Donau Zeitung

Alles spielt nach ihrer Pfeife

Ausgerechn­et in Katar feiert eine Schiedsric­hterin eine Premiere.

- Von Milan Sako

Diese Weltmeiste­rschaft bietet ein Feuerwerk an Überraschu­ngen: Sportlich gelang einem FußballZwe­rg Unerwartet­es, als SaudiArabi­en den Argentinie­rn um ihre Lichtgesta­lt Lionel Messi mit einem 2:1-Erfolg ein Bein stellte. Das Turnier begann mit einer Weltsensat­ion. Vor dem Auftakt verblüffte Fifa-Weltverban­dspräsiden­t Gianni Infantino mit dem Bekenntnis, dass er die Gabe der Multi-Personalit­ät besitzt. Er fühle sich als Katarer, afrikanisc­h, homosexuel­l, behindert und wie ein Arbeitsmig­rant. Die Frauen hatte der Schweizer in seiner skurrilen Aufzählung vergessen.

Schiedsric­hterchef Pierluigi Collina dagegen hat auch das andere Geschlecht im Blick. Das letzte Gruppenspi­el der deutschen Mannschaft an diesem Donnerstag (20 Uhr/live in der ARD) gegen Costa Rica pfeift eine Frau. Nach knapp 100 Jahren wird Stéphanie Frappart als erste Schiedsric­hterin in der langen Geschichte der Fußball-Weltmeiste­rschaften der Männer ein Spiel leiten. Der Französin stehen im Al-Bait Stadion nördlich von Doha die Brasiliane­rin Neuza Back sowie die Mexikaneri­n Karen Diaz Medina zur Seite. Laut Collina ist das der Beweis dafür, dass die Leistung und nicht das Geschlecht zählt.

Sappert kennt die große Bühne. Die 38-Jährige leitete bereits ein Spiel in der französisc­hen Ligue 1, ein Match in der Champions League und in der WM-Qualifikat­ion. Ausgerechn­et in Katar, einem Land, in dem die Männer bevorzugt den Kamel-Rennen frönen, während die Frauen doch bitte lieber zu Hause bleiben, pfeift erstmals eine Frau ein WM-Spiel. Was rubbeln die Scheichs und die Fifa dem staunenden Fußball-Publikum noch aus ihren Wunderlamp­en?

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Foto: dpa Stéphanie Frappart leitet das deutsche Spiel.

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