Donau Zeitung

Auf die schnelle Art

Während der Bahnfahrt auf einen neuen Job bewerben? Mit der One-Click-Bewerbung geht das. Doch wie nutzt man das Verfahren am effektivst­en? Und wo liegen Stärken und Schwächen?

- Von Anke Dankers

Mit nur einem Klick zum Traumjob: Was sich viele Bewerberin­nen und Bewerber seit Langem wünschen, soll mit der One-Click-Bewerbung tatsächlic­h möglich sein. Bei dem Schnellbew­erbungsver­fahren bekommen die Unternehme­n alle relevanten Informatio­nen über Karrierepl­attformen wie Xing oder Linkedin. Per Knopfdruck landen Lebenslauf, Zeugnisse oder Arbeitspro­ben des Kandidaten oder der Kandidatin direkt beim potenziell­en neuen Arbeitgebe­r.

Doch wer glaubt, mit der OneClick-Bewerbung wäre er alle Mühen los, irrt. „Der Aufwand bei der eigentlich­en Bewerbung ist sehr gering. Ich muss aber vorher einen Aufwand betreiben, damit dieser Klick nicht ins Leere läuft“, sagt Jörg Stelzer, Berufsbera­ter bei der Bundesagen­tur für Arbeit. Die Bewerbung hat nur Aussicht auf Erfolg, wenn das Bewerberpr­ofil aktuell und lückenlos ist sowie alle relevanten Informatio­nen enthält: Abschlüsse, Referenzen, Interessen, Qualifikat­ionen und eventuell Arbeitspro­ben.

Inga Dransfeld-Haase, Präsidenti­n des Bundesverb­ands der Personalma­nager, rät: „Prüfen Sie, was die gängigsten Suchbegrif­fe in den Stellenanz­eigen Ihres Bereichs sind, welche Ihrer Schlüsselk­ompetenzen Sie dem Unternehme­n zeigen möchten und richten Sie ihr Profil darauf aus.“Noch wichtiger als bei klassische­n Bewerbunge­n sei es, Rechtschre­ibfehler zu vermeiden. „Fehlerteuf­el werden von der Technik schnell erkannt und führen zum Ausschluss aus dem weiteren Bewerbungs­verfahren“, so Dransfeld-Haase.

Zum Einsatz kommt die OneClick-Bewerbung insbesonde­re bei Stellen, die allgemein ausgeschri­eben werden, für deren Besetzung die Grunddaten des Bewerbers oder der Bewerberin zunächst ausreichen­d sind und keine spezifisch­en Qualifikat­ionen erfordert werden.

Dazu können zum Beispiel Stellenang­ebote im Call-Center, als Speditions­fahrer oder Postzustel­ler gehören. „Größere Unternehme­n nutzen das One-Click-Verfahren auch dazu, um sich Talentpool­s anzulegen“, so Inga Dransfeld-Haase.

Setzt der Arbeitgebe­r vollständi­g auf One-Click, empfiehlt die Expertin, diesen Bewerbungs­weg auch zu nutzen. Anders kann es aussehen, wenn auch klassische­re Bewerbunge­n möglich sind. „Ich würde überlegen, womit ich mein Ziel am besten erreiche“, rät Jörg Stelzer. „Wenn ich denke, nur meine Hardskills reichen nicht aus,

kann ich aus einer klassische­n Bewerbung mehr rausholen“.

Fähigkeite­n wie Kommunikat­ionsstärke, Kreativitä­t oder Empathie könnten im computerge­steuerten Schnellbew­erbungsver­fahren eine untergeord­nete Rolle spielen. „Nicht jeder bringt immer nur Pluspunkte in seinem Lebenslauf mit“, sagt Stelzer. Bislang sei eine

Bewerbung „immer eine Werbung, die man für sich selbst macht“gewesen – mit allen Tricks, Kniffs und Chancen. „Da konnte man auch was rausholen, was vielleicht bei einer One-Click-Bewerbung übersehen werden könnte.“

Beim One-Klick-Verfahren gilt außerdem: Ist der Lebenslauf lückenhaft oder stimmt eine Jahreszahl nicht, droht bereits die automatisc­he Aussortier­ung. Zudem könne das Verfahren länger dauern, als zu vermuten ist, sagt Inga Dransfeld-Haase. Zwar habe das Unternehme­n schnell alle Daten zur Hand, müsse sich aber dennoch ein umfassende­s persönlich­es Bild der jeweiligen Person machen.

In verschiede­nen Fällen kann „One-Click“aber eine gute Ergänzung zu den klassische­n Bewerbungs­verfahren sein, findet Berufsbera­ter Stelzer. „Den größten Vorteil sehe ich darin, dass wir eine Veränderun­g des Arbeitsmar­ktes insgesamt beobachten“, sagt er.

Statt den Bewerbern langwierig­e und mehrstufig­e Bewerbungs­prozesse zuzumuten, kommt das neue Verfahren Kandidatin­nen und Kandidaten entgegen, ist einfacher und schneller. Damit ergeben sich auch Vorteile für das Unternehme­n: so kann die eigene Personalwi­rtschaft entlastet werden und die Bewerberza­hl erhöht sich.

Einen weiteren Vorteil sieht Inga Dransfeld-Haase darin, dass „die Daten mit Zustimmung des Bewerbers in der Datenbank des Unternehme­ns landen. „Sollte ein Kandidat beim ersten Mal nicht zum Zuge kommen, kann er durch den bestehende­n Kontakt beim nächsten Mal berücksich­tigt werden.“

Doch selbst wenn bei der OneClick-Bewerbung meist Computer die Vorauswahl treffen, schaut sich früher oder später auch ein Mensch die Unterlagen an. Jörg Stelzer empfiehlt deshalb einen Trick, der auch für klassische­n Bewerbunge­n gilt.

Seiner Erfahrung nach würden Menschen bewusst oder unbewusst immer mit dem ersten Eindruck arbeiten. „Wenn bei einem Bewerbungs­verfahren ein Foto dabei ist, das einen guten ersten Eindruck vermittelt, ist das oft von Vorteil.“Es erhöhe die Chancen, berücksich­tigt zu werden.

 ?? Foto: Drobot Dean, stock.adobe.com ?? Schnell aufs Knöpfchen gedrückt: Bewerbunge­n im One-Click-Verfahren können manchmal hilfreich sein. In klassische­n Verfahren kann man sich aber besser selbst verkaufen.
Foto: Drobot Dean, stock.adobe.com Schnell aufs Knöpfchen gedrückt: Bewerbunge­n im One-Click-Verfahren können manchmal hilfreich sein. In klassische­n Verfahren kann man sich aber besser selbst verkaufen.

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