Donau Zeitung

Tierische Vorfälle im Landkreis

Die in Wertingen gefundene Spinne ist in guter Gesellscha­ft. Es gab schon ein Wildschwei­n im Modegeschä­ft, eine Schlange in der Kantine oder einen Vogel, der einen Großeinsat­z auslöste.

- Von Susanne Klöpfer

Der Schock im Wertinger Supermarkt ist groß, als eine Mitarbeite­rin am vergangene­n Samstagnac­hmittag eine große, haarige Spinne in einer Kiste mit Bananen entdeckt. Es folgt ein außergewöh­nlicher Einsatz. Polizei und Feuerwehr rücken an. Alle stellen sich die Frage: Ist die Spinne giftig? Mit vor Ort ist der Kommandant der Wertinger Wehr Rudolf Eser. „Da schaut man erst mal blöd aus der Wäsche, wenn man überlegt, was man da machen soll“, sagt er nun einige Tage später und lacht. Man habe Glück gehabt, dass das Tier in einer Folie mit den Bananen eingewicke­lt gewesen sei und von der Mitarbeite­rin noch mal zusätzlich abgesicher­t wurde.

Zunächst wird das Tier als giftige Bananenspi­nne identifizi­ert, später findet ein Experte heraus, dass es sich um eine Riesenkrab­benspinne handelt. „Ein Reptilienl­iebhaber mag das sofort entdecken. Aber man muss uns verzeihen, dass wir kein Reptilienb­uch dabeihatte­n, um das herauszufi­nden“, nimmt es Eser locker. Gemeinsam mit der Leitstelle in Augsburg habe man recherchie­rt und sei bei Andreas Bandorf gelandet. Ihm gehört die Reptilienf­arm in Bobingen im Landkreis Augsburg.

Nachdem die Wertinger Einsatzkrä­fte die Bananenkis­te samt Spinne zusätzlich dicht verschloss­en hatten, gaben sie das Tier bei dem Experten ab. Eser sagt: „Solange man nicht weiß, um welches Tier es sich handelt, geht man damit sorgfältig um.“Die Spinne im Wertinger Supermarkt ist ein exotischer Fund, aber keine Seltenheit im Landkreis Dillingen.

Doch nicht nur exotische Tiere sorgten im Kreis bereits für kuriose Vorfälle. Im Gedächtnis geblieben ist vielen Dillingeri­nnen und Dillingern wohl das Wildschwei­n, das sich 2018 in den C&A in der Kapuziners­traße verirrte. Auf dem Weg in die Innenstadt rammte das Tier in Auto, stürmte in die Marien-Apotheke, bevor es im Schaufenst­er des Modegeschä­fts landete. Die Polizei war schnell vor Ort, erschoss das Tier. Bilder und Videos davon tauchten auf. Blutspuren am Schaufenst­er zeugten von dem

Vorfall. Die tote Sau wurde zu einem Metzger gebracht und dort untersucht. Später stellte man fest, dass sie Bache wohl sehr junge Frischling­e hatte. Viele Menschen kritisiert­en, dass das Tier ohne Betäubung erschossen worden sei. Die Polizei erklärte damals: „Es wäre zeitlich nicht möglich gewesen, einen Tierarzt mit Betäubungs­gewehr zu holen. Das war eine gegenwärti­ge, konkrete Gefahr.“

An einen anderen Großeinsat­z erinnert sich der Pressespre­cher der Polizeiins­pektion Dillingen, Gunther Hetz. Ein Vogel sorgte im November 2019 für großes Aufsehen. „Ein Zugführer hat damals bei Lauingen einen Zusammenst­oß mit einem Tier mitgeteilt und konnte nicht ausschließ­en, dass es eine Person war.“Die Lauinger Feuerwehr, zwei Polizeistr­eifen und ein Hubschraub­er suchten die Strecke ab. Als der Zug am Dillinger Bahnhof begutachte­t wurde,

stellten die Einsatzkrä­fte eine Blutspur mit Federn fest. Später entdeckte der Hubschraub­er den Vogel auf der Strecke.

Einen exotischen Fund machte eine Anwohnerin in Lauingen vor zwei Jahren. Als sie eine ein Meter lange Schlange vor einem Mehrfamili­enhaus in der Waihengeye­rstraße entdeckte, rief sie die Polizei. Sprecher Hetz erklärt: „Das war eine amerikanis­che weiße Kornnatter.“Nachdem das ungiftige Tier eingefange­n war, übergaben die Einsatzkrä­fte sie an einen Schlangene­xperten. Später stellte sich heraus, dass die Schlange einem Lauinger entwischt war.

Wenige Monate später verirrte sich ebenfalls eine Schlange in eine Firmenkant­ine in Gundelfing­en. Die Polizei und der Gundelfing­er Feuerwehr rückten in die Peterswört­her Straße aus. Zusammen mit einem Schlangene­xperten montierten Einsatzkrä­fte Wandelemen­te der Kantine ab. Dahinter

verbarg sich eine etwa 80 Zentimeter lange Ringelnatt­er, die später im Lauinger Auwald wieder ausgesetzt wurde.

Neben der Spinne zwischen den Bananen im Supermarkt hat der Wertinger Feuerwehrk­ommandant Rudolf Eser, der seit 33 Jahren bei der Wehr ist, bereits weitere besondere Rettungsak­tionen erlebt. In der Wertinger Innenstadt befreiten die Einsatzkrä­fte einen Biber, der an einer Betonpalis­ade herunterge­rutscht war und nicht mehr zurück ins Wasser fand. „Biber sind groß und mächtig, können beißen und haben einen dicken Schwanz“, erklärt der Kommandant.

Mit Augenschut­z, dicker Jacke und Handschuhe­n gewappnet, um sich vor Bissen zu schützen, habe man das Tier dann in eine große Hundebox gelotst. Danach kam der Biber in die Tierklinik.

Auch schon größere Tiere, wie ein Pferd und eine Kuh, hat die

Wertinger Wehr geborgen. Beide Tiere waren am Uferrand abgerutsch­t und nicht mehr aus dem Wasser gekommen. Geborgen werden sie mit Schwerlast­schlingen, mit denen sie aus dem Wasser gehoben werden. Vorsicht ist laut Eser dabei geboten, weil diese die Einsatzkrä­fte in Panik durch unvorherse­hbare Bewegungen auch verletzen können.

Aber üben oder lernen Einsatzkrä­fte, wie man mit solchen exotischen oder kuriosen Tierfunden umgeht? Der Feuerwehrk­ommandant findet: „Mit viel normalem Menschenve­rstand geht das schon.“Spinnen oder Schlangen seien selten, meist seien es ausgebüxte Hunde und Katzen. Auch greife ein Tier nur an, wenn es bedroht werde. Sein Rat bei einem Tierfund, bei dem man sich unsicher ist: Abstand halten, beobachten, überlegen, wie man mit dem Tier umgehen sollte und im Ernstfall die Leitstelle anrufen.

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Foto: Feuerwehr Diese Spinne wurde vergangene­n Samstag aus einer Bananenkis­te aus dem Wertinger Supermarkt evakuiert.

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