Urteil hat Signalwirkung
Damit hatten wohl die wenigsten gerechnet: Das Memminger Landgericht hat am Dienstag klare Kante gezeigt und im ersten Prozess um den Bad Grönenbacher Tierskandal vergleichsweise hohe Strafen verhängt. Einer der beiden Täter muss den Weg ins Gefängnis antreten. Das Urteil ist deshalb so überraschend, weil die Justiz in der Vergangenheit bei Verstößen gegen das Tierschutzgesetz häufig viel milder gestimmt war. Die Schuldsprüche von Memmingen haben das Zeug dazu, eine bundesweite Signalwirkung zu entfalten.
Der Prozess dokumentiert auch, wie sehr die Bedeutung des Tierschutzes in unserer Gesellschaft gewachsen ist. Das zeigt schon das große öffentliche Interesse. In früheren Zeiten, in denen Tierquälerei bei manchem noch eher im Rang eines Kavaliersdelikts stand, hätte der Prozess niemals diese Aufmerksamkeit erzielt. Das Urteil ist ein unmissverständlicher Hinweis an alle, die den Tierschutz missachten: Wer gegen das Gesetz verstößt, muss mit harten Strafen rechnen. Dies gilt nicht nur für jene, die beruflich mit Tieren umgehen, sondern etwa auch für Täter, die illegal mit Welpen handeln.
Vor diesem Hintergrund wird die Bedeutung des Memminger Urteils erst richtig klar. Eines darf jetzt allerdings nicht passieren: Ein Generalverdacht gegen die Landwirtschaft wäre der völlig falsche Schluss aus diesem Verfahren. Ja, es gibt schwarze Schafe wie in jedem Berufsstand. Aber die große Mehrheit der Bauern arbeitet hart und redlich dafür, dass wir jeden Tag gute Lebensmittel auf dem Tisch haben.