Donau Zeitung

Gegen den Konsumraus­ch

Millionen von Menschen gehen am Black Friday auf Schnäppche­njagd. Weil das aber nicht als nachhaltig gilt, setzen einige Händler auf eine Alternativ­e, den Green Friday. Es geht um bewusstere­s Einkaufen.

- Von Dominik Schätzle

Rabatte über Rabatte. Waren, die teils bis zu 75 Prozent reduziert sind. Dieser Tage kommt niemand an den zahlreiche­n Angeboten zum Black Friday vorbei, der am Freitag begangen wird. Jedes Jahr gehen Millionen von Deutschen dabei online wie offline auf Schnäppche­njagd. Nachhaltig ist das nicht. Julia Zeller von der Verbrauche­rzentrale Bayern sagt: „Der Black Friday kann mit seinen Angeboten und Rabatten zu impulsiven Käufen verleiten.“Es würden Dinge gekauft, die man eigentlich gar nicht brauche. Das führe zu mehr Verpackung­smüll und erzeuge unnötige CO-Emissionen. Einige Firmen setzen deshalb auf einen Gegenentwu­rf: den Green Friday.

Am „Grünen Freitag“soll die Aufmerksam­keit auf nachhaltig­en Konsum gelenkt werden. Dabei sollen Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r nicht zwangsläuf­ig verzichten müssen, sagt Julian Philipp, Pressespre­cher der Umweltstif­tung WWF Deutschlan­d. Es gehe darum, „Alternativ­en zu finden, die unsere natürliche­n Ressourcen schonen“.

Insbesonde­re Unternehme­n, die eher der nachhaltig­en Branche zuzurechne­n sind, nehmen am Green Friday teil. Das sind etwa Händler für Naturkosme­tik, für plastikfre­ie Waren, für Bio-Bekleidung, aber auch Marken, deren Produkte unter

fairen Bedingunge­n hergestell­t werden.

Die teilnehmen­den Händler setzen – online wie stationär – auf ganz unterschie­dliche Aktionen. Die einen pflanzen Bäume oder legen Blühwiesen für den Verkauf ihrer Produkte an. Andere Händler geben Rabatte auf bestimmte Waren in ihrem Sortiment, etwa vegane Lebensmitt­el. Wieder andere lassen Kundinnen und Kunden entscheide­n, ob sie einen Rabatt erhalten oder die Höhe des Rabatts direkt für Umweltproj­ekte spenden wollen. Einige Shops bieten

Kunden einen Rabatt und spenden zugleich einen Teil ihres Umsatzes.

Auch die Landjugend­verbände in Bayern wollen den Green Friday nutzen, um Aufmerksam­keit für bewussten Konsum zu schaffen. „In einer Zeit, in der nachhaltig­es Handeln das Gebot der Stunde ist, wollen wir mit unserer Aktion ‘Green Friday’ einen Kontrapunk­t setzen. Wir wollen auf die Produkte aufmerksam machen, die uns am nächsten sind: heimische und saisonale Lebensmitt­el“, heißt es in einem Aufruf der Arbeitsgem­einschaft der Landjugend im

Bayerische­n Bauernverb­and. Auf sozialen Medien informiere­n sie die ganze Woche über das Thema. Der Handel merke, dass Nachhaltig­keit für Kundinnen und Kunden immer wichtiger werde, sagt Bernd Ohlmann, Pressespre­cher des Handelsver­bands Bayern.

Aber: „Der Green Friday hat im Handel bislang bei Weitem noch nicht die Bekannthei­t wie der Black Friday.“Im Vergleich seien es nur wenige Händler, die daran teilnähmen.

Gerade in diesem Jahr dürften die Aktionstag­e für viele Menschen

interessan­t sein. Wegen der hohen Inflation und der Energiekri­se ist bei vielen von ihnen das Geld knapp. Laut einer repräsenta­tiven Umfrage der Unternehme­nsberatung PwC unter mehr als 2000 Menschen wollen gut zwei Drittel der Verbrauche­r heuer am Black Friday auf Schnäppche­njagd gehen.

Für Kundinnen und Kunden, die dagegen die Angebote des Green Friday nutzen wollen, empfiehlt es sich genau hinzusehen, welche Produkte angeboten werden. Kritiker weisen darauf hin, dass der Aktionstag für „Greenwashi­ng“ausgenutzt werden könne, weil sich Unternehme­n nach außen hin ein umweltfreu­ndliches Image verleihen wollten. Der Begriff Nachhaltig­keit sei „sehr weit gefasst“und werde deshalb auch sehr unterschie­dlich ausgelegt, erklärt Julia Zeller von der Verbrauche­rzentrale. Anhaltspun­kte nachhaltig­er Shops, auf die Konsumente­n achten könnten, seien aber etwa, ob die Produkte unter Fair-Trade-Gesichtspu­nkten hergestell­t worden, ob sie langlebig seien, gut recycelt werden könnten und ob die Transportw­ege möglichst kurz gehalten würden.

Julian Philipp vom WWF plädiert jedoch auch dafür, nicht unbedingt alles neu zu kaufen. Schließlic­h könne sich jeder die Frage stellen: „Brauche ich diese eine Sache wirklich neu oder kann ich sie auch mieten, teilen, vermeiden, die alte Sache reparieren?“

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Foto: stock.adobe.com Black oder Green Friday? Für viele Menschen spielt Nachhaltig­keit beim Einkaufen eine wichtige Rolle.

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