen finanziellen Belastungen für die Vereine bei der Rasenpflege und stellte dabei die Preisexplosion bei den Düngemitteln in den Vordergrund. Den Appell der Politiker, Düngung und Wasserverbrauch künftig zu reduzieren, erwiderte Graf mit den Worten: „Man kann nicht alles verbieten. Wir brauchen Wasser für die Pflege unserer Plätze.“
Bei seinem Rückblick auf die Zeit von 2017 bis 2021 stellte
BLSV-Kreischef Alfons Strasser heraus, dass die Vereine außer in LED-Flutlichtanlagen insbesondere in Bewässerungsanlagen investiert hätten. Am meisten freute sich Strasser, dass die Vereine einigermaßen gut durch viel Eigenverantwortung durch die Corona-Krise gekommen seien.
Ein Rückgang der Mitgliederzahlen (Ende 2021 gehörten 36.411 Menschen den Landkreis-Sportvereinen an) konnte in den Jahren 2018 bis 2021 nicht vermieden werden. Viele Vereine versuchten aber, mit kreativen Angeboten den Kontakt zu ihren Mitgliedern nicht zu verlieren. Intensivieren möchte der BLSV-Kreis nach zweieinhalb Jahren Pause wieder die Aus- und Fortbildung: „Ein Neustart ist notwendig“, forderte Strasser die Delegierten auf, künftige Seminare wie beispielsweise das bereits ins Auge gefasste „Vereinsmanager“zu nutzen.
Eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge um fünf Prozent ab Januar 2023 sei notwendig, kündigte Strasser an. Zuvor bedankte er sich bei den anwesenden Politikern, besonders beim Landtagsabgeordneten Johann Häusler, dass die Vereinspauschalen deutlich erhöht werden konnten. Auch zur Freude von Landrat Markus Müller, der bei seinem Grußwort schmunzelnd verriet, dass er sein ganzes Leben lang den Hashtag „LebeDeinenSport“befolgt habe, aber bis heute noch nicht die „richtige Sportart“für sich gefunden habe.
BLSV-Vizepräsident Bernd Kränzle, zugleich Vorsitzender im Bezirk Schwaben, schlug ihm vor, entweder Gewichtheber oder Ringer zu werden. „Wir haben 56 Fachverbände, da müsste für Sie doch etwas dabei sein“, sagte er humorvoll in Richtung Landrat. Kränzle lobte nicht nur die Arbeit des Kreisvorsitzenden Strasser auf Bezirksebene, sondern zeigte sich erfreut über den starken Besuch in Höchstädt. Mit der Zahl der Delegierten und der Gäste im Saal sei der Kreis Dillingen im Ranking der Teilnehmer am bisherigen bayerischen Spitzenreiter, dem Kreis Fürstenfeldbruck, vorbeigezogen. Höchstädts Bürgermeister Gerrit Maneth erinnerte an eine Veranstaltung vor genau drei Jahren an gleicher Stelle, als BLSV-Präsident Jörg Ammon – diesmal per Videobotschaft dabei – zu Gast war und zum Thema „Sportvereine fit für die Zukunft“referierte. Das war, ehe Corona die Vereine vor große Herausforderungen stellte.