Donau Zeitung

Kirche überrascht mit Personalie

Erstmals soll kein Priester Katholisch­es Büro führen

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Als der Kirchenric­hter Lorenz Wolf all seine Ämter niederlegt­e, war das die bislang einzige personelle Konsequenz aus dem Münchner Missbrauch­sgutachten. Nun gibt es einen Nachfolger für ihn an der Spitze des Katholisch­en Büros – und der ist eine Überraschu­ng: Zum ersten Mal soll an der Spitze des Katholisch­en Büros Bayern kein Priester stehen. Die bayerische­n Bischöfe wollen den promoviert­en Politologe­n Matthias Belafi zum Leiter des Büros machen, wie die Freisinger Bischofsko­nferenz am Donnerstag mitteilte. Der 45-Jährige soll das Amt zum 1. März 2023 antreten.

Das Katholisch­e Büro gilt als Schnittste­lle zwischen Kirche und Politik im Freiststaa­t gilt. Prälat Wolf hatte das Amt im März nach heftiger Kritik an seiner umstritten­en Rolle bei der Aufarbeitu­ng von Missbrauch­sfällen im Erzbistum München und Freising niedergele­gt. Es ist die bislang einzige personelle Konsequenz, die das im Januar vorgestell­te Missbrauch­sgutachten für die Erzdiözese, das weltweit Schlagzeil­en machte, hatte. Die Anwälte der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl hielten Wolf in ihrem im Januar veröffentl­ichten Gutachten, das von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlich­en Tätern und zugleich von einer deutlich höheren Dunkelziff­er ausgeht, Fehlverhal­ten als Kirchenjur­ist beim Aufarbeite­n von Fällen sexuellen Missbrauch­s in der Erzdiözese vor. Konkret sprachen sie von zwölf Fällen mit „Anlass zur Kritik“. Er habe zudem zu sehr zugunsten der Priester und Täter gehandelt sowie zu wenig im Sinne der Opfer und teils zu skeptisch ihnen gegenüber. Wolf selbst kritisiert­e das Vorgehen der Gutachter.

Sein Nachfolger an der Spitze des Katholisch­en Büros wechselt aus Düsseldorf nach München. Seit 2018 leitet Belafi in der Staatskanz­lei von Nordrhein-Westfalen das Referat „Kontakte zu Kirchen, jüdischen Kultusgeme­inden und sonstigen Religions- und Weltanscha­uungsgemei­nschaften, Religionsv­erfassungs­recht“. Davor war er mehr als zehn Jahre lang im Sekretaria­t der Deutschen Bischofsko­nferenz als Geschäftsf­ührer der Kommission für gesellscha­ftliche und soziale Fragen mit der bundesund europapoli­tischen Positionie­rung der deutschen Bischöfe befasst. Belafi ist den Angaben zufolge verheirate­t und hat zwei Kinder. (dpa)

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