Donau Zeitung

Hafer-Macchiato lässt Bauern schäumen

Wie ein Werbefilm aus Tirol den Zorn eines ganzen Berufsstan­des heraufbesc­hwor.

- Von Florian Eisele

Es gibt Dinge, da hört der Spaß auf. Nicht alles, was machbar ist, ist auch erlaubt. Eine kurze Liste von verbotenen Kombinatio­nen ohne Anspruch auf Vollständi­gkeit: Nutella und Butter. Oktoberfes­tdirndl und die Farbe Pink. Das Abspielen von Nickelback-Songs und jegliche Lebenslage. Aus Sicht von Tiroler Bauern müsste sehr wahrschein­lich noch „Heimat und Hafermilch“in diese Liste aufgenomme­n werden, wie ein aktuelles Beispiel zeigt. Denn in dem österreich­ischen Bundesland hat ein Werbespot der lokalen TourismusB­ehörde für großes Ungemach und Schockzust­ände gesorgt.

In dem kurzen Werbeclip betritt eine traditione­lle Figur aus dem alpinen Brauchtum mit Hörnern, Gruselmask­e und Zottelfell – also ein durchweg sympathisc­her Gaudibursc­h – eine Wirtsstube. Soweit, so gut, so offenbar alltäglich in Tirol. Dann aber erdreistet sich der Lümmel, eine Bestellung aufzugeben: „Latte macchiato mit Hafermilch.“Der Slogan dazu lautet: „In Tirol ist jeder willkommen.“

Das ist, sollte es jemand noch nicht gemerkt haben, ein Affront gegen die traditione­lle alpine Milchprodu­ktion. Und die wiederum ist Grundlage für den Tourismus. Findet Tirols oberster Bauernvert­reter Josef Hechenberg­er. Der hatte sich beklagt: „Das hat mich wirklich extrem schockiert, dass man so wenig Sensibilit­ät bei der Tirol Werbung hat.“

Mittlerwei­le ist die Werbekampa­gne eingestell­t. Dass die Tourismusb­ehörde noch betonte, dass man mit Humor auf die sich ändernden Lebensmitt­elpräferen­zen der Urlauber eingegange­n werden sollte, konnte daran nichts ändern. Die Verhältnis­se sind wieder hergestell­t. Darauf ein Glas frische Kuhmilch.

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Foto: Sina Schuldt, dpa Ist in Tirol nicht willkommen: ein Glas Hafermilch.

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