Weihnachtsfeiern mit Hindernissen
Zwei Jahre mussten die geselligen Zusammenkünfte wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Doch nach einem überschäumenden Partymonat sieht es auch dieses Mal nicht aus. Mehrere Probleme kommen zusammen.
Endlich wieder Weihnachtsfeiern. Viele lieben sie, manche fürchten sie, aber irgendwie gehört die Party mit den Kollegen fest zur Adventszeit dazu. Im dritten Corona-Jahr darf wieder zusammen gegessen, getrunken und getanzt werden. Doch das Feiern ist nicht mehr so einfach wie vor Corona.
Manche Unternehmen lassen auch dieses Jahr das Fest zum Jahresausklang sein, weil die Infektionszahlen noch hoch sind und die Pandemie nicht überwunden ist. Der Stuttgarter Automobilzulieferer Mahle macht es so. Der Augsburger Kosmetikhersteller Dr. Grandel lädt dieses Jahr in die Firma zur kleinen Runde mit Glühwein, der Chef wird einige Worte sprechen. Groß gefeiert haben die Mitarbeiter dieses Jahr im Sommer. Die Sommerparty war der Ersatztermin für die gestrichene Weihnachtsfeier im vergangenen
Jahr. „Das kam super an und soll so bleiben“, sagt Unternehmenssprecherin Angelika Pudellek.
Beim Zuliefererkonzern ZF aus Friedrichshafen entscheiden die Abteilungen selbst, ob sie im Winter oder im Sommer feiern wollen. Weihnachtsfeiern sind wieder erlaubt, die Mitarbeiter sollen aber Corona nicht völlig verdrängen. „Das werden wohl eher Weihnachtsessen als feucht-fröhliche Partys mit viel Alkohol“, sagt ZFSprecher Andreas Veil.
Drei Unternehmen, drei Beispiele. Die weiter bestehende Sorge vor Ansteckung spielt eine Rolle, dass heuer noch nicht wieder gefeiert wird wie vor der Pandemie, genau wie die Sorge der Personalabteilung, vielleicht doch wieder aus Infektionsschutzgründen alles absagen zu müssen.
Dennoch wäre der Eindruck falsch, dass die meisten Feste ausfallen. Die Wirte jedenfalls sind ziemlich zufrieden mit den Reservierungen der Firmen. „Wir werden
bei den Weihnachtsfeiern das Vor-Corona-Niveau noch nicht wieder ganz erreichen. Aber es läuft bedeutend besser als vergangenes Jahr“, sagt die Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Ingrid Hartges. Nach einer Empfehlung des Robert Koch-Institutes, die Feiern abzusagen, traf Bars, Wirtschaften und Hotels seinerzeit eine nie gekannte Storno-Welle. Dazu wird es dieses Jahr nicht noch einmal kommen. „Jetzt sind wir zuversichtlich, dass nicht wenige Gäste auch noch kurzfristig reservieren“, meint Ingrid Hartges.
Manches Unternehmen hat aber auch Schwierigkeiten, einen geeigneten Ort für die Weihnachtsfeier zu finden. Corona hat eine Schneise in der Gastronomie hinterlassen. Die Branche hat 130.000 Fachkräfte und über 200.000 Aushilfen an andere Wirtschaftszweige verloren. Es gibt wenige Branchen, in denen der Personalmangel derart durchschlägt. Mehr als jeder zweite Betrieb sucht laut einer DehogaUmfrage Leute. Die Folgen spürt jeder, der gerne ausgeht. Früherer Küchenschluss, verkürzte Öffnungszeiten und kleinere Karten.
Diese neue gastronomische Realität macht auch vor dem Advent nicht halt. Auch wenn das Angebot ausgedünnt ist, heißt es nicht, dass gar nichts geht. Mitunter
dauert die Suche nach einem passenden Lokal für eine Feier mit vielen Gästen einfach länger. Die Tourismusbeauftrage der CDU/ CSU-Fraktion, Anja Karliczek, weiß um die Personalnöte der Betriebe. Sie rät den Chefs zu guter Bezahlung und verlässlichen Dienstplänen und bittet die Feiernden um Höflichkeit, damit nicht noch mehr Köche und Kellnerinnen das Handtuch werfen. „Natürlich freuen sich alle über ein freundliches Lächeln und ein gutes Trinkgeld“, sagt Karliczek.
Die Abgeordnete war in der Großen Koalition Forschungsministerin, kommt aber aus der Gastronomie. Jetzt kümmert sie sich wieder um die Branche. Gerade in der Adventsund Weihnachtszeit spürten viele Gäste, dass die zehntausenden Mitarbeiter in den Gasthäusern und Hotels fehlten. „Das macht unser Leben ein Stück ärmer“, sagt Karliczek. Die Wertschätzung durch die Gäste spiele deshalb eine große Rolle.