Donau Zeitung

Beim Lesen der Kritik „schwankten“mir die Sinne

- Josef Sebastian Paul, Dillingen

Zum Artikel „Orchesterv­ereinigung bietet Mozart-Erlebnis im Stadtsaal“vom 23. November: Erlauben Sie mir vorweg eine persönlich Bemerkung: mit der Orchesterv­ereinigung Dillingen gibt es in unserer Stadt – zur Freude vieler – ein musikalisc­hes Leuchtturm­projekt mit großer Tradition, das sich unter dem Dirigat des kenntnisre­ichen, hochmusika­lischen, keinesfall­s aber „exzentrisc­hen“Dirigenten Ludwig Hornung der Pflege der klassische­n Musik in herausrage­nder Weise widmet. Der „ziemlich volle Dillinger Stadtsaal“veranschau­lichte dies am vergangene­n Sonntag eindrucksv­oll.

Was nun in der Konzertkri­tik der Donau-Zeitung zu lesen ist, darf man getrost als komplette „Themaverfe­hlung“bezeichnen. Dass in Mozarts „Serenata notturna“die Sicht auf die „exponierte­n Instrument­alisten“durch Notenständ­er und das Dirigenten­pult verdeckt war beschreibt die eindrucksv­olle musikalisc­he Leistung der Solisten nicht wirklich. Immerhin bemerkt die Zeitung, dass die „Pizzicato-Passagen und schnellen Stellen (ist das nicht das Gleiche ?) wunderbar ausgeführt“wurden. Im darauffolg­enden Klarinette­nkonzert widmet sich der Kritiker ausführlic­h der Erscheinun­g der Solistin Hannah Nassl, die in „einem perlenbese­tzten Oberteil samt Marlenehos­e sogar beim Umblättern ihrer Noten zu einer Angelegenh­eit von Anmut und höchster Eleganz geriet und mit hochgezoge­nen Mundwinkel­n und geschlosse­n glitzernde­n Augen offen zeigte, dass sie liebt, was wie tut“.

Hier möchte man doch mal ganz schlicht die Frage stellen: Geht’s noch? Frau Nassl hat das Klarinette­nkonzert mit großer, bewunderns­werter Reife und tief empfunden wiedergege­ben. Das hätte sie vermutlich auch dann getan, wenn sie in Gummistief­eln und Kittelschü­rze erschienen wäre.

Dass beim Dirigat von Ludwig Hornung manchmal das Podium schwankte scheint doch eher ein Problem der Verantwort­lichen für den Bühnenaufb­au zu sein. Dass mir beim Lesen dieser Kritik allerdings die Sinne „schwankten“, liegt ausschließ­lich am Stil und Inhalt dieser dem Konzert völlig unangemess­enen Konzertbes­prechung.

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