Ziertheim schneidet beim Heimat-Check nicht gut ab – warum?
Die Egau-Gemeinde landet auf dem letzten Platz. Gerade bei Nahverkehr, Gastronomie und Einzelhandel sehen die Teilnehmer Nachholbedarf.
Es ist doch überall ähnlich. Gerade in kleineren Gemeinden und Dörfern empfinden die Menschen den öffentlichen Nahverkehr als ungenügend. „Schade, dass alles nur mit eigenem Pkw erreichbar ist“, schreibt uns etwa eine Person, die bei unserem Heimat-Check für Ziertheim, Dattenhausen und Reistingen mitgemacht hat. Eine andere findet: „Unser Ort wird zwar durch den Personennahverkehr angefahren, allerdings sind die Kosten für eine Fahrt mit Rückfahrt zum Einkaufen, Arzt etc. sehr teuer. Hier müsste dringend Abhilfe geschaffen werden.“Und noch jemand fordert schlicht: „Radwege reparieren.“Besonders das Thema Verkehr scheint in der Gemeinde viele Menschen zu bewegen. Wird sich da in absehbarer Zeit also etwas bessern?
Der Themenkomplex Verkehr, in dem es um Verkehrs- und Lärmbelastung am Wohnort geht, landet in unserem HeimatCheck für die Gemeinde auf einem guten zweiten Platz mit 7,4 von 10 Punkten - was auch an der Staatsstraße 2033 liegen mag, die günstigerweise direkt an Ziertheim und Dattenhausen vorbeiführt. Der Verkehr ist die einzige Kategorie, in der Ziertheim im Vergleich zu den anderen Landkreis-Gemeinden überdurchschnittlich gut (Platz fünf von 27) abschneidet.
Doch wenn es um den öffentlichen Personennahverkehr geht, sieht es schon ganz anders aus. Der ÖPNV schneidet mit gerade einmal 2,2 Punkten sehr schlecht ab. Im Gemeindevergleich liegt Ziertheim hier auf dem 25. von 27 Plätzen. Bürgermeister Thomas Baumann macht aus der Situation keinen Hehl: Die Gemeinde sei hier relativ weit hinterher. Doch Busverbindungen obliegen nicht allein der Verantwortung der Gemeinde. Laut Baumann sollen die Verbindungen bald deutlich besser werden.
Der Schulbus etwa fährt dann nicht mehr von Reistingen über Dillingen nach Lauingen, sondern nach Wittislingen. Dort können die Kinder in den Bus nach Dillingen oder den nach Lauingen umsteigen. Das erspart einigen Kindern ganze 20 Minuten Fahrtzeit. Doch das Konzept liegt auf Eis wie überall im Landkreis. Denn aktuell fehlen Busfahrer und Busfahrerinnen. „Die können ja keine Doppelschicht fahren“, sagt Baumann. Und dann habe Ziertheim noch ein Problem: Im Randgebiet nach Baden-Württemberg sei eine vernünftige Taktung „noch mal schwieriger“. Früher habe es gar keine Verbindung über die Landesgrenze gegeben, heute sei das deutlich besser.
In den Antwortmöglichkeiten wird auch des Öfteren das bestehende Radwegenetz kritisiert. Baumann gibt auch hier
Anlass zur Hoffnung: „An diesem Thema sind wir schon länger dran“, sagt er. Der Radweg von Ziertheim nach Wittislingen habe einige große Risse im Asphalt. Denn er wurde auf der alten Trasse der Härtsfeldbahn gebaut. Und da sei „Bewegung drin“. Voriges Jahr habe man den Versuch gestartet, Teile des Wegs aufzufräsen und neu zu schottern. „Das hat sich gut bewährt“, sagt der Bürgermeister. Ein kompletter Neubau sei kostspielig. Deshalb wolle man Teile des Wegs neu schottern. „Das wollen wir jetzt zum Abschluss bringen“, sagt Baumann.
Beim Heimat-Check für Ziertheim, Dattenhausen und Reistingen haben insgesamt 31 Personen mitgemacht. Damit sind die Ergebnisse nicht repräsentativ. Baumann sagt: „Ich gehe davon aus, dass der Rest der Bevölkerung zufrieden ist.“Vielleicht hätten nur die bei der Umfrage mitgemacht, die besonders unzufrieden sind.
Ernst nehmen will der Bürgermeister die vorgebrachten Themen trotzdem. „Wir schauen, was wir tun können.“Sein Wunsch wäre gewesen, dass sich 30 Prozent der Bevölkerung am Heimat-Check beteiligen, um ein repräsentativeres Ergebnis zu bekommen.
Enttäuscht zeigt sich der Bürgermeister bei den Ergebnissen für die Vereine sowie Kinder und Jugendlichen. Gerade die Vereine leisteten herausragende Arbeit. „Die lassen sich immer was einfallen.“Sei es das Seniorenturnen, das Ferienprogramm, der Weihnachtsmarkt in Dattenhausen am 10. Dezember, das Kartoffelfest, das Weihnachtskonzert in der Reistinger Kirche oder – erst kürzlich – das Linsenfest des Sportvereins. „Die Bude war voll“, sagt Baumann.
Mit dem frisch vergrößerten Kindergarten in Ziertheim biete die Gemeinde auch ein optimales Angebot zur Kinderbetreuung. Die Kategorie Kinder und Jugendliche wurde im Heimat-Check mit 4,7 bewertet und landet innerhalb der Kategorien auf Platz 8 von 14, im Landkreisvergleich steht Ziertheim hier auf Platz 26 von 27. Baumann sagt: „Da war ich schon etwas entsetzt.“Gerade hier hätte er sich nach der Einweihung der Kindergartenerweiterung im Sommer und der guten Arbeit der Mitarbeiterinnen mehr erhofft. In Reistingen etwa gebe es einen neuen Spielplatz.
Doch nicht alles wird in Ziertheim schlecht bewertet: Beim Thema Sauberkeit liegt die Gemeinde mit 8 Punkten zwar ebenfalls knapp unter dem Durchschnitt aller Gemeinden, die Bewertung an sich ist aber gut. Auf das Thema, sagt Baumann, lege man viel Wert. Denn die Gemeinde habe hier auch eine Vorbildfunktion für alle Bürgerinnen und Bürger. Die Ergebnisse des Heimat-Checks möchte der Bürgermeister nicht einfach abtun. Einige der vorgebrachten Themen wolle man angehen und umsetzen, wo es eben geht.
„An dem Thema Radwegenetz sind wir schon länger dran.“
Bürgermeister Thomas Baumann