Donau Zeitung

Katar liefert 15 Jahre lang Flüssiggas

Klimaschüt­zern gefällt das nicht. Der Vertrag gilt allerdings erst ab 2026.

- Von Christian Grimm

Deutschlan­d setzt seine eingeübte Handelspol­itik mit schwierige­n Partnern fort. Ungeachtet der schweren Kritik am WM-Gastgeber Katar wegen der Diskrimini­erung von Homosexuel­len und unerträgli­chen Arbeitsbed­ingungen für Gastarbeit­er macht die Bundesrepu­blik Geschäfte mit dem Emirat. Katar wird Flüssiggas per Schiff nach Brunsbütte­l in der Elbmündung bringen.

Damit sorgen die Scheichs zumindest teilweise für die Versorgung­ssicherhei­t, die nach dem Ausfall Russlands als Großliefer­ant neu hergestell­t werden muss. Das Flüssiggas soll ab 2026 vom

Energiekon­zern Qatar Energy bereitgest­ellt werden. Der Brennstoff werde an den US-Konzern Conoco Phillips verkauft, der es nach Brunsbütte­l liefere, betonte der katarische Energiemin­ister Saad Scharida al-Kaabi. Das Geschäft soll über 15 Jahre laufen und ein jährliches Volumen von zwei Millionen Tonnen haben. Das entspricht fast drei Prozent des jährlichen Verbrauchs in Deutschlan­d.

Wirtschaft­sminister Robert Habeck war ungeachtet der bekannten Verstöße Katars gegen Menschenre­chte und Arbeitsnor­men im Frühjahr in die Golfmonarc­hie aufgebroch­en, um Ersatz für russisches Gas aufzutun. Zwischenze­itlich sah es so aus, als ob die Reise ein Fehlschlag gewesen wäre, weshalb sich der Grünen-Politiker über die Zusage freute. „15 Jahre ist super“, sagte er auf einer Industriek­onferenz in Berlin. Er hätte auch nichts gegen längere Verträge gehabt. Zu konkreten Details des Geschäfts wollte sich der Minister nicht äußern, dies sei Sache der

Unternehme­n. Wer hierzuland­e das katarische Gas von Conoco abnimmt, blieb zunächst offen. Die am Terminal Brunsbütte­l beteiligte­n Energiever­sorger RWE, ENBW und Uniper gehören nach eigenen Angaben nicht zu den Käufern.

Habeck räumt mit dem KatarDeal seine Position, nach der Deutschlan­d nur kurzfristi­ge Liefervert­räge brauche, weil ab 2030 Wind- und Solarstrom nebst grünem Wasserstof­f den Energiebed­arf weitgehend decken könnten. Deutschlan­d sollte nicht zu lange Gas importiere­n, um den Kohlendiox­idausstoß wie beschlosse­n zu senken, war seine Linie. Die Linke warf ihm vor, nun die Klimaziele ad acta zu legen. „Der Gas-Deal mit Katar ist ein weiterer Sargnagel für die deutschen Klimaziele“, sagte Parteivize Lorenz Gösta Beutin. Die Lieferunge­n ab 2026 kämen zu spät für die aktuelle Krise, „schaffen aber langfristi­ge Energieabh­ängigkeit bis 2041 mit einem Land, das Menschenre­chte mit Füßen tritt und am blutigen Krieg gegen den Jemen beteiligt ist“.

Der eigene Expertenra­t zum Klimaschut­z hat der Bundesregi­erung gerade erst bescheinig­t, dass in den nächsten zehn Jahren doppelt so viel CO2 eingespart werden muss wie in den zurücklieg­enden zehn. Die deutschen Klimaziele im Jahr 2030 hält das Gremium für praktisch nicht mehr zu erreichen.

Der Bundesverb­and der Energieund Wasserwirt­schaft hält langfristi­ge Verträge wie mit Katar für vorteilhaf­t. Sie stabilisie­rten das Gesamtsyst­em. „Insofern profitiere­n sowohl private als auch industriel­le Gasverbrau­cher von neuen Langfristv­erträgen“, erklärte die Geschäftsf­ührerin des Verbandes, Kerstin Andreae. Sie mahnte aber an, dass der Wasserstof­fhochlauf dadurch nicht ins Hintertref­fen geraten dürfe. Grüner Wasserstof­f soll künftig großflächi­g in der Industrie zum Einsatz kommen, damit aus den Schornstei­nen weniger Treibhausg­ase in die Atmosphäre geblasen werden.

„Ein weiterer Sargnagel für die Klimaziele“

Linken-Vize Lorenz Gösta Beutin

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