Dillinger Pfarrei erinnert an Seelsorger, sozialen Visionär und Künstler
In der Basilika sind Weihnachtskarten des Benefiziaten Josef Wiedenmann ausgestellt. Er initiierte in Dillingen bahnbrechende Projekte.
Vor 75 Jahren hat Josef Wiedenmann, der spätere Benefiziat und Präses der Kolpingsfamilie, seine Stelle in der Dillinger Pfarrei angetreten. Er verfügte über eine bemerkenswerte künstlerische Begabung, die sich in seinen Weihnachtskarten bewundern lässt. Sie sind Bestandteil einer kleinen Ausstellung in der Basilika St. Peter und möchten den Besucher während der Adventsund Weihnachtszeit einladen, zu entdecken, mit welch eindrucksvollen Bildmotiven Wiedenmann die Menschwerdung Gottes mit aktuellen Ereignissen der damaligen Zeit in Verbindung brachte und sie theologisch deutete.
Zur Würdigung seiner Persönlichkeit gehört aber auch, an sein unermüdliches Wirken als Seelsorger zu erinnern. Hierzu zählen der 1952 von ihm ins Leben gerufene Männereinkehrtag und die
Vortragsabende des katholischen Männerwerks, beides Vorläufer des Katholischen Bildungswerkes. Nicht zu vergessen die vier Marienbildstöcke an den großen Zufahrtsstraßen der Stadt, die er zusammen mit Dillinger Schulkindern verwirklichte. Drei Bildmotive wurden von ihm selbst gestaltet.
Zusammen mit den Mitgliedern der Kolpingsfamilie realisierte Wiedenmann für die damalige unmittelbare Nachkriegszeit einige bahnbrechende soziale Projekte. So gründete er bereits 1949 Lehrwerkstätten für arbeitslose Jugendliche, die bis zum Jahr 1955 insgesamt 472 jungen Menschen eine profunde Ausbildung ermöglichten.
Unmittelbar nach der Währungsreform startete der katholische Geistliche eine Sammelaktion für den ersten sozialen Wohnungsbau in Dillingen. Der Erfolg gab ihm recht, konnte doch die „Christliche Wohnungshilfe der
Kolpingsfamilie Dillingen“mit einem eingesammelten Eigenkapital von 26.494 Mark in den Jahren 1949/51 zwei Häuser mit 15 Wohnungen errichten. Nicht zuletzt sei an seine Initiative zur Generalsanierung
des damaligen Kolpingsaales erinnert, der im Dezember 1952 bei seiner feierlichen Wiedereröffnung der Stadt und der Pfarrei einen zeitgemäßen Theater- und Veranstaltungssaal bescherte. Die Idee zu dieser Ausstellung in der Dillinger Basilika, passend zu der vor uns liegenden Weihnachtszeit, hatte der langjährige Museumskurator Werner Gutmair.
Er konnte bei seinem gelungenen Ausstellungskonzept auf die nahezu vollständig erhaltenen Weihnachtskarten, beginnend mit Wiedenmanns Feldpostkarten, zurückgreifen.
Diese hatte Thomas Mors, der die Texte verfasste, von seinen Eltern übernommen und zur Verfügung gestellt. Der heute oft verwendete Begriff der Erinnerungskultur hat, bezogen auf die Person Wiedenmann, gewiss seine Berechtigung. Sein oft selbstloses Wirken für Pfarrei und Gemeinwesen verdienen es, im Gedächtnis der Stadt festgehalten zu werden.
Die Ausstellung kann von Samstag, 26. November, bis Donnerstag, 2. Februar 2023, in der Dillinger Basilika besichtigt werden.