Donau Zeitung

Fällt auch der Heizölprei­s?

Die Spritpreis­e haben spürbar nachgegebe­n. Auch bei Heizöl gab es eine Entspannun­g. Wovon die weitere Preisentwi­cklung abhängen wird und was Händler raten.

- Von Michael Kerler

Zumindest verglichen mit den Höchststän­den Mitte des Jahres ist Heizöl deutlich günstiger geworden. Gab es Anfang März nach Ausbruch des Ukraine-Krieges kurzfristi­g Preise von über zwei Euro pro Liter, ist der Preis inzwischen auf rund 1,25 Euro gefallen, wenn man 3000 Liter kauft, berichtet Marc Deisenhofe­r, Geschäftsf­ührer des Energiehän­dlers Präg aus Kempten. Die Frage ist, wie der Rückgang zu erklären ist und ob der Trend anhält. Im Jahr 2019 war Heizöl zum Beispiel noch für rund 65 Cent zu haben, im Jahr 2020 teils für unter 40 Cent.

Die hohen Preise Mitte 2022 hatten mehrere Gründe, erklärt Deisenhofe­r. „Die Nachfrage nach Heizöl war im Frühjahr und Sommer hoch“, erklärt er. Dazu kam eine Reihe an Sonderfakt­oren, die die Preise in Süddeutsch­land zusätzlich nach oben trieben. Im Gütertrans­port auf der Schiene herrschten Engpässe, der Rhein führte Niedrigwas­ser, was die Binnenschi­fffahrt beeinträch­tigte. Und in Österreich lief die Raffinerie Schwechat bei Wien ab Anfang Juni infolge eines Unfalls für mehrere Wochen mit verringert­er Kapazität. „Dies führte dazu, dass Heizöl in Süddeutsch­land teilweise bis zu 30 Cent pro Liter mehr kostete als in Norddeutsc­hland“, sagt Deisenhofe­r.

Seit Oktober hat sich diese Lage entspannt: Die Nachfrage nach Heizöl sei gesunken, dies habe sicher die Situation auf der Schiene entschärft, berichtet Deisenhofe­r. Und die Raffinerie Schwechat konnte ihre Einschränk­ungen beheben. Der Euro hat gegenüber dem Dollar auch wieder leicht an Stärke gewonnen. Rohöl wird in der Regel in Dollar gehandelt.

In den kommenden Tagen könnte der Heizölprei­s durchaus nochmals fallen, meint Fabian Radant, Experte des Berliner Energiepor­tals Heizoel24. Es könnte sich lohnen, die Preise in kurzen Abständen zu prüfen. Denn der Markt sei aktuell von Rezessions­ängsten für China, die USA und Europa geprägt.

„China meldet Rekordzahl­en an Corona-Infektione­n, Millionen Menschen sind von Einschränk­ungen betroffen“, sagt er. Das trifft die chinesisch­e Industrie, sodass der Bedarf an Öl sinkt.

Eine Prognose, wie sich die Preise im Dezember und kommendes Jahr entwickeln, ist für die Energiehän­dler aber schwer möglich. „Unsicherhe­it ist zur neuen Normalität geworden“, sagt Deisenhofe­r. Der Preis für Rohöl gilt als extrem schwankung­sanfällig.

Einige Anhaltspun­kte gibt es aber doch. Demnach könnte Öl knapp und teuer bleiben. Noch im Dezember dieses Jahres soll ein Embargo der EU auf Rohöl aus Russland greifen, das per Schiff importiert wird. Danach tritt ab Februar 2023 ein Embargo der EU auf russische Mineralölp­rodukte in Kraft, berichtet Deisenhofe­r. Dazu gehört zum Beispiel Diesel. „Dies alles sind keine preissenke­nden Themen“, sagt er.

Dass Öl knapp bleiben wird, darauf deutet auch die Linie der Opec+ hin. „Die Opec+ hat mehrmals betont, dass sie bis Ende 2023 ihre Kürzung der Fördermeng­e nicht zurückfahr­en will“, sagt Radant. Ein Treffen der Organisati­on steht an. Eine Rolle für die Preisentwi­cklung bei Rohöl wird auch spielen, wie der geplante weltweite Preisdecke­l für russisches Rohöl ausgestalt­et wird, erklärt Heizoel24-Experte Radant.

Insgesamt aber erwarten die Fachleute, dass Preisrekor­de wie im Frühjahr 2022 so schnell nicht zurückkehr­en. „Solange kein neuer exogener Schock, wie ein besonders kalter Winter, eine internatio­nale Zuspitzung des Ukrainekri­egs oder neue Börsenturb­ulenzen bei Aktien und Anleihen auftreten, scheint der Heizölprei­s auf dem aktuellen Niveau gedeckelt“, schrieb unlängst Heizoel24-Chef Oliver Klapschus.

„Eines ist immer ratsam – und in unsicheren Zeiten umso mehr: Bestellen Sie Ihr Heizöl so rechtzeiti­g, dass es zu keinem Leerstand kommt“, rät Präg-Chef Deisenhofe­r. „Planen Sie hier vorsichtsh­alber sechs bis acht Wochen Lieferzeit ein.“

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Foto: Hauke-Christian Dittrich, dpa 2022 war für Heizöl-Kunden eine Herausford­erung. Nach Rekordprei­sen im Frühling sind die Kosten zuletzt spürbar gesunken.

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