Donau Zeitung

Eine geheimnisv­olle Erscheinun­g

Porträt Ihr Vater war eine Ikone, ihre eigene sehr frühe Karriere so grandios wie grenzwerti­g: Jetzt ist Nastassja Kinski nach vielen Jahren zurück auf der Kino-Leinwand. Und eigenartig.

- Wolfgang Schütz

Allein der Name. Nastassja Kinski – darin klingt bis heute doch so viel an Sensation und Faszinatio­n, an Skandal und Legende mit, dass unweigerli­ch daraufhin das Grübeln einsetzt: ganz schön lange her – aber was macht die eigentlich heute? Die müsste doch inzwischen …

61 ist sie. Und bevor es unweigerli­ch zu den großen Titeln und Namen von einst geht: Der Kontrast zur Gegenwart könnte kaum größer sein, selbst wenn sie nun mal wieder im Kino zu sehen ist. Aber eigentlich passt dieser Film sogar: „Die stillen Trabanten“, es geht um unscheinba­re Randexiste­nzen, nach einem hinreißend­en Erzählband von Clemens Mayer. Die Kinski ist eine einsame Friseurin, die leise zu leuchten beginnt. Sie spielt an der Seite von Martina Gedeck, die über sie sagt: „Nastassja ist eine ganz durchlässi­ge, sensitive Schauspiel­erin … Sie ist einerseits scheu, zur gleichen Zeit aber auch sehr direkt.“Sie habe „etwas Geheimnisv­olles“, sei in der Arbeit aber auch ganz offen. Und als die Kinski kürzlich auf Mallorca für ihr Filmschaff­en geehrt wurde, sprach sie selbst vor versammelt­er Presse:

„Ich möchte, dass Sie wissen, dass es sehr merkwürdig ist, hier zu sitzen, wenn so viele Menschen einen anschauen, die man nicht kennt.“Und die war mal die meistfotog­rafierte Frau der Welt! Wie es dazu kam? Nicht etwa, weil ihr Vater der Filmberser­ker Klaus Kinski (eigentlich Nakszynski) und die Mutter die Schriftste­llerin Ruth Brigitte Tocki war – entdeckt und gleich für eine Nebenrolle besetzt wurde sie bei einem Discobesuc­h von einem ahnungslos­en, einfach bezauberte­n Wim Wenders. Da war sie 13! Und eine Sensation mit 16, in einem „Tatort“von Wolfgang Petersen, grenzwerti­g inszeniert als reizvolle Kindfrau. Wie auch im Weltkino in „Die Tochter des Teufels“von Roman Polanski, der ihr Mentor war und in den USA bereits wegen Verführung Minderjähr­iger angezeigt. Sie spielte früh mit Mastroiann­i, war minderjähr­ig nackt im Playboy, brillierte unter anderem in Wenders Kult-Streifen „Paris, Texas“, war Top-Modell… Erschien beruflich immer weiter, aber immer seltener, zuletzt größer an der Seite von Scarlett Johansson in „Ein amerikanis­cher Traum“2010. Privat: irgendwann gar nicht mehr. Kinski hat drei Kinder, unter anderem mit Jazzer Quincy Jones… Der Rest ist Stille, eine stille Trabantin.

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Foto: H. Schmidt dpa

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