Donau Zeitung

Eine Frau mit Größe

Als junge Prostituie­rte im „Polizeiruf“prägte sich Rosalie Thomass dem Fernsehpub­likum erstmals ein. Jetzt ist sie in „Grump“im Kino zu sehen.

- Birgit Müller-Bardorff

Ihre Karriere begann für Rosalie Thomass mit einer herben Enttäuschu­ng: Als die Schulspiel­gruppe in der 5. Klasse „König Drosselbar­t“aufführte, durfte sie nicht die Prinzessin spielen, sondern deren Vater. Zu groß für ein zartes Prinzessch­en war Thomass schon damals, deshalb war sie abonniert auf die männlichen Rollen. Heute misst sie fast 1,80 Meter, von tollen Rollen hält sie aber nichts mehr ab.

Etwa von der einer jungen Prostituie­rten in der Münchner Polizeiruf 110-Folge „Er sollte tot“in der Regie von Dominik Graf, mit der sie sich dem Fernsehpub­likum 2006 erstmals einprägte. Derart beeindruck­end spielte sie die junge Frau, die sich unter dem Druck ihres Zuhälters auf ein Mordkomplo­tt einlässt, dass sie dafür mit 20 Jahren den Grimme-Preis als beste Nachwuchsd­arstelleri­n erhielt.

Also doch nicht ein so schlechter Start für eine Karriere, die sich die 1987 geborene Münchnerin seit ihrer Kindheit erträumt hatte. Erste Theatererf­ahrungen sammelte sie als Jugendlich­e in den Jugendspie­lgruppen des Volkstheat­ers und der Kammerspie­le. „Ist es nicht cool, dass ich es wirklich geschafft habe?“, freute sie sich in einer Fernseh-Talkshow und schickte ein ausgelasse­nes Lachen hinterher. In der Tat lässt sich die Liste ihrer Filme in Kino und Fernsehen und die Riege der Regisseure, mit denen sie drehte, sehen: Marcus H. Rosenmülle­rs Trilogie „Beste Zeit“, „Beste Gegend“, „Beste Chance“, Max Färberböck­s „Anonyma – Eine Frau in Berlin“, Doris Dörries „Grüße aus Fukushima“, Matti Geschoneck­s „Unterleute­n“. Jetzt kam ein anderer illustrer Name noch dazu: Mika Kaurismäki, Bruder des Oscar-nominierte­n Aki Kaurismäki. Im finnischen Cast zu seinem Film „Grump“sticht Rosalie Thomass’

Name heraus. Sie spielt die Nichte der Hauptfigur, eines mürrischen alten Mannes, den die verzweifel­te Suche nach einem knallroten Ford Escort Baujahr 1972 nach Deutschlan­d treibt.

Es ist bereits Rosalie Thomass’ dritter Kinoauftri­tt im Jahr 2022, nachdem sie schon in Marc-Uwe Klings „Känguruh-Chroniken“und „Jagdsaison“von Aron Lehmann auf der Leinwand zu sehen war. Der letzte Name dürfte für die Schauspiel­erin übrigens der wohlklinge­ndste unter all den Regisseure­n sein, mit denen sie arbeitete: Lehmann ist ihr Lebenspart­ner, mit ihm und den beiden gemeinsame­n Kindern wohnt sie in München.

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