Der Landkreis Dillingen zahlt nur wenig für das Landestheater
Der Beitrag zum Zweckverband bleibt dürftig, obwohl nun die Mindestgagen angehoben werden. Einst wollte der Kreistag sogar ganz austreten – doch die Ratsmitglieder hatten sich damals verzockt.
Der Landkreis Dillingen steht vor großen finanziellen Herausforderungen. In der jüngsten Sitzung des Kreistages verabschiedete das Gremium einen Nachtragshaushalt von 6,7 Millionen Euro, um die Kreiskliniken liquide zu halten (wir berichteten).
Klar, dass angesichts dieser schwierigen Lage es nicht gerade auf Begeisterung bei den Rätinnen und Räten stieß, dass die Beiträge für den Zweckverband „Landestheater Schwaben“erhöht werden müssen.
Wie Kreiskämmerer Sebastian Bundschuh anmerkte, bewegten sich diese ohnehin am unteren Ende der Skala. Genauer: Der Landkreis Dillingen trägt 1,8 Prozent zur Gesamtfinanzierung bei. Zum Vergleich: Die drei AllgäuLandkreise sowie der Landkreis Günzburg stellen jeweils rund fünf Prozent der Gesamtsumme bereit.
Und nun werden im Landesverband die Beiträge angehoben, wodurch auch der Landkreis Dillingen künftig mehr Geld an den Zweckverband überweisen muss. Der Grund dafür ist allerdings einer, der nicht kontrovers sein sollte, denn bislang fielen die Gagen für die Kulturschaffenden im Zweckverband zuweilen sehr niedrig aus. „Sie unterschreiten in zahlreichen Fällen sogar die seit Oktober 2022 gesetzlich geltenden Mindest-Stundenlöhne“, heißt es dazu in den Ausführungen der Kreisverwaltung.
Und weiter: „Das derzeit geltende Gagengefüge ist grundsätzlich nicht mehr angemessen und muss daher auf ein Niveau angehoben werden, das an den üblichen branchenspezifischen Vergütungen auf dem Arbeitsmarkt orientiert ist.“
Widerworte gab es für die Erhöhung des Beitrags nicht. Der Landkreis pflegt allerdings ein ambivalentes Verhältnis zum Zweckverband Landestheater Schwaben. Landrat Markus Müller (Freie Wähler) machte zwar deutlich, dass man sich so „solidarisch“zeigen werde. Doch auch das war nicht immer so.
Seit 1973 ist der Landkreis Dillingen Mitglied im Zweckverband. Die durch den Zweckverband finanzierte Landesbühne hat die Durchführung von Theateraufführungen in Gemeinden des Regierungsbezirkes Schwaben zur Aufgabe. Alle Mitglieder zahlen und ermöglichen so höherklassige Aufführungen. Insgesamt 88 Veranstaltungen fanden bereits in der Stadt Dillingen statt.
Doch 1992 wurde der jährliche Beitrag des Landkreises Dillingen vom damaligen Kreistag, der von Müllers Vor-Vorgänger Anton Dietrich (CSU) angeführt wurde, auf 20000 D-Mark begrenzt. Bei den
danach folgenden Erhöhungen der Mitgliedsbeiträge wurde diese Regelung berücksichtigt, sodass der Landkreis Dillingen weiterhin im Vergleich zu den anderen Landkreisen mit einem geringeren prozentualen Anteil am Zweckverband beteiligt ist. Aber selbst das war für viele Kreisräte zu viel. Um den regelmäßigen Beitragserhöhungen zu entgehen, strebten sie 2001 einen Austritt aus dem Zweckverband an und beschlossen den Austritt aus dem Zweckverband. Als Hauptgrund wurde eine geringe Veranstaltungsquote für den Landkreis angegeben.
Doch eine Mehrheit im Kreistag
war für einen Austritt nicht entscheidend. Die Satzung des Zweckverbandes sieht nämlich vor, dass eine Kündigung nur aus einem gewichtigen Grund (ein solcher lag nicht vor) oder mit Zustimmung einer Dreiviertelmehrheit innerhalb der Verbandsversammlung erfolgen kann. Und eine solche kam nicht zustande. So verblieb der Landkreis – in großen Teilen widerwillig – in dem kulturellen Zusammenschluss.
Finanziell sieht die Lage nun so aus: Die Mindestgage für die Kulturschaffenden wird von 2000 Euro zunächst rückwirkend ab September auf 2550 Euro, ab 1. Januar
auf 2715 Euro erhöht. Außerdem soll das „Junge Theater“bei der Landesbühne ausgebaut werden. Für den Landkreis Dillingen bedeutet die Anhebung durch seinen im Verhältnis geringen Beitrag nur eine Erhöhung von etwas über 12.300 Euro im Jahr auf jetzt 43.400 Euro.
Der Landkreis Oberallgäu etwa steuert jährlich 132.700 Euro bei. Zu dieser Rechnung muss allerdings ergänzt werden, dass er rund 50 Prozent mehr Einwohner hat, die zudem näher am wichtigsten Veranstaltungsort Memmingen wohnen und so das Kulturangebot besser nutzen können.