Fällt auch der Heizölpreis?
Die Spritpreise haben spürbar nachgegeben. Auch bei Heizöl gab es eine Entspannung. Wovon die weitere Preisentwicklung abhängen wird und was Händler raten.
Zumindest verglichen mit den Höchstständen Mitte des Jahres ist Heizöl deutlich günstiger geworden. Gab es Anfang März nach Ausbruch des Ukraine-Krieges kurzfristig Preise von über zwei Euro pro Liter, ist der Preis inzwischen auf rund 1,25 Euro gefallen, wenn man 3000 Liter kauft, berichtet Marc Deisenhofer, Geschäftsführer des Energiehändlers Präg aus Kempten. Die Frage ist, wie der Rückgang zu erklären ist und ob der Trend anhält. Im Jahr 2019 war Heizöl zum Beispiel noch für rund 65 Cent zu haben, im Jahr 2020 teils für unter 40 Cent.
Die hohen Preise Mitte 2022 hatten mehrere Gründe, erklärt Deisenhofer. „Die Nachfrage nach Heizöl war im Frühjahr und Sommer hoch“, erklärt er. Dazu kam eine Reihe an Sonderfaktoren, die die Preise in Süddeutschland zusätzlich nach oben trieben. Im Gütertransport auf der Schiene herrschten Engpässe, der Rhein führte Niedrigwasser, was die Binnenschifffahrt beeinträchtigte. Und in Österreich lief die Raffinerie Schwechat bei Wien ab Anfang Juni infolge eines Unfalls für mehrere Wochen mit verringerter Kapazität. „Dies führte dazu, dass Heizöl in Süddeutschland teilweise bis zu 30 Cent pro Liter mehr kostete als in Norddeutschland“, sagt Deisenhofer.
Seit Oktober hat sich diese Lage entspannt: Die Nachfrage nach Heizöl sei gesunken, dies habe sicher die Situation auf der Schiene entschärft, berichtet Deisenhofer. Und die Raffinerie Schwechat konnte ihre Einschränkungen beheben. Der Euro hat gegenüber dem Dollar auch wieder leicht an Stärke gewonnen. Rohöl wird in der Regel in Dollar gehandelt.
In den kommenden Tagen könnte der Heizölpreis durchaus nochmals fallen, meint Fabian Radant, Experte des Berliner Energieportals Heizoel24. Es könnte sich lohnen, die Preise in kurzen Abständen zu prüfen. Denn der Markt sei aktuell von Rezessionsängsten für China, die USA und Europa geprägt.
„China meldet Rekordzahlen an Corona-Infektionen, Millionen Menschen sind von Einschränkungen betroffen“, sagt er. Das trifft die chinesische Industrie, sodass der Bedarf an Öl sinkt.
Eine Prognose, wie sich die Preise im Dezember und kommendes Jahr entwickeln, ist für die Energiehändler aber schwer möglich. „Unsicherheit ist zur neuen Normalität geworden“, sagt Deisenhofer. Der Preis für Rohöl gilt als extrem schwankungsanfällig.
Einige Anhaltspunkte gibt es aber doch. Demnach könnte Öl knapp und teuer bleiben. Noch im Dezember dieses Jahres soll ein Embargo der EU auf Rohöl aus Russland greifen, das per Schiff importiert wird. Danach tritt ab Februar 2023 ein Embargo der EU auf russische Mineralölprodukte in Kraft, berichtet Deisenhofer. Dazu gehört zum Beispiel Diesel. „Dies alles sind keine preissenkenden Themen“, sagt er.
Dass Öl knapp bleiben wird, darauf deutet auch die Linie der Opec+ hin. „Die Opec+ hat mehrmals betont, dass sie bis Ende 2023 ihre Kürzung der Fördermenge nicht zurückfahren will“, sagt Radant. Ein Treffen der Organisation steht an. Eine Rolle für die Preisentwicklung bei Rohöl wird auch spielen, wie der geplante weltweite Preisdeckel für russisches Rohöl ausgestaltet wird, erklärt Heizoel24-Experte Radant.
Insgesamt aber erwarten die Fachleute, dass Preisrekorde wie im Frühjahr 2022 so schnell nicht zurückkehren. „Solange kein neuer exogener Schock, wie ein besonders kalter Winter, eine internationale Zuspitzung des Ukrainekriegs oder neue Börsenturbulenzen bei Aktien und Anleihen auftreten, scheint der Heizölpreis auf dem aktuellen Niveau gedeckelt“, schrieb unlängst Heizoel24-Chef Oliver Klapschus.
„Eines ist immer ratsam – und in unsicheren Zeiten umso mehr: Bestellen Sie Ihr Heizöl so rechtzeitig, dass es zu keinem Leerstand kommt“, rät Präg-Chef Deisenhofer. „Planen Sie hier vorsichtshalber sechs bis acht Wochen Lieferzeit ein.“