Donau Zeitung

Orchesterv­ereinigung bietet Mozart-Erlebnis im Stadtsaal

Drei Werke des Musik-Genies sind in Dillingen beim Winterkonz­ert zu hören. Eine Solistin sticht sogar den virtuosen Dirigenten aus.

- Von Bernhard Joseph Probst

Ziemlich voll war der Dillinger Stadtsaal am Sonntag beim Winterkonz­ert der Dillinger Orchesterv­ereinigung. Im Sommerkonz­ert im Juni huldigten die Musizieren­den Beethoven, dieses Mal zollten sie einem anderen Großmeiste­r der Wiener Klassik Tribut: Es gab dreimal Mozart. Im Vergleich zu den Temperatur­en von mehr als 30 Grad im Sommer schlug das Thermomete­r diesmal 19 Grad an. Das Publikum hat erst mal die Jacken anbehalten.

Herzerwärm­end ist es jedoch, dieses Orchester zu sehen. In den Reihen der Musiker finden sich inzwischen erstaunlic­h viele junge Gesichter. Das war beim Sommerkonz­ert noch ganz anders. Den Auftakt bildete Mozarts “Serenata notturna” (KV 239), für die aus dem Orchester vier Solisten hervortrat­en, zu denen auch der Dirigent

Ludwig Hornung an der Geige gehörte. Dazu gesellten sich noch eine Violine und eine Bratsche und ein äußerst präsenter Kontrabass, gespielt von Elke Hahn. Schade, dass die Sicht auf die exponierte­n Instrument­alisten durch ihre Notenständ­er und das Podest für den Dirigenten regelrecht verdeckt wurde. Kompositor­isch zog Mozart in dem Werk alle Register – die schnellen Läufe und die PizzicatoP­assagen wurden wunderbar ausgeführt.

Für das zweite Stück war ein kurzer Umbau vonnöten. Ludwig Hornung kehrte dabei auf das Dirigenten­podest zurück. Bläser traten auf.

Zu denen gesellte sich mit Hannah Nassl eine hochkaräti­ge Solistin, die mit ihrer Performanc­e in jeder Hinsicht überzeugte. Dargeboten wurde Mozarts Konzert in A-Dur (KV 622). Obwohl der Komponist dieses Concerto nur zwei Monate vor seinem Tod verfasste, strahlt es eine Vitalität aus, die an diesem Abend transparen­t wurde. Schon das verspielte, klassischm­ozarteske und allseits bekannte Thema des ersten Satzes transporti­erte die Zuhörer und Zuhörerinn­en in die schönen imaginären

Straßen von Wien. Dabei fügten sich die Bläser wunderbar ein in ein prächtig-homogenes Klanggebil­de. Dieses schmückte Klarinetti­stin Nassl mit ihrem großartige­n Spiel.

Sie ist überhaupt eine fantastisc­he Erscheinun­g. In einem perlenbese­tzten Oberteil samt Marlenehos­e stand sie da und spielte die Musik mit dem ganzen Körper. Ihre Präsenz stach sogar die des quirligen Dirigenten Ludwig Hornung aus. Sogar das Umblättern ihrer Noten wird bei ihr zu einer Angelegenh­eit von Anmut und höchster Eleganz. Ihre oft geschlosse­nen Augen glitzern und man merkt an ihren stets hochgezoge­nen Mundwinkel­n, dass sie liebt, was sie tut. Ihre Präsenz füllt den Raum aus, und wenn sie die Luft zum Spielen holt, meint man, sie würde die Musik einatmen. Ihr Ton ist weich wie Samt und keinesfall­s zu energisch. Hornung honorierte diese Leistung mit einer Umarmung.

Nach der Pause trat der Dirigent wieder in den Vordergrun­d. Zur Prager Symphonie (KV 504) lieferte er sein virtuoses Dirigat und wurde seinem Image als exzentrisc­her Maestro wieder einmal völlig gerecht. Auch er scheint die Musik mit jeder Faser seines Körpers zu spüren.

Manchmal schwankte bei seinem energische­n Auftreten sogar hörbar das Podest, auf dem er stand, was in den ersten Reihen für schmunzeln­de Gesichter sorgte. Obwohl das Werk etwas mehr Geschwindi­gkeit vertragen hätte können, entfaltete es volle Wirkung und breitete sich als wohliger Klangteppi­ch im Saal aus. Ein wahrhaft gelungener Abend. Das sah auch Ludwig Hornung so. “Es gibt natürlich immer Luft nach oben, aber das war wirklich gut”, sagte der Dirigent zufrieden.

Dieser sorgte noch für einen Lacher zum Schluss, als er nicht wusste, wohin mit dem Blumenstra­uß, der ihm am Schluss des Konzerts überreicht wurde. Er warf ihn kurzerhand ganz hinten ins Orchester zur Bläsersekt­ion, dort befand sich nämlich seine Frau.

 ?? ??
 ?? Fotos: Bernhard Joseph Probst ?? Viel Beifall erhielt die Orchesterv­ereinigung Dillingen, unter ihnen Solistin Hannah Nassl (links), bei ihrem Auftritt im Stadtsaal.
Fotos: Bernhard Joseph Probst Viel Beifall erhielt die Orchesterv­ereinigung Dillingen, unter ihnen Solistin Hannah Nassl (links), bei ihrem Auftritt im Stadtsaal.

Newspapers in German

Newspapers from Germany