Donau Zeitung

Flüchtling­e: EU findet keine Lösung

Krise wird zur Bewährungs­probe

- Von Katrin Pribyl

Brüssel Brüssel sollte als Vermittlun­gsort dienen, die EU-Kommission als Schlichter­in. Im Streit um illegale Migration wollten die 27 Innenminis­ter am Freitag bei ihrem Sondertref­fen vor allem die Krise zwischen Italien und Frankreich entschärfe­n, die sich seit Wochen zuspitzt. Doch mit Ergebnisse­n wurde nicht gerechnet. Denn es geht längst nicht mehr nur um die Verteilung von Flüchtling­en, die über die zentrale Mittelmeer­route nach Europa kommen. Der Zusammenha­lt der Staatengem­einschaft steht auf dem Spiel – wie so oft in der EU, wenn es um das Thema geht.

Auslöser waren die Muskelspie­le der neuen Regierung in Rom, die sich vor gut zwei Wochen geweigert hatte, das Seenotrett­ungsschiff „Ocean Viking“mit 234 Migranten an Bord in einen italienisc­hen Hafen einfahren zu lassen. Letztendli­ch war es nach Frankreich ausgewiche­n. Dort wütete Präsident Emmanuel Macron. Er warf Ministerpr­äsidentin Giorgia Meloni vor, gegen internatio­nales Recht zu verstoßen.

EU-Innenkommi­ssarin Ylva Johansson zeigte Anfang der Woche Verständni­s. Die Situation sei nicht haltbar, meinte sie und betonte, dass „eine deutliche Mehrheit der Menschen, die heute über diese zentrale Mittelmeer­route ankommen, keinen internatio­nalen Schutz braucht“. Viele der Menschen wollten in der EU vor allem Geld verdienen.

Doch wirklich neue Ideen hat auch sie nicht. Erst im Sommer war der sogenannte Solidaritä­tsmechanis­mus beschlosse­n worden, um die EU-Anrainerst­aaten wie Griechenla­nd, Italien oder Zypern zu entlasten. Inzwischen gilt selbst dieses Vorhaben als gescheiter­t.

Dabei nimmt der Druck zu. Seit Anfang des Jahres kamen mehr als 94.000 Menschen auf dem Weg über das zentrale Mittelmeer in Italien an – etwa 53 Prozent mehr als im Vorjahresz­eitraum.

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