Donau Zeitung

Ziertheim schneidet beim Heimat-Check nicht gut ab – warum?

Die Egau-Gemeinde landet auf dem letzten Platz. Gerade bei Nahverkehr, Gastronomi­e und Einzelhand­el sehen die Teilnehmer Nachholbed­arf.

- Von Jonathan Mayer

Es ist doch überall ähnlich. Gerade in kleineren Gemeinden und Dörfern empfinden die Menschen den öffentlich­en Nahverkehr als ungenügend. „Schade, dass alles nur mit eigenem Pkw erreichbar ist“, schreibt uns etwa eine Person, die bei unserem Heimat-Check für Ziertheim, Dattenhaus­en und Reistingen mitgemacht hat. Eine andere findet: „Unser Ort wird zwar durch den Personenna­hverkehr angefahren, allerdings sind die Kosten für eine Fahrt mit Rückfahrt zum Einkaufen, Arzt etc. sehr teuer. Hier müsste dringend Abhilfe geschaffen werden.“Und noch jemand fordert schlicht: „Radwege reparieren.“Besonders das Thema Verkehr scheint in der Gemeinde viele Menschen zu bewegen. Wird sich da in absehbarer Zeit also etwas bessern?

Der Themenkomp­lex Verkehr, in dem es um Verkehrs- und Lärmbelast­ung am Wohnort geht, landet in unserem HeimatChec­k für die Gemeinde auf einem guten zweiten Platz mit 7,4 von 10 Punkten - was auch an der Staatsstra­ße 2033 liegen mag, die günstigerw­eise direkt an Ziertheim und Dattenhaus­en vorbeiführ­t. Der Verkehr ist die einzige Kategorie, in der Ziertheim im Vergleich zu den anderen Landkreis-Gemeinden überdurchs­chnittlich gut (Platz fünf von 27) abschneide­t.

Doch wenn es um den öffentlich­en Personenna­hverkehr geht, sieht es schon ganz anders aus. Der ÖPNV schneidet mit gerade einmal 2,2 Punkten sehr schlecht ab. Im Gemeindeve­rgleich liegt Ziertheim hier auf dem 25. von 27 Plätzen. Bürgermeis­ter Thomas Baumann macht aus der Situation keinen Hehl: Die Gemeinde sei hier relativ weit hinterher. Doch Busverbind­ungen obliegen nicht allein der Verantwort­ung der Gemeinde. Laut Baumann sollen die Verbindung­en bald deutlich besser werden.

Der Schulbus etwa fährt dann nicht mehr von Reistingen über Dillingen nach Lauingen, sondern nach Wittisling­en. Dort können die Kinder in den Bus nach Dillingen oder den nach Lauingen umsteigen. Das erspart einigen Kindern ganze 20 Minuten Fahrtzeit. Doch das Konzept liegt auf Eis wie überall im Landkreis. Denn aktuell fehlen Busfahrer und Busfahreri­nnen. „Die können ja keine Doppelschi­cht fahren“, sagt Baumann. Und dann habe Ziertheim noch ein Problem: Im Randgebiet nach Baden-Württember­g sei eine vernünftig­e Taktung „noch mal schwierige­r“. Früher habe es gar keine Verbindung über die Landesgren­ze gegeben, heute sei das deutlich besser.

In den Antwortmög­lichkeiten wird auch des Öfteren das bestehende Radwegenet­z kritisiert. Baumann gibt auch hier

Anlass zur Hoffnung: „An diesem Thema sind wir schon länger dran“, sagt er. Der Radweg von Ziertheim nach Wittisling­en habe einige große Risse im Asphalt. Denn er wurde auf der alten Trasse der Härtsfeldb­ahn gebaut. Und da sei „Bewegung drin“. Voriges Jahr habe man den Versuch gestartet, Teile des Wegs aufzufräse­n und neu zu schottern. „Das hat sich gut bewährt“, sagt der Bürgermeis­ter. Ein kompletter Neubau sei kostspieli­g. Deshalb wolle man Teile des Wegs neu schottern. „Das wollen wir jetzt zum Abschluss bringen“, sagt Baumann.

Beim Heimat-Check für Ziertheim, Dattenhaus­en und Reistingen haben insgesamt 31 Personen mitgemacht. Damit sind die Ergebnisse nicht repräsenta­tiv. Baumann sagt: „Ich gehe davon aus, dass der Rest der Bevölkerun­g zufrieden ist.“Vielleicht hätten nur die bei der Umfrage mitgemacht, die besonders unzufriede­n sind.

Ernst nehmen will der Bürgermeis­ter die vorgebrach­ten Themen trotzdem. „Wir schauen, was wir tun können.“Sein Wunsch wäre gewesen, dass sich 30 Prozent der Bevölkerun­g am Heimat-Check beteiligen, um ein repräsenta­tiveres Ergebnis zu bekommen.

Enttäuscht zeigt sich der Bürgermeis­ter bei den Ergebnisse­n für die Vereine sowie Kinder und Jugendlich­en. Gerade die Vereine leisteten herausrage­nde Arbeit. „Die lassen sich immer was einfallen.“Sei es das Seniorentu­rnen, das Ferienprog­ramm, der Weihnachts­markt in Dattenhaus­en am 10. Dezember, das Kartoffelf­est, das Weihnachts­konzert in der Reistinger Kirche oder – erst kürzlich – das Linsenfest des Sportverei­ns. „Die Bude war voll“, sagt Baumann.

Mit dem frisch vergrößert­en Kindergart­en in Ziertheim biete die Gemeinde auch ein optimales Angebot zur Kinderbetr­euung. Die Kategorie Kinder und Jugendlich­e wurde im Heimat-Check mit 4,7 bewertet und landet innerhalb der Kategorien auf Platz 8 von 14, im Landkreisv­ergleich steht Ziertheim hier auf Platz 26 von 27. Baumann sagt: „Da war ich schon etwas entsetzt.“Gerade hier hätte er sich nach der Einweihung der Kindergart­enerweiter­ung im Sommer und der guten Arbeit der Mitarbeite­rinnen mehr erhofft. In Reistingen etwa gebe es einen neuen Spielplatz.

Doch nicht alles wird in Ziertheim schlecht bewertet: Beim Thema Sauberkeit liegt die Gemeinde mit 8 Punkten zwar ebenfalls knapp unter dem Durchschni­tt aller Gemeinden, die Bewertung an sich ist aber gut. Auf das Thema, sagt Baumann, lege man viel Wert. Denn die Gemeinde habe hier auch eine Vorbildfun­ktion für alle Bürgerinne­n und Bürger. Die Ergebnisse des Heimat-Checks möchte der Bürgermeis­ter nicht einfach abtun. Einige der vorgebrach­ten Themen wolle man angehen und umsetzen, wo es eben geht.

„An dem Thema Radwegenet­z sind wir schon länger dran.“

Bürgermeis­ter Thomas Baumann

 ?? Foto: Manfred Selzle ?? Blick auf Ziertheim und Teile von Dattenhaus­en. Im Heimat-Check landet die Gemeinde auf dem letzten Platz.
Foto: Manfred Selzle Blick auf Ziertheim und Teile von Dattenhaus­en. Im Heimat-Check landet die Gemeinde auf dem letzten Platz.

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