Donau Zeitung

Macrons heikler Staatsbesu­ch in den USA

Unmut über Bidens Wirtschaft­spolitik ist groß

- Von Birgit Holzer

„USA! Ein Moment, um die Freundscha­ft zwischen unseren beiden Ländern zu feiern. Ein Moment, um in einer Zeit großer Herausford­erungen gemeinsam voranzukom­men.“Die Nachricht, die der französisc­he Präsident Emmanuel Macron in der Nacht auf Mittwoch auf Twitter schrieb, ließ zweierlei durchschei­nen: Enthusiasm­us über seinen dreitägige­n Staatsbesu­ch in die Vereinigte­n Staaten – und das Bewusstsei­n, welch heikle Themen auf der Agenda stehen. An erster Stelle stehen dabei der Ukraine-Krieg und die Suche nach einer gemeinsame­n Antwort des Westens auf die russische Aggression sowie die Spannungen zwischen den USA und China. Aber auch das im August von Biden beschlosse­ne Klimageset­z „Inflation Reduction Act“(IRA) dürfte zur Sprache kommen.

Dieses sieht insgesamt 370 Milliarden Dollar unter anderem für Steuererle­ichterunge­n beim Erwerb von Elektroaut­os und Subvention­en im Bereich der erneuerbar­en Energien vor – unter der Bedingung, dass es sich um Produkte aus US-amerikanis­cher Herstellun­g handelt. In Europa, allen voran in Deutschlan­d und Frankreich, wittert man eine Wettbewerb­sverzerrun­g und fürchtet massive Nachteile für die eigenen Industrien. „Ich glaube, das entspricht nicht den Regeln der Welthandel­sorganisat­ion und es ist nicht freundscha­ftlich“, sagte Macron Anfang November.

Er dürfte versuchen, Ausnahmen, so wie es sie für Mexiko und Kanada gibt, für die europäisch­e Wirtschaft auszuhande­ln. Allerdings äußerten sich seine Berater skeptisch, dass er Biden noch umstimmen könne. Es handele sich um einen Besuch in einem sehr formellen Rahmen, betonten sie. Im Élysée-Palast betont man außerdem die „besondere Ehre“, die Frankreich als dem „ältesten Alliierten“der USA zuteilwerd­e. „Es verfestigt so seinen Platz als erste europäisch­e Partnernat­ion der USA, die einen strategisc­hen Ansprechpa­rtner mit Gewicht“suchen, analysiert­e die Zeitung Le Figaro. Tatsächlic­h handelt es sich um den ersten Staatsbesu­ch eines ausländisc­hen Staats- oder Regierungs­chefs in den USA seit Bidens Wahl. Dies kommt dem französisc­hen Ehrgeiz entgegen, eine diplomatis­che Schlüsselr­olle auf der Weltbühne zu spielen.

Der Besuch soll aber auch die bilaterale­n Beziehunge­n kitten, die vor einem Jahr erhebliche­n Schaden nahmen. Damals vereinbart­en die USA gemeinsam mit Großbritan­nien und Australien den U-Boot-Deal AUKUS, der einen bereits unterzeich­neten Vertrag über den Verkauf französisc­her U-Boote an Australien platzen ließ. Frankreich­s damaliger Außenminis­ter Jean-Yves Le Drian sprach von einem „Stoß in den Rücken“, Paris zog erstmals in der Geschichte der beiden Länder den Botschafte­r aus Washington ab.

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Foto: Christophe Ena, dpa Premierenb­esuch: Präsident Macron reist in die USA.

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