Donau Zeitung

Costa Rica wird zur deutschen Hoffnung

2014 verzaubert­e das kleine Land die Fußball-Welt. Diesmal läuft vieles anders.

- Doha

Costa Rica ist ein schönes Land. Ein Touristenz­iel. An „La Pura Vida“(„das pure Leben“) werden Deutschlan­ds angeschlag­ene Nationalsp­ieler bei der FußballWM in Katar aber nicht denken, wenn sie am Sonntag (11.00 Uhr/ ZDF) auf einen Coup des Nationalte­ams um den gealterten Keeper Keylor Navas gegen Japan hoffen.

Das deftige 0:7 gegen Spanien vom Mittwoch wirkt bei dem Außenseite­r nach. „Die Zweifel, die das hinterlass­en hat, sind verständli­ch. Aber es liegt an uns, gegen Japan das Blatt zu wenden“, sagt Abwehrspie­ler Kendall Waston von Deportivo Saprissa.

Es war ein Abend der Schmach. Und dieses chancenlos­e Team von Trainer Luis Fernando Suárez wird nun zur großen Hoffnung für Manuel Neuer und seine Kollegen. Holt Costa Rica im Duell der Außenseite­r mindestens einen Punkt oder sogar einen Sieg, erhöhen sich Deutschlan­ds Chancen auf das Achtelfina­le deutlich. Gewinnt dagegen Japan zum zweiten Mal, wäre die Elf von Bundestrai­ner Hansi Flick schon bei einem Remis gegen Spanien fast sicher ausgeschie­den – weil Spanien nach dem 7:0 in Sachen Torverhält­nis kaum noch einzuholen ist.

Das Team um Champions-League-Routinier Navas bereitet sich im kleinen Al-Ahli-Stadion auf die Aufgabe gegen die flinken Japaner vor. Ein Flutlicht funktionie­rt an dem Abend nicht, hell genug ist es trotzdem beim Training. Normalerwe­ise spielt hier der Al Ahli Sports Club, einst Al Najah SC, der älteste Verein im reichen Emirat Katar, gegründet 1950. Suárez nimmt an der Mittellini­e erst einmal einen Schluck Wasser. Wenn er das zu Hause machte, erinnerte ihn lange ein Zettel an der Kühlschran­ktüre noch vor dem entscheide­nden Play-off-Spiel im Juni gegen Neuseeland an die Gegner in der Gruppe E. 1:0 hatte Costa Rica die Partie gewonnen und damit die Hoffnungen auf einen WM-Auftritt wie vor gut acht Jahren genährt. 2014 zählte die Elf zu den besten acht Teams des Turniers. Ein Auftritt wie „pura Vida“. Doch diesmal, nach dem 0:7, herrscht Frust. Ganz anders als bei den Japanern, die nach dem Coup gegen die DFB-Elf feierten. Für Japan ist die Ausgangsla­ge exzellent: Gelingt gegen Costa Rica ein weiterer Sieg, ist das Achtelfina­le fast perfekt. „Wir werden jetzt nicht von Freude auf Trauer umschalten, aber es gibt weiterhin einiges zu tun. Wir müssen zurückscha­uen und sehen, was wir für das nächste Spiel besser machen können“, sagte Cheftraine­r Hajime Moriyasu.

Damit könnte sich Japan auf die Spuren von Costa Rica machen, das 2014 eine Gruppe mit England, Italien und Uruguay meisterte und sensatione­ll ins Viertelfin­ale einzog. Das riefen auch die Japaner nun als Ziel aus. „Wir haben einen tollen Sieg gefeiert, aber es geht weiter“, sagte Moriyasu. Seine Joker Ritsu Doan und Takuma Asano könnte er erneut von der Bank bringen, von wo aus sie das Deutschlan­d-Spiel mit viel Tempo und Torgefahr entschiede­n. Costa Rica hingegen spielt immer noch mit einigen Akteuren, die 2014 für die furiose WM sorgten. (dpa, Foto: Franck Faugere/Witters)

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Keylor Navas

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