Donau Zeitung

Ghanas Wiedersehe­n mit Luis Suárez

Zwölf Jahre nach der „Hand des Teufels“gibt es ein brisantes Aufeinande­rtreffen.

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Al-Wakra Die Miene von Luis Suárez verfinster­te sich. Auf Kommentare zu seiner gefeierten wie verhassten WM-Heldentat vor zwölf Jahren hatte Uruguays polarisier­ender Stürmer vor dem Wiedersehe­n mit Ghana keine Lust. „Nein, darüber werde ich nicht reden“, wiegelte er in den Stadion-Katakomben in Katar ab. Der 35-Jährige mochte vor dem Duell am Freitag (16.Uhr/ZDF und MagentaTV) im Al-DschanubSt­adion nicht auf „epische Erinnerung­en“an einen tränenreic­hen Turniertag für Ghana und einen großen für ihn selbst bei der Fußball-Weltmeiste­rschaft in Südafrika eingehen. Und so beendete Suárez nach dieser Frage umgehend das knappe Interview – und eilte schnellen Schrittes durch die Zickzack-Absperrung­en aus dem Stadion.

Zwölf Jahre liegt dieses denkwürdig­e Kapitel mit dem Hauptdarst­eller Suárez, der nach einem Biss bei der WM von 2014 in die Schulter des Italieners Giorgio Chiellini endgültig den Stempel als WM-Badboy aufgedrück­t bekam, zurück. Im Soccer City Stadion von Johannesbu­rg verhindert­e Suárez im dramatisch­en Viertelfin­ale bei der Endrunde 2010 wenige Sekunden vor dem Elfmetersc­hießen per Hand auf der Linie das sicher geglaubte Siegtor von Ghana. „Die Hand des Teufels“, schrieb die seriöse südafrikan­ische Sunday Times seinerzeit. Asamoah Gyan vergab den Strafstoß und damit das erste Halbfinale einer afrikanisc­hen Mannschaft. Im anschließe­nden Elfmetersc­hießen gewann Uruguay. Der wegen des Handspiels vom Platz gestellte Suárez feierte ausgelasse­n mit den Teamkolleg­en,

Gyan brach mit Weinkrämpf­en zusammen. Südafrikas Legende Nelson Mandela spendete nach der traurigste­n Nacht in der Fußball-Geschichte Ghanas Trost und Zuversicht. Und jetzt soll all das kein Thema mehr sein?

Das behaupten zumindest die Protagonis­ten. „Ich denke nicht wirklich an Rache“, beteuerte Ghanas Trainer Otto Addo im Vorfeld der Neuauflage. „Ich war auch traurig, als ich die Szene sah, es war eine große Chance für Ghana, die nächste Etappe zu erreichen. Aber es ist zwölf Jahre her.“Das dürften viele Fans anders sehen, denn es war ein Stich ins Herz eines ganzen FußballKon­tinents. Dass Ghana nun ein Punkt für das Achtelfina­le reicht und die bislang im Turnier enttäusche­nden Südamerika­ner gewinnen müssen, lässt die Anhänger auf eine schmerzlin­dernde Revanche hoffen.

„Am Ende ist die „Hand Gottes“jetzt meine“, sagte Suárez nach dem Elfmeterkr­imi in Anspielung auf das Handtor des Argentinie­rs Diego Maradona 1986 bei der WM in Mexiko. Der Siegeswill­e des engen Freundes von Lionel Messi, die beide zusammen öfters mit ihren Familien Urlaub machen, wird von Teamkolleg­en bewundert. In Südafrika begann – auch dank des jungen Suárez – mit Platz vier eine in der Heimat frenetisch bejubelte Phase der uruguayisc­hen Nationalma­nnschaft, die danach immer mindestens ins Achtelfina­le einzog. Diesmal spricht nach den bisherigen Turnierlei­stungen nicht viel für ein Weiterkomm­en des alternden Ensembles. Außer vielleicht viel Erfahrung. (dpa; Foto: dpa)

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Luis Suarez

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