Vor dem „Endspiel“die Ruhe bewahren
Der Dillinger Psychiater Albert Pröller wird vor der entscheidenden WM-Partie der deutschen Elf unfreiwillig zum Fußball-Experten. Was er der Mannschaft rät.
Jetzt ist guter Rat teuer. Nach der 1:2-Auftakt-Niederlage gegen Japan bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar steht die Elf von Hansi Flick gegen Angstgegner Spanien gewaltig unter Druck. Sollte die Mannschaft am Sonntag (Anstoß 20 Uhr) nicht siegen, könnte dies bereits das Aus bedeuten. Was ist also zu tun in dieser Drucksituation, in der die Kicker verunsichert scheinen?
Psychiater und Psychotherapeut Albert Pröller, der in Dillingen seine Praxis betreibt, möchte sich eigentlich nicht in die Rolle eines Fußballexperten drängen lassen. „Wir haben in Deutschland jetzt 80 Millionen Bundestrainer – und alle wissen es nun besser als Hansi Flick“, sagt der Lauinger auf Anfrage unserer Redaktion. „Natürlich ist jetzt ein ungeheurer Druck auf der Mannschaft und es bleibt zu hoffen, dass die Spieler das aushalten“, stellt der Fachmann für seelische Angelegenheiten fest. Pröller würde sich bei diesem vorzeitigen Finale ebenfalls einen Sieg der deutschen Elf wünschen. „Ich hätte mehr Spaß, wenn sie gewinnen“, gibt der Psychiater zu. Und es sei ja auch noch nichts verloren. Sollte Japan vorher die Partie gegen Costa Rica gewinnen, hilft Flicks Elf nur ein Sieg gegen die favorisierten Spanier weiter. Die Spieler seien aber von Kindesbeinen an gewöhnt, mit solchen Situationen umzugehen, glaubt Pröller. „Sie haben es gelernt, bei Druck cool zu bleiben.“Wenn der Trainer jetzt in Aktionismus verfalle, helfe das nicht weiter. Die Kicker hätten ein ureigenes Interesse, gegen Spanien ihre Klasse zu zeigen. Jeder Profifußballer, der solche wichtigen Spiele verliert, müsse davon ausgehen, dass auch sein Marktwert sinkt. Psychiater Pröller hat für diese Lage, die Fußball-Deutschland quält, nur einen Tipp an die Nationalspieler: „Ruhe bewahren, sich fokussieren, auf die eigenen Fähigkeiten vertrauen und kämpfen.“Er werde sich die Partie am Sonntagabend anschauen. „Ich will guten Fußball sehen. Wenn die Spanier den besseren Sport bieten, dann kann es hinterher trotzdem ein schönes Spiel gewesen sein“, sagt der Lauinger. Pröller hofft aber, dass das Spielglück zur deutschen Mannschaft zurückkehrt, und zeigt sich optimistisch. „Ich tippe auf einen 2:1-Sieg für uns“, sagt der Psychiater. Mal sehen, ob er recht behält. Vielleicht hilft Hansi Flicks Kickern ja auch die alte FußballerWeisheit, mit der Franz Beckenbauer einst seine Spieler 1990 zum WMTitel führte. „Geht raus und spielt’s Fußball“, forderte „Kaiser Franz“die Spieler auf und hatte damit ganz offensichtlich Erfolg. Zuvor gilt aber das Wort der DFB-Trainerlegende Sepp Herberger: „Das nächste Spiel ist immer das schwerste.“