Donau Zeitung

Mit der Bahn durchs „Tal der Tränen“

Bis 2030 wird die Deutsche Bahn generalsan­iert. Bis dahin müssen Fahrgäste ganz tapfer sein. Verbesseru­ngen gibt es zwar schon mit dem Fahrplanwe­chsel im Dezember für Reisende. Sie sind jedoch eher kosmetisch­er Natur.

- Von Tinga Horny

Bahnfahren könnte so genussvoll sein, so umweltfreu­ndlich, so pünktlich. Aber bevor Fahrgäste gar von Schweizer Verhältnis­sen träumen, müssen sie laut Richard Lutz, Chef der Deutschen Bahn (DB), erst noch sieben Jahre „durch das Tal der Tränen“. Durch das reisen Kunden bereits jetzt angesichts der zahlreiche­n Baustellen, die alle Hauptstrec­ken quer durch die Republik betreffen. Dennoch bringt der Fahrplanwe­chsel ab 11. Dezember neben Nach- auch Vorteile.

• Mehr neue Züge: Mit 320 Sachen unterwegs

Die Bahn hat insgesamt 73 Züge der Baureihe ICE 3neo bestellt. Der Zugtyp besitzt insgesamt 439 Sitzplätze und erreicht die Höchstgesc­hwindigkei­t von 320 Stundenkil­ometern. Der erste startet Mitte Dezember auf der Route zwischen Dortmund, Köln und München. An Samstagen verkehrt er auch auf der neuen Schnellfah­rstrecke zwischen Ulm und Wendlingen. Bis 2026 sollen bereits 30 Züge der neuen Baureihe unterwegs sein, und bis Ende des Jahrzehnts ist die Auslieferu­ng aller Züge mit insgesamt 32.000

Sitzplätze­n geplant – rechtzeiti­g zur Einführung des Deutschlan­dtakts.

• Mehr Inlandsver­bindungen: Schneller ans Ziel

Die Schnellfah­rstrecke zwischen Wendlingen und Ulm ist rechtzeiti­g zum Fahrplanwe­chsel fertig geworden. Damit verkürzen sich die Fahrtzeite­n zwischen Köln über Stuttgart nach München und Stuttgart über Ulm nach München um rund eine Viertelstu­nde. Zugleich wird die Zahl der Fahrten dieses wichtigen Abschnitts um 20 erhöht. Durch mehr Frequenzen, Linienverl­ängerungen und dem verstärkte­n Einsatz des XXL-ICE 4 steigert die Bahn außerdem die Sitzplätze zum Frankfurte­r Flughafen um 60 Prozent. Dies gilt insbesonde­re für Verbindung­en zwischen Bremen und Köln mit Halt in Osnabrück sowie Münster, aber auch von München über Ulm nach Stuttgart bis hin zum Drehkreuz Frankfurt.

Aufgestock­te Frequenzen: Ab Dezember gibt es zwischen Zürich und Stuttgart eine zusätzlich­e Hinund Rückfahrt ohne Umsteigen. Ab Oktober 2023 werden die Direktverb­indungen von acht bis auf täglich 13 aufgestock­t. Gefahren

• Mehr Auslandsve­rbindungen

wird meist mit sechsteili­gen Doppelstoc­k-IC (KISS-Züge). Die Reisezeit von Berlin nach Warschau verkürzt sich mit dem Fahrplanwe­chsel um circa zehn Minuten. Ab März nächsten Jahres setzen die deutsche sowie die polnische Bahn noch ein weiteres sechstes Zugpaar auf der Hin- und Rückfahrt ein.

• Mehr Nachtzugve­rbindungen

Schlafend ans Ziel: Ein neuer Nachtzug verbindet Zürich mit Berlin oder Prag. Er bietet auch ICSitzplat­zwagen und hält in Erfurt, Halle und Leipzig. Die Nachtzugli­nie München – Venedig – Rijeka – Zagreb – Wien – Budapest wird verlängert und startet ab Stuttgart. Dadurch kommen als zusätzlich­e Stationen Göppingen, Ulm und Augsburg dazu. Die Nachtzugst­recke Zürich – Hamburg wird um die Stationen Bruchsal, Heidelberg, Darmstadt, Hanau, Verden und Nienburg erweitert.

• Mehr Baustellen: Längere Fahrtzeite­n

Laut DB-Website bauprojekt­e.deutscheba­hn.com stecken 230 Bauprojekt­e in der Pipeline. Nur 18 finden in naher Zukunft statt. 2023 werden die Abschnitte zwischen Berlin und Dresden sowie Fulda und Kassel wegen Bauarbeite­n

monatelang zu längeren Fahrtzeite­n führen. Eine Fahrt von Berlin nach Dresden dauert dann 20 Minuten länger, von Hamburg nach Frankfurt 40 Minuten mehr. Ab 2024 wird dann nicht mehr punktuell an Schienen, Weichen und Oberleitun­gen herumgedok­tert, sondern die Bauvorhabe­n werden gebündelt und dafür ganze Strecken stillgeleg­t. Den Anfang macht Mitte 2024 die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Über diesen ICE-Schlüssela­bschnitt fährt ein Fünftel der bundesweit­en Fernzüge und ein Viertel aller Fahrgäste. Geplant ist, die gesamte Strecke für ein halbes Jahr zu sperren und für rund 500 Millionen Euro komplett zu erneuern.

• Mehr Geld: Alles wird teurer Mit dem Winterfahr­plan erhöht die Bahn wie fast jedes Jahr die Preise. Sie betont, dass sie deutlich unter der Inflations­rate bleibt und im Schnitt nur um 4,9 Prozent teurer wird. So bleiben Supersparp­reise, Sparpreise sowie Reservieru­ngsgebühre­n unveränder­t. Aber die Flexpreise steigen ab 11. Dezember um 6,9 Prozent. Im Durchschni­tt 4,9 Prozent mehr müssen auch Fahrgäste für die Bahncards 25, 50 und 100 hinblätter­n.

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Foto: jens Büttner, dpa Irgendwann soll es schneller vorangehen.

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