So steht es um neue Energieprojekte
In Aislingen gibt es Pläne für eine große Photovoltaikanlage und ein Heizkraftwerk. Auch beim Kieswerk sollen mehr Baustoffe recycelt werden. Wie schnell lässt sich das alles umsetzen?
Viele denken gerade nach, wie sie bei Strom- und Wärmeversorgung unabhängiger werden können. In Aislingen wurden in der Gemeinderatssitzung am Dienstag gleich zwei Möglichkeiten besprochen, wie das gelingen kann.
Zunächst zum Strom: Auf einem Acker östlich von Baumgarten möchte eine Investorengemeinschaft aus Aislingen und Umgebung eine Fotovoltaikanlage bauen. Momentan handelt es sich bei dem Plan noch um eine Bauvoranfrage. Die Interessenten wollen von der Gemeinde wissen, ob eine solche Anlage gute Aussichten auf Genehmigung hat. „Gerade in der heutigen Zeit und vor dem aktuellen Hintergrund dachte ich, dass das eine gute Idee wäre“, sagte Martin Bronnhuber. Er ist einer der Investoren.
Bisher ist der Plan, ein etwa elf Hektar großes Feld mit Solarplatten auszustatten. Bürgermeister Jürgen Kopriva (Freie Wähler) sagte, dass man eine solche Anlage dort „guten Gewissens verwirklichen“könne. Schließlich liege das Feld außerhalb auf einer Hochebene, und die Lichtreflexionen der Platten hätten keine Auswirkungen auf die Anwohner. Noch sei jedoch alles noch nicht spruchreif. Im Laufe des Genehmigungsverfahrens könne sich etwa auch die Größe der Fläche ändern.
Laut Kopriva ist auch eine vertikale Photovoltaikanlage denkbar. Dabei sind die Solarmodule wie ein Segel ausgerichtet, das beispielsweise Morgen- und Abendsonne einfängt. „Damit produziert man zwar weniger Strom, aber finanziell lohnt es sich, weil der Strom zu Tageszeiten eingespeist wird, wenn er teurer ist.“Stellt man die Reihen der Solarplatten weit voneinander entfernt auf, kann man die Flächen zwischen den Reihen sogar noch landwirtschaftlich nutzen. Ob die Anlage dann letztlich so aussieht, wie dem Rathauschef vorschwebt, oder ob die Investoren lieber eine klassische aufgeständerte Version bauen wollen, ist noch nicht klar.
Für den Rathauschef ist es jedoch ein „Beitrag zur Energiewende“, bei der man in Bayern „bisher viel verpasst“hat. Der Rat gab den Investoren zunächst grünes Licht für die weiteren Schritte.
Einen Schritt weiter ist ein anderer Bauherr. Max Reiner möchte ein Hackschnitzelheizkraftwerk in der Dr.-Bach-Straße bauen. Das Kraftwerk soll 900 Kilowatt Wärme liefern und damit unter anderem das Mehrfamilienhaus mit 14 Parteien versorgen, das auf der anderen Straßenseite entsteht. „Hackschnitzel wollten wir sowieso machen für das Projekt“, sagt Reiner später am Telefon. „Gas geht ja nicht mehr.“
Die Gemeinde hat mit Reiner bereits einen Vertrag geschlossen, damit auch die öffentlichen Gebäude über das Nahwärmenetz geheizt werden können. Wenn die endgültige Genehmigung des Landratsamtes vorliegt, will Reiner eine Info-Veranstaltung abhalten, wo sich auch Privatleute melden können, die auch ans Netz angeschlossen werden wollen. „Wir können etwa 40 bis 50 Wohneinheiten aufnehmen“, sagt Reiner. Das Interesse der Aislinger sei bereits groß, doch feste Zusagen gebe es bisher nicht. Reiner will aber gern im nächsten Frühjahr mit dem Bau beginnen.
Laut Bürgermeister Kopriva soll das Kraftwerk mit moderner Technik ausgestattet sein, um die Emissionen möglichst gering zu halten. Teil der Anlage ist auch ein 15 Meter hoher Kamin. Im Rat wurde das Projekt ohne Gegenstimmen bewilligt. Doch es ging im Gemeinderat nicht nur um Energiethemen, sondern auch um einen der größten Gewerbesteuerzahler. Ein paar Kilometer außerhalb von Aislingen liegt das Kieswerk der Firma Kling. Diese möchte dort eine Baustoffrecycling-Anlage bauen. Der Plan existiert bereits, doch bis dort tatsächlich recycelt wird, dauert es noch. Denn die Anlage soll auf einer Fläche entstehen, die noch ausgekiest werden kann. Erst wenn das passiert und der entstandene Graben wieder verfüllt ist, würde das Gebäude errichtet.
In der Bauindustrie ist Kies sehr gefragt, denn er wird für die Betonproduktion gebraucht. Doch die Vorkommen sind irgendwann erschöpft. Bei der Herstellung von Beton kann man aber neben Kies auch recycelte Baustoffe nutzen, die zum Beispiel beim Abriss von Gebäuden entstehen. In Aislingen soll das Baustoffrecycling dafür sorgen, dass die Kiesvorkommen nicht so schnell erschöpft sind. „In den Planungen ist die Rede von mehr als 100.000 Tonnen Kies pro Jahr, die somit eingespart werden könnten“, sagt Reiner Brenner von der VG Holzheim. Die Recyclinganlage erhält, zumindest laut den Plänen, eine Genehmigung über 26 Jahre. In etwa also der Zeitraum, in dem man an dem Standort noch auskiesen kann. Um das Ganze umzusetzen, muss zunächst der Flächennutzungsplan geändert werden. Dem stimmte der Gemeinderat am Dienstag zu. Bis die Anlage aber tatsächlich entsteht, könnte es dauern, da erst Umweltfragen geklärt werden müssen. Hinzu kommen mögliche Bedenken von Bürgerinnen und Bürgern.