Krypto-Crash: Ende oder Neuanfang?
Finanzkolumne Noch vor einem Jahr wurde Bitcoin als das digitale Gold gepriesen. Jetzt ist die Euphorie um das Digital-Geld erst mal abgeflaut. Doch auch in der Finanzbranche könnten Totgesagte länger leben.
Noch vor einem Jahr schwärmten Krypto-Enthusiasten von der Überlegenheit und Einzigartigkeit dieser digitalen Werte gegenüber der klassischen Kapitalanlage. Dem Bitcoin wurde mit dem damaligen Höchstkurs von 60.000 Euro sogar von der Investmentbank Goldman Sachs noch ein Steigerungspotenzial auf 100.000 Euro prophezeit. Die Überzeugten waren sich einig: Bitcoin ist das digitale Gold, dem weder Inflation noch Finanzmarktkrise etwas anhaben können, weil sich dessen Wert abgekoppelt von der Weltwirtschaft entwickelt.
Rückblickend betrachtet hat sich dies als kollektives Wunschdenken herausgestellt. Als mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine die Aktienkurse in den Keller rauschten, konnten sich auch die Kryptowährungen dem Verfall nicht widersetzen. So liegt der Bitcoin heute mit Stand November 2022 nur noch bei 16.000 Euro. Die Korrelation von Bitcoin und Aktien scheint also deutlich größer zu sein, als dies bislang angenommen worden ist.
Fatal für die Krypto-Kurse waren zudem die Pleiten wichtiger Branchenakteure wie die KryptoFirma Celsius Network, die Krypto-Bank Nuri und zuletzt die Handelsplattform FTX. Hierdurch ist viel Vertrauen in die digitalen Assets verloren gegangen. Doch bedeutet dies automatisch, dass der Krypto-Hype nun vorbei ist? Bitcoin nur eine kuriose Randnotiz in der Finanzgeschichte? Oder gilt am Ende doch der Spruch: „Totgesagte leben länger“?
In Anbetracht der riesigen Community, die sich über Jahre um Bitcoin & Co gebildet hat, scheint es eher wahrscheinlich, dass Krypto irgendwie überleben
wird, auch wenn dabei die Bedeutung für das Finanzsystem offenbleibt. Wer also in Kryptowährungen als kleine Beimischung für sein Portfolio weiter investiert sein will, sollte einige Dinge beachten und aus Fehlern der Vergangenheit lernen. Der Onlinehandel mit Krypto ist durch Plattformen wie Bison, BSDEX, Justtrade und andere sehr einfach geworden. So kann man direkt an der Börse kaufen und in der eigenen „Wallet“, der digitalen Geldbörse, die Bestände verwahren. Nutzerfreundlich machen es einem Neobroker, die mittels Smartphone-App den jederzeitigen Kryptohandel ermöglichen. Sie übernehmen auch die Verwahrung. Gerade hier sollte man bei der Auswahl des Handelsplatzes und noch wichtiger der Verwahrstelle aufpassen und nur Anbieter wählen, die eine Bafin-Linzenz für das Kryptoverwahrgeschäft haben. Zwar schützt diese auch nicht bei Insolvenz des Anbieters – jedoch läuft man zumindest nicht Gefahr, Betrügern in Netz zu gehen.
Wer sich nicht mit Coins oder
Wallets beschäftigen möchte, kann beispielsweise Bitcoins auch über ETP (Exchange Traded Product) handeln. Hier wird nicht direkt investiert, sondern mittels Schuldverschreibungen, die die Kursentwicklung des Bitcoins abbilden. Auch wenn die Werte meist in echten Coins hinterlegt sind, kommt es auch hier hinsichtlich Sicherheit auf deren Verwahrung an.
Technisch kniffliger, dafür aber am sichersten und kostengünstigsten ist es, wenn man seine Kryptocoins selbst in einer privaten Wallet aufbewahrt. Denn im Ernstfall gilt: Not your keys, not your coins.
Zur Person
Sascha Straub