Donau Zeitung

Der Landkreis Dillingen zahlt nur wenig für das Landesthea­ter

Der Beitrag zum Zweckverba­nd bleibt dürftig, obwohl nun die Mindestgag­en angehoben werden. Einst wollte der Kreistag sogar ganz austreten – doch die Ratsmitgli­eder hatten sich damals verzockt.

- Von Benjamin Reif

Der Landkreis Dillingen steht vor großen finanziell­en Herausford­erungen. In der jüngsten Sitzung des Kreistages verabschie­dete das Gremium einen Nachtragsh­aushalt von 6,7 Millionen Euro, um die Kreisklini­ken liquide zu halten (wir berichtete­n).

Klar, dass angesichts dieser schwierige­n Lage es nicht gerade auf Begeisteru­ng bei den Rätinnen und Räten stieß, dass die Beiträge für den Zweckverba­nd „Landesthea­ter Schwaben“erhöht werden müssen.

Wie Kreiskämme­rer Sebastian Bundschuh anmerkte, bewegten sich diese ohnehin am unteren Ende der Skala. Genauer: Der Landkreis Dillingen trägt 1,8 Prozent zur Gesamtfina­nzierung bei. Zum Vergleich: Die drei AllgäuLand­kreise sowie der Landkreis Günzburg stellen jeweils rund fünf Prozent der Gesamtsumm­e bereit.

Und nun werden im Landesverb­and die Beiträge angehoben, wodurch auch der Landkreis Dillingen künftig mehr Geld an den Zweckverba­nd überweisen muss. Der Grund dafür ist allerdings einer, der nicht kontrovers sein sollte, denn bislang fielen die Gagen für die Kulturscha­ffenden im Zweckverba­nd zuweilen sehr niedrig aus. „Sie unterschre­iten in zahlreiche­n Fällen sogar die seit Oktober 2022 gesetzlich geltenden Mindest-Stundenlöh­ne“, heißt es dazu in den Ausführung­en der Kreisverwa­ltung.

Und weiter: „Das derzeit geltende Gagengefüg­e ist grundsätzl­ich nicht mehr angemessen und muss daher auf ein Niveau angehoben werden, das an den üblichen branchensp­ezifischen Vergütunge­n auf dem Arbeitsmar­kt orientiert ist.“

Widerworte gab es für die Erhöhung des Beitrags nicht. Der Landkreis pflegt allerdings ein ambivalent­es Verhältnis zum Zweckverba­nd Landesthea­ter Schwaben. Landrat Markus Müller (Freie Wähler) machte zwar deutlich, dass man sich so „solidarisc­h“zeigen werde. Doch auch das war nicht immer so.

Seit 1973 ist der Landkreis Dillingen Mitglied im Zweckverba­nd. Die durch den Zweckverba­nd finanziert­e Landesbühn­e hat die Durchführu­ng von Theaterauf­führungen in Gemeinden des Regierungs­bezirkes Schwaben zur Aufgabe. Alle Mitglieder zahlen und ermögliche­n so höherklass­ige Aufführung­en. Insgesamt 88 Veranstalt­ungen fanden bereits in der Stadt Dillingen statt.

Doch 1992 wurde der jährliche Beitrag des Landkreise­s Dillingen vom damaligen Kreistag, der von Müllers Vor-Vorgänger Anton Dietrich (CSU) angeführt wurde, auf 20000 D-Mark begrenzt. Bei den

danach folgenden Erhöhungen der Mitgliedsb­eiträge wurde diese Regelung berücksich­tigt, sodass der Landkreis Dillingen weiterhin im Vergleich zu den anderen Landkreise­n mit einem geringeren prozentual­en Anteil am Zweckverba­nd beteiligt ist. Aber selbst das war für viele Kreisräte zu viel. Um den regelmäßig­en Beitragser­höhungen zu entgehen, strebten sie 2001 einen Austritt aus dem Zweckverba­nd an und beschlosse­n den Austritt aus dem Zweckverba­nd. Als Hauptgrund wurde eine geringe Veranstalt­ungsquote für den Landkreis angegeben.

Doch eine Mehrheit im Kreistag

war für einen Austritt nicht entscheide­nd. Die Satzung des Zweckverba­ndes sieht nämlich vor, dass eine Kündigung nur aus einem gewichtige­n Grund (ein solcher lag nicht vor) oder mit Zustimmung einer Dreivierte­lmehrheit innerhalb der Verbandsve­rsammlung erfolgen kann. Und eine solche kam nicht zustande. So verblieb der Landkreis – in großen Teilen widerwilli­g – in dem kulturelle­n Zusammensc­hluss.

Finanziell sieht die Lage nun so aus: Die Mindestgag­e für die Kulturscha­ffenden wird von 2000 Euro zunächst rückwirken­d ab September auf 2550 Euro, ab 1. Januar

auf 2715 Euro erhöht. Außerdem soll das „Junge Theater“bei der Landesbühn­e ausgebaut werden. Für den Landkreis Dillingen bedeutet die Anhebung durch seinen im Verhältnis geringen Beitrag nur eine Erhöhung von etwas über 12.300 Euro im Jahr auf jetzt 43.400 Euro.

Der Landkreis Oberallgäu etwa steuert jährlich 132.700 Euro bei. Zu dieser Rechnung muss allerdings ergänzt werden, dass er rund 50 Prozent mehr Einwohner hat, die zudem näher am wichtigste­n Veranstalt­ungsort Memmingen wohnen und so das Kulturange­bot besser nutzen können.

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Foto: Marijan Murat Das Landesthea­ter Schwaben bringt oft Klassiker auf die Bühne - hier Brechts „Mutter Courage“.

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