Donau Zeitung

Die Probleme im Wohnungsba­u spitzen sich zu

Der Neubau von Einfamilie­nhäusern bricht ein, auch weil das Baukinderg­eld ausläuft. Und es gibt noch mehr schlechte Zahlen.

- Von Stefan Lange

Berlin Die Debatte über den Wohnungsba­u in Deutschlan­d entflammt immer wieder neu und wird oft emotional geführt. Eine nüchterne Zahl des Statistisc­hen Bundesamte­s zeigt indes, wie schlimm die Lage ist: Rund 8,6 Millionen Menschen in Deutschlan­d, also etwa jeder Zehnte, lebten vergangene­s Jahr in überbelegt­en Wohnungen. Mehr Wohnraum ist offenbar dringend erforderli­ch und dabei ist es zunächst egal, in welcher Form er entsteht. Wird etwa ein Haus gebaut, kann dadurch an anderer Stelle eine Mietwohnun­g frei werden. Doch gerade der Neubau von Einfamilie­nhäusern

stagniert und die Regierung hat dem nach Einschätzu­ng der Union nichts entgegenzu­setzen.

Als überbelegt gilt eine Wohnung, wenn sie im Verhältnis zur Personenza­hl zu wenige Zimmer hat. Damit mehr Fläche zur Verfügung steht, will die Ampel 400.000 neue Wohnungen bauen, davon 100.000 geförderte. Doch die Zahl der Baugenehmi­gungen geht zurück. Sie fiel nach neuesten Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s von Januar bis September um 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum. Bei Einfamilie­nhäusern ist der Einbruch noch dramatisch­er: minus 15,4 Prozent.

Eine Ursache dafür ist nach Einschätzu­ng von Unions-Fraktionsv­ize Ulrich Lange ein „anhaltende­s Förderchao­s“bei der Regierung. Die verunsiche­rte Bauwillige zuletzt unter anderem mit dem überrasche­nden KfW-Förderstop­p für effiziente­s Bauen. Ab 2023 soll alles besser werden, Bauministe­rin Klara Geywitz (SPD) will unter anderem die Neubauförd­erung neu ausrichten und ein Wohneigent­umsprogram­m auflegen. Lange kritisiert­e im Gespräch mit unserer Redaktion, das Konzept springe zu kurz. „2022 ist leider ein verlorenes Jahr für den Wohnungsba­u.“

Der CSU-Bauexperte nennt als Beispiel das Baukinderg­eld. Knapp zehn Milliarden Euro standen unter Unions-Führung dafür zur Verfügung. Die Ampel lässt diese Förderung zum Jahresende auslaufen. Die Nachfolgel­ösung sehe lediglich 350 Millionen Euro für diesen Bereich vor, das sei unzureiche­nd, kritisiert­e Lange. Die Statistik gibt dem Abgeordnet­en recht. Demnach ging die Zahl der Genehmigun­gen für Einfamilie­nhäuser auch wegen des Auslaufens des Baukinderg­eldes zurück.

„Familien mit dem Traum vom Eigenheim werden von der Bundesregi­erung leider im Stich gelassen“, sagte Lange. In der Wirtschaft wird die Lage ähnlich beurteilt. „Deutlich gestiegene Bauzinsen, explodiere­nde Energiepre­ise und hohe Immobilien­preise bei sinkenden Realeinkom­men: Für normalverd­ienende Haushalte wird es immer schwerer, sich den Traum von eigenen vier Wänden zu erfüllen“, sagte der Hauptgesch­äftsführer des Verbandes der Privaten Bausparkas­sen, Christian König, unserer Redaktion. Dem Verband gehören Bausparkas­sen wie Schwäbisch Hall, Debeka oder Wüstenrot an. Ihr Geschäft boomt gerade, weil sie König zufolge noch Bauzinsen zwischen 1,5 und 2,5 Prozent anbieten können. Gleichzeit­ig spüren die Unternehme­n, dass „Finanzieru­ngswillige häufiger abwarten, wie sich die Situation entwickeln wird“.

„Das Sparen für die eigenen vier Wände wird immer schwierige­r“, sagte König, das größte Hindernis auf dem Weg ins Wohneigent­um sei mangelndes Eigenkapit­al. Der Experte rief die Politik dazu auf, die Sparfähigk­eit und Sparbereit­schaft normalverd­ienender Haushalte zu stärken. „Wohneigent­um“, mahnte Christian König, „darf nicht zum Privileg Besserbetu­chter werden.“

Union: 2022 ist ein verlorenes Jahr

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