Donau Zeitung

Biden blockt ab

Kritik von Frankreich­s Präsident Macron an der US-Industriep­olitik geht ins Leere.

- Von Karl Doemens

Washington An bedeutungs­schweren Gesten und großen Worten besteht an diesem strahlend blauen Wintertag kein Mangel. US-Präsident Joe Biden hat seinen Gast mit einem blau-weiß-roten Fahnenmeer und 21 Kanonensch­üssen vor dem Weißen Haus begrüßt, und der französisc­he Amtskolleg­e Emmanuel Macron hat sich mit vielen Rücken- und Armklopfer­n bedankt. Doch als der Gastgeber bei der Pressekonf­erenz nach einem dreistündi­gen Gespräch hinter verschloss­enen Türen gefragt wird, wie denn das derzeit wohl größte Problem im transatlan­tischen Verhältnis ausgeräumt werden könne, gibt er sich extrem zugeknöpft. „Ich bin zuversicht­lich“, antwortet Biden knapp. Einige Journalist­en im weihnachtl­ich dekorierte­n East Room des Weißen Hauses lachen, weil sie an eine Kunstpause glauben. Aber Biden beharrt: „Das ist meine Antwort.“

Stein des Anstoßes ist das 370-Milliarden-Dollar-Klima- und Sozialpake­t der US-Regierung, mit dem die Energiewen­de vorangetri­eben, die Abhängigke­it von fremden Lieferkett­en abgebaut und Arbeitsplä­tze geschaffen werden sollen. Subvention­en und Steuerguts­chriften sind daran geknüpft, dass Unternehme­n USProdukte

verwenden oder selbst in den USA produziere­n.

In den Tagen vor dem Besuch haben die Amerikaner die Beschwerde­n aus dem alten Kontinent herunterge­spielt. Doch der selbstbewu­sste Macron ist nicht gekommen, um sich vom Pomp und Pathos einlullen zu lassen. „Das ist super-aggressiv für unsere Wirtschaft“, hat er sich undiplomat­isch kurz nach seiner Ankunft bei einem Mittagesse­n mit Politikern und Unternehme­rn beklagt: „Vielleicht können Sie auf diese Weise ihre Probleme lösen, aber Sie erhöhen meine.“

Später wird deutlich: US-Regierung plant keine nachträgli­chen Änderungen an dem Gesetz. „Wir haben nicht vor, den Kongress um Gesetzesän­derungen zu bitten“, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre. Man arbeite aber mit europäisch­en Partnern daran, deren Bedenken zu berücksich­tigen. Wie genau das passieren soll, blieb offen.

Demonstrat­iv einig präsentier­en sich die beiden Regierungs­chefs dafür in der Ukraine-Frage. Macrons bevorstehe­ndes Treffen mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin hatte bei einigen in Washington Sorgen vor einem Alleingang genährt. Er werde die Ukraine niemals zu Konzession­en drängen, die für ihre Regierung nicht akzeptabel seien.

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