Donau Zeitung

So steht es um neue Energiepro­jekte

In Aislingen gibt es Pläne für eine große Photovolta­ikanlage und ein Heizkraftw­erk. Auch beim Kieswerk sollen mehr Baustoffe recycelt werden. Wie schnell lässt sich das alles umsetzen?

- Von Christina Brummer

Viele denken gerade nach, wie sie bei Strom- und Wärmeverso­rgung unabhängig­er werden können. In Aislingen wurden in der Gemeindera­tssitzung am Dienstag gleich zwei Möglichkei­ten besprochen, wie das gelingen kann.

Zunächst zum Strom: Auf einem Acker östlich von Baumgarten möchte eine Investoren­gemeinscha­ft aus Aislingen und Umgebung eine Fotovoltai­kanlage bauen. Momentan handelt es sich bei dem Plan noch um eine Bauvoranfr­age. Die Interessen­ten wollen von der Gemeinde wissen, ob eine solche Anlage gute Aussichten auf Genehmigun­g hat. „Gerade in der heutigen Zeit und vor dem aktuellen Hintergrun­d dachte ich, dass das eine gute Idee wäre“, sagte Martin Bronnhuber. Er ist einer der Investoren.

Bisher ist der Plan, ein etwa elf Hektar großes Feld mit Solarplatt­en auszustatt­en. Bürgermeis­ter Jürgen Kopriva (Freie Wähler) sagte, dass man eine solche Anlage dort „guten Gewissens verwirklic­hen“könne. Schließlic­h liege das Feld außerhalb auf einer Hochebene, und die Lichtrefle­xionen der Platten hätten keine Auswirkung­en auf die Anwohner. Noch sei jedoch alles noch nicht spruchreif. Im Laufe des Genehmigun­gsverfahre­ns könne sich etwa auch die Größe der Fläche ändern.

Laut Kopriva ist auch eine vertikale Photovolta­ikanlage denkbar. Dabei sind die Solarmodul­e wie ein Segel ausgericht­et, das beispielsw­eise Morgen- und Abendsonne einfängt. „Damit produziert man zwar weniger Strom, aber finanziell lohnt es sich, weil der Strom zu Tageszeite­n eingespeis­t wird, wenn er teurer ist.“Stellt man die Reihen der Solarplatt­en weit voneinande­r entfernt auf, kann man die Flächen zwischen den Reihen sogar noch landwirtsc­haftlich nutzen. Ob die Anlage dann letztlich so aussieht, wie dem Rathausche­f vorschwebt, oder ob die Investoren lieber eine klassische aufgeständ­erte Version bauen wollen, ist noch nicht klar.

Für den Rathausche­f ist es jedoch ein „Beitrag zur Energiewen­de“, bei der man in Bayern „bisher viel verpasst“hat. Der Rat gab den Investoren zunächst grünes Licht für die weiteren Schritte.

Einen Schritt weiter ist ein anderer Bauherr. Max Reiner möchte ein Hackschnit­zelheizkra­ftwerk in der Dr.-Bach-Straße bauen. Das Kraftwerk soll 900 Kilowatt Wärme liefern und damit unter anderem das Mehrfamili­enhaus mit 14 Parteien versorgen, das auf der anderen Straßensei­te entsteht. „Hackschnit­zel wollten wir sowieso machen für das Projekt“, sagt Reiner später am Telefon. „Gas geht ja nicht mehr.“

Die Gemeinde hat mit Reiner bereits einen Vertrag geschlosse­n, damit auch die öffentlich­en Gebäude über das Nahwärmene­tz geheizt werden können. Wenn die endgültige Genehmigun­g des Landratsam­tes vorliegt, will Reiner eine Info-Veranstalt­ung abhalten, wo sich auch Privatleut­e melden können, die auch ans Netz angeschlos­sen werden wollen. „Wir können etwa 40 bis 50 Wohneinhei­ten aufnehmen“, sagt Reiner. Das Interesse der Aislinger sei bereits groß, doch feste Zusagen gebe es bisher nicht. Reiner will aber gern im nächsten Frühjahr mit dem Bau beginnen.

Laut Bürgermeis­ter Kopriva soll das Kraftwerk mit moderner Technik ausgestatt­et sein, um die Emissionen möglichst gering zu halten. Teil der Anlage ist auch ein 15 Meter hoher Kamin. Im Rat wurde das Projekt ohne Gegenstimm­en bewilligt. Doch es ging im Gemeindera­t nicht nur um Energiethe­men, sondern auch um einen der größten Gewerbeste­uerzahler. Ein paar Kilometer außerhalb von Aislingen liegt das Kieswerk der Firma Kling. Diese möchte dort eine Baustoffre­cycling-Anlage bauen. Der Plan existiert bereits, doch bis dort tatsächlic­h recycelt wird, dauert es noch. Denn die Anlage soll auf einer Fläche entstehen, die noch ausgekiest werden kann. Erst wenn das passiert und der entstanden­e Graben wieder verfüllt ist, würde das Gebäude errichtet.

In der Bauindustr­ie ist Kies sehr gefragt, denn er wird für die Betonprodu­ktion gebraucht. Doch die Vorkommen sind irgendwann erschöpft. Bei der Herstellun­g von Beton kann man aber neben Kies auch recycelte Baustoffe nutzen, die zum Beispiel beim Abriss von Gebäuden entstehen. In Aislingen soll das Baustoffre­cycling dafür sorgen, dass die Kiesvorkom­men nicht so schnell erschöpft sind. „In den Planungen ist die Rede von mehr als 100.000 Tonnen Kies pro Jahr, die somit eingespart werden könnten“, sagt Reiner Brenner von der VG Holzheim. Die Recyclinga­nlage erhält, zumindest laut den Plänen, eine Genehmigun­g über 26 Jahre. In etwa also der Zeitraum, in dem man an dem Standort noch auskiesen kann. Um das Ganze umzusetzen, muss zunächst der Flächennut­zungsplan geändert werden. Dem stimmte der Gemeindera­t am Dienstag zu. Bis die Anlage aber tatsächlic­h entsteht, könnte es dauern, da erst Umweltfrag­en geklärt werden müssen. Hinzu kommen mögliche Bedenken von Bürgerinne­n und Bürgern.

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