Ein Frankfurter ist Japans bester Spieler
Daichi Kamada befindet sich in der Form seines Lebens – und will mit Japan der deutschen Elf ein Bein stellen. Erst ein Jahr in der belgischen Provinz ließ ihn reifen.
Das größte Lob der jüngeren Zeit gab es für Daichi Kamada vom kommenden Gegner. Manuel Neuer, Kapitän der deutschen Nationalelf, sagte vor dem Aufeinandertreffen der beiden Teams bei der WM (Mittwoch, 14 Uhr, ARD und MagentaTV) auf die Frage, auf welchen Spieler der Asiaten die deutsche Elf besonders achtgeben muss: „Natürlich Daichi Kamada von Frankfurt. Er ist ein sehr guter Spieler, der eine Position hat, die für uns gefährlich werden kann.“
Kamada pendelt sowohl bei seinem Verein als auch in der japanischen Auswahl zwischen Mittelfeld und Sturm, stößt immer wieder in die Spitze – und macht das in dieser Saison so gut, dass er sich zu einem der besten Offensivspieler der Liga aufgeschwungen hat: In 22 Pflichtspielen für die Hessen erzielte er zwölf Treffer und gab vier Vorlagen. Damit ist der 26-Jährige der torgefährlichste Spieler Frankfurts und einer der größten Hoffnungsträger Japans.
Dass er diese Entwicklung machen würde, war bei ihm nicht immer klar. Im Jahr 2017 wechselte er von Sagan Tosuan an den Main - und kam zuerst überhaupt nicht zurecht. Erst eine einjährige Leihe zum belgischen Mittelklasseklub St. Truiden brachte die Wende. In der Kleinstadt, die zwei Autostunden nordwestlich von Lüttich liegt, ging der Stern Kamadas auf. Nach Frankfurt kam er als Stammspieler zurück und kam zu mehr Spielanteilen. Lange haftete ihm aber immer noch der Makel an, zwar ein begnadeter Techniker und Dribbler zu sein, aber zu zaudernd und zu schludrig im Umgang mit Chancen zu agieren.
Im selben Maße, wie Eintracht Frankfurt sich immer weiter entwickelte, schritt aber auch der Lernprozess Kamadas voran. Mittlerweile gilt er auch als körperlich robust und hat in Deutschland die Kunst des Grätschens erlernt.
In Japans Nationalmannschaft ist er aktuell der größte Star und gibt mit dem Selbstbewusstsein aus Frankfurt die Richtung vor: Ins Viertelfinale dieser WM wolle er mit Japan kommen, sagte er erst kürzlich. Das ist angesichts des Umstands, dass Japan schon über bessere Mannschaften verfügte und mit den Gruppengegnern Spanien und Deutschland nicht die leichtesten Gegner erhalten hat, ambitioniert. Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre ein Erfolg gegen die DFB-Elf. Ob Kamada über die Saison hinaus in Frankfurt bleibt, ist alles andere als sicher: Der Vertrag des Spielmachers läuft aus, womit er ablösefrei wechseln könnte.