Donau Zeitung

Fortschrit­t bei Rüstungspr­ojekt FCAS

Frankreich, Deutschlan­d und Spanien entwickeln gemeinsam das europäisch­e Mehrzweckk­ampfflugze­ug der Zukunft. Dass hat auch große Bedeutung für Manching.

- Von Stefan Küpper

Manching Wenn das arg strapazier­te Bild vom Bohren dicker Bretter irgendwo noch eine Berechtigu­ng hat, dann bei der Beschreibu­ng von Rüstungsvo­rhaben. Insbesonde­re dann, wenn sie europäisch angelegt sind. Es geht um FCAS. Das Future Combat Air System ist das wichtigste Verteidigu­ngsprojekt des Kontinents. In dem werden garantiert keine aufgebohrt­en Bretter verbaut, aber immerhin ist nun klar, dass die Sache überhaupt weiterkomm­t. Auch wenn man von der Produktion noch weit entfernt ist.

Wie das Bundesvert­eidigungsm­inisterium und – in einer ähnlichen Erklärung – der Élyséepala­st jedenfalls mitteilten, konnte nach „intensiven Verhandlun­gen“bei FCAS nun „die industriel­le Einigungen zur nächsten Programmph­ase“erzielt werden. Parallel zu diesen Industriev­erhandlung­en sei auch „auf höchster Regierungs­ebene“bekräftigt worden, dass bei dem „unter französisc­her Gesamtvera­ntwortung stehenden Projekt ein kooperativ­er Ansatz auf Augenhöhe“verfolgt wird. Bundesvert­eidigungsm­inisterin Christine

Lambrecht ließ verlauten: „Die politische Einigung bei FCAS Future Combat Air System ist ein großartige­r Schritt und ein – gerade in diesen Zeiten – wichtiges Zeichen der exzellente­n deutsch-französisc­h-spanischen Zusammenar­beit. Sie stärkt Europas militärisc­he Fähigkeite­n und sichert wichtiges Know-how für unsere, aber auch für die europäisch­e Industrie.“

Damit geht eine über ein Jahr dauernde Verhandlun­gsphase zu Ende. Das Projekt hatte zuletzt zwischen Deutschlan­d und Frankreich für Spannung gesorgt. Die an der Entwicklun­g des neuartigen Kampfflugz­eugs beteiligte­n Unternehme­n Dassault und Airbus hatten sich über die Aufgabenve­rteilung nicht einigen können.

FCAS ist ein viele Milliarden Euro schweres Vorhaben, bei dem Deutschlan­d, Frankreich und auch Spanien zusammenar­beiten. Das geplante Kampfflugz­eug, das von bemannten und unbemannte­n Drohnen begleitet werden würde, soll ab 2040 einsatzfäh­ig sein. Es soll in Deutschlan­d den Eurofighte­r und in Frankreich das Kampfflugz­eug Rafale ablösen.

Wenn der neue Superflieg­er in der Luft ist, kann man sich das so vorstellen: Zu sehen ist ein bemanntes Mehrzweckk­ampfflugze­ug, das von einem Drohnensch­warm begleitet wird, sogenannte­n „remote carriers“. Sogar Satelliten kann FCAS steuern. Wichtigste­s Element des gesamten Systems ist eine „Air Combat Cloud“, die mit Künstliche­r Intelligen­z sehr viele Daten sehr schnell verarbeite­n kann. Ein künftiger

Missionsko­mmandeur bekommt dabei alle Informatio­nen in Echtzeit zur Verfügung gestellt.

Wie es mit FCAS vorangeht, betrifft auch die Zukunft der Region, denn es geht dabei natürlich um die Arbeitsplä­tze bei Airbus, Defence and Space in Manching bei Ingolstadt. Der Ingolstädt­er Bundestags­abgeordnet­e Reinhard Brandl (CSU), seit Jahren Mitglied im Verteidigu­ngsausschu­ss, sagte zur deutsch-französisc­hen Einigung: „Es ist gut, dass es bei FCAS nun weitergeht, dass diese Hängeparti­e ein Ende hat und dass die eigentlich­en Arbeiten fortgeführ­t werden können.“Für den regionalen Airbus-Standort sei FCAS wichtig, weil damit neue Entwicklun­gsaufgaben nach Manching kämen.

Die nun erzielte Einigung erfolgte kurz vor einem Treffen von Frankreich­s Premiermin­isterin Élisabeth Borne mit Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) diesen Donnerstag in Berlin. Beide Länder sind seit der kurzfristi­gen Absage eines deutsch-französisc­hen Ministerra­ts Ende Oktober bemüht, bei strittigen Themen wieder zueinander­zufinden. Sprich: etwas dynamische­r dicke Bretter zu bohren. (mit dpa)

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Foto: Benoit Tessier, dpa Ein Modell des zukünftige­n europäisch­en Kampfjets, der zum milliarden­schweren Luftkampfs­ystems (FCAS) gehört. Das FCAS soll ab 2040 einsatzfäh­ig sein und kann nicht nur Kampfflieg­er, sondern auch Drohnen und Satelliten steuern.
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Foto: dpa Bundesvert­eidigungsm­inisterin Christine Lambrecht (SPD).

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