Tierische Vorfälle im Landkreis
Die in Wertingen gefundene Spinne ist in guter Gesellschaft. Es gab schon ein Wildschwein im Modegeschäft, eine Schlange in der Kantine oder einen Vogel, der einen Großeinsatz auslöste.
Der Schock im Wertinger Supermarkt ist groß, als eine Mitarbeiterin am vergangenen Samstagnachmittag eine große, haarige Spinne in einer Kiste mit Bananen entdeckt. Es folgt ein außergewöhnlicher Einsatz. Polizei und Feuerwehr rücken an. Alle stellen sich die Frage: Ist die Spinne giftig? Mit vor Ort ist der Kommandant der Wertinger Wehr Rudolf Eser. „Da schaut man erst mal blöd aus der Wäsche, wenn man überlegt, was man da machen soll“, sagt er nun einige Tage später und lacht. Man habe Glück gehabt, dass das Tier in einer Folie mit den Bananen eingewickelt gewesen sei und von der Mitarbeiterin noch mal zusätzlich abgesichert wurde.
Zunächst wird das Tier als giftige Bananenspinne identifiziert, später findet ein Experte heraus, dass es sich um eine Riesenkrabbenspinne handelt. „Ein Reptilienliebhaber mag das sofort entdecken. Aber man muss uns verzeihen, dass wir kein Reptilienbuch dabeihatten, um das herauszufinden“, nimmt es Eser locker. Gemeinsam mit der Leitstelle in Augsburg habe man recherchiert und sei bei Andreas Bandorf gelandet. Ihm gehört die Reptilienfarm in Bobingen im Landkreis Augsburg.
Nachdem die Wertinger Einsatzkräfte die Bananenkiste samt Spinne zusätzlich dicht verschlossen hatten, gaben sie das Tier bei dem Experten ab. Eser sagt: „Solange man nicht weiß, um welches Tier es sich handelt, geht man damit sorgfältig um.“Die Spinne im Wertinger Supermarkt ist ein exotischer Fund, aber keine Seltenheit im Landkreis Dillingen.
Doch nicht nur exotische Tiere sorgten im Kreis bereits für kuriose Vorfälle. Im Gedächtnis geblieben ist vielen Dillingerinnen und Dillingern wohl das Wildschwein, das sich 2018 in den C&A in der Kapuzinerstraße verirrte. Auf dem Weg in die Innenstadt rammte das Tier in Auto, stürmte in die Marien-Apotheke, bevor es im Schaufenster des Modegeschäfts landete. Die Polizei war schnell vor Ort, erschoss das Tier. Bilder und Videos davon tauchten auf. Blutspuren am Schaufenster zeugten von dem
Vorfall. Die tote Sau wurde zu einem Metzger gebracht und dort untersucht. Später stellte man fest, dass sie Bache wohl sehr junge Frischlinge hatte. Viele Menschen kritisierten, dass das Tier ohne Betäubung erschossen worden sei. Die Polizei erklärte damals: „Es wäre zeitlich nicht möglich gewesen, einen Tierarzt mit Betäubungsgewehr zu holen. Das war eine gegenwärtige, konkrete Gefahr.“
An einen anderen Großeinsatz erinnert sich der Pressesprecher der Polizeiinspektion Dillingen, Gunther Hetz. Ein Vogel sorgte im November 2019 für großes Aufsehen. „Ein Zugführer hat damals bei Lauingen einen Zusammenstoß mit einem Tier mitgeteilt und konnte nicht ausschließen, dass es eine Person war.“Die Lauinger Feuerwehr, zwei Polizeistreifen und ein Hubschrauber suchten die Strecke ab. Als der Zug am Dillinger Bahnhof begutachtet wurde,
stellten die Einsatzkräfte eine Blutspur mit Federn fest. Später entdeckte der Hubschrauber den Vogel auf der Strecke.
Einen exotischen Fund machte eine Anwohnerin in Lauingen vor zwei Jahren. Als sie eine ein Meter lange Schlange vor einem Mehrfamilienhaus in der Waihengeyerstraße entdeckte, rief sie die Polizei. Sprecher Hetz erklärt: „Das war eine amerikanische weiße Kornnatter.“Nachdem das ungiftige Tier eingefangen war, übergaben die Einsatzkräfte sie an einen Schlangenexperten. Später stellte sich heraus, dass die Schlange einem Lauinger entwischt war.
Wenige Monate später verirrte sich ebenfalls eine Schlange in eine Firmenkantine in Gundelfingen. Die Polizei und der Gundelfinger Feuerwehr rückten in die Peterswörther Straße aus. Zusammen mit einem Schlangenexperten montierten Einsatzkräfte Wandelemente der Kantine ab. Dahinter
verbarg sich eine etwa 80 Zentimeter lange Ringelnatter, die später im Lauinger Auwald wieder ausgesetzt wurde.
Neben der Spinne zwischen den Bananen im Supermarkt hat der Wertinger Feuerwehrkommandant Rudolf Eser, der seit 33 Jahren bei der Wehr ist, bereits weitere besondere Rettungsaktionen erlebt. In der Wertinger Innenstadt befreiten die Einsatzkräfte einen Biber, der an einer Betonpalisade heruntergerutscht war und nicht mehr zurück ins Wasser fand. „Biber sind groß und mächtig, können beißen und haben einen dicken Schwanz“, erklärt der Kommandant.
Mit Augenschutz, dicker Jacke und Handschuhen gewappnet, um sich vor Bissen zu schützen, habe man das Tier dann in eine große Hundebox gelotst. Danach kam der Biber in die Tierklinik.
Auch schon größere Tiere, wie ein Pferd und eine Kuh, hat die
Wertinger Wehr geborgen. Beide Tiere waren am Uferrand abgerutscht und nicht mehr aus dem Wasser gekommen. Geborgen werden sie mit Schwerlastschlingen, mit denen sie aus dem Wasser gehoben werden. Vorsicht ist laut Eser dabei geboten, weil diese die Einsatzkräfte in Panik durch unvorhersehbare Bewegungen auch verletzen können.
Aber üben oder lernen Einsatzkräfte, wie man mit solchen exotischen oder kuriosen Tierfunden umgeht? Der Feuerwehrkommandant findet: „Mit viel normalem Menschenverstand geht das schon.“Spinnen oder Schlangen seien selten, meist seien es ausgebüxte Hunde und Katzen. Auch greife ein Tier nur an, wenn es bedroht werde. Sein Rat bei einem Tierfund, bei dem man sich unsicher ist: Abstand halten, beobachten, überlegen, wie man mit dem Tier umgehen sollte und im Ernstfall die Leitstelle anrufen.