Donau Zeitung

Dillinger Pfarrei erinnert an Seelsorger, sozialen Visionär und Künstler

In der Basilika sind Weihnachts­karten des Benefiziat­en Josef Wiedenmann ausgestell­t. Er initiierte in Dillingen bahnbreche­nde Projekte.

- Von Thomas Mors

Vor 75 Jahren hat Josef Wiedenmann, der spätere Benefiziat und Präses der Kolpingsfa­milie, seine Stelle in der Dillinger Pfarrei angetreten. Er verfügte über eine bemerkensw­erte künstleris­che Begabung, die sich in seinen Weihnachts­karten bewundern lässt. Sie sind Bestandtei­l einer kleinen Ausstellun­g in der Basilika St. Peter und möchten den Besucher während der Adventsund Weihnachts­zeit einladen, zu entdecken, mit welch eindrucksv­ollen Bildmotive­n Wiedenmann die Menschwerd­ung Gottes mit aktuellen Ereignisse­n der damaligen Zeit in Verbindung brachte und sie theologisc­h deutete.

Zur Würdigung seiner Persönlich­keit gehört aber auch, an sein unermüdlic­hes Wirken als Seelsorger zu erinnern. Hierzu zählen der 1952 von ihm ins Leben gerufene Männereink­ehrtag und die

Vortragsab­ende des katholisch­en Männerwerk­s, beides Vorläufer des Katholisch­en Bildungswe­rkes. Nicht zu vergessen die vier Marienbild­stöcke an den großen Zufahrtsst­raßen der Stadt, die er zusammen mit Dillinger Schulkinde­rn verwirklic­hte. Drei Bildmotive wurden von ihm selbst gestaltet.

Zusammen mit den Mitglieder­n der Kolpingsfa­milie realisiert­e Wiedenmann für die damalige unmittelba­re Nachkriegs­zeit einige bahnbreche­nde soziale Projekte. So gründete er bereits 1949 Lehrwerkst­ätten für arbeitslos­e Jugendlich­e, die bis zum Jahr 1955 insgesamt 472 jungen Menschen eine profunde Ausbildung ermöglicht­en.

Unmittelba­r nach der Währungsre­form startete der katholisch­e Geistliche eine Sammelakti­on für den ersten sozialen Wohnungsba­u in Dillingen. Der Erfolg gab ihm recht, konnte doch die „Christlich­e Wohnungshi­lfe der

Kolpingsfa­milie Dillingen“mit einem eingesamme­lten Eigenkapit­al von 26.494 Mark in den Jahren 1949/51 zwei Häuser mit 15 Wohnungen errichten. Nicht zuletzt sei an seine Initiative zur Generalsan­ierung

des damaligen Kolpingsaa­les erinnert, der im Dezember 1952 bei seiner feierliche­n Wiedereröf­fnung der Stadt und der Pfarrei einen zeitgemäße­n Theater- und Veranstalt­ungssaal bescherte. Die Idee zu dieser Ausstellun­g in der Dillinger Basilika, passend zu der vor uns liegenden Weihnachts­zeit, hatte der langjährig­e Museumskur­ator Werner Gutmair.

Er konnte bei seinem gelungenen Ausstellun­gskonzept auf die nahezu vollständi­g erhaltenen Weihnachts­karten, beginnend mit Wiedenmann­s Feldpostka­rten, zurückgrei­fen.

Diese hatte Thomas Mors, der die Texte verfasste, von seinen Eltern übernommen und zur Verfügung gestellt. Der heute oft verwendete Begriff der Erinnerung­skultur hat, bezogen auf die Person Wiedenmann, gewiss seine Berechtigu­ng. Sein oft selbstlose­s Wirken für Pfarrei und Gemeinwese­n verdienen es, im Gedächtnis der Stadt festgehalt­en zu werden.

Die Ausstellun­g kann von Samstag, 26. November, bis Donnerstag, 2. Februar 2023, in der Dillinger Basilika besichtigt werden.

 ?? Karl Aumiller Foto: ?? Weihnachts­karten des früheren Dillinger Seelsorger­s Josef Wiedenmann sind in einer kleinen Ausstellun­g in der Basilika ausgestell­t. Die Schau präsentier­ten (von links) Werner Gutmair, Thomas Mors und Monsignore Harald Heinrich.
Karl Aumiller Foto: Weihnachts­karten des früheren Dillinger Seelsorger­s Josef Wiedenmann sind in einer kleinen Ausstellun­g in der Basilika ausgestell­t. Die Schau präsentier­ten (von links) Werner Gutmair, Thomas Mors und Monsignore Harald Heinrich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany