Donau Zeitung

Rein in die Komfortzon­e

- Von Stefan Küpper

In München landete diese Woche der „Airspace Explorer“. Ein fliegendes Bequemlich­keitslabor von Airbus, in dem die Annehmlich­keiten der Flugreise von morgen zu besichtige­n waren. Bitte zurücklehn­en und genießen.

Wenn das ewige Novembergr­au einen mürbe gemacht hat, wird das Fernweh größer. Einfach in einen Flieger steigen, der Sonne entgegen, weg hier. Idealerwei­se so weit und angenehm wie möglich.

Für Entspannun­g mit allen Schikanen gibt es den „Airspace Explorer“. Der fliegt einen zwar nicht gratis aus dem Herbst, aber dieser sehr speziell ausgerüste­te A350 ist „ein Teststand für Innovation­en aus allen Bereichen der Flugzeugka­bine.“Die fliegende Komfortzon­e hat diese Woche am Flughafen München aufgesetzt und Airbus zeigte, wie so eine Reise künftig besonders gemütlich gestaltet werden kann. Hängt natürlich davon ab, welche Klasse man bucht, wie dick der Geldbeutel ist. Und es hängt auch von der Airline ab. Airbus hat die neuen Annehmlich­keiten bis spätestens 2026 im Programm, aber wie die Kunden, also die diversen Fluglinien, diese Möglichkei­ten für ihre Passagiere nutzen, was der Airline-Service leisten soll, bleibt natürlich ihnen vorbehalte­n.

Bitte zusteigen also. Erfreulich ist gleich zu Beginn, dass mehr Platz für das Handgepäck eingeplant ist. Der Stauraum in den Airspace-Kabinen ist deutlich größer, sodass man vor Abflug nicht schon Stress bekommt, weil die Tasche irgendwo fünf Sitze weiter hinund hochgewuch­tet werden muss. Das hebt die Laune, alle sind weniger genervt. Man könnte sagen: Eine so einfache wie allerdings überfällig­e Innovation.

Ist das Trumm verstaut, darf man auf einem besonderen Sitz Platz nehmen. Ein Sitz ist ein Sitz, aber der hier kann und merkt sich so einiges. Die Flugzeuge von morgen sind natürlich ziemlich durchdigit­alisiert. Heißt mit Blick auf den Hightech-Untersatz, dass er über das eigene Smartphone gesteuert werden kann. Den QR-Code auf dem Ticket einscannen, App runterlade­n und dann darf sich zurückgele­hnt werden. Wer öfter mit derselben Airline unterwegs ist, kann sich sein bevorzugte­s SitzProfil

auch einspeiche­rn. Beim nächsten Flug wird dann alles automatisc­h wieder so eingestell­t, wie es am angenehmst­en war. Das Handy liegt übrigens selbstvers­tändlich auf einer kabellosen Ladefläche und natürlich kann man sich mit der App nicht nur den Sessel untertan machen, sondern auch die Unterhaltu­ngsmedien. Der Möglichkei­ten sind viele. Nur ein einfaches Beispiel, um den Laptop in der Tasche lassen zu können: Die runtergela­dene Netflix-Serie vom eigenen Account auf den Bildschirm zu streamen, das geht natürlich.

Für Zerstreuun­g ist also – dem Himmel, durch den wir gerade gerne fliegen würden, sei es gedankt – gesorgt. Damit nun ein kleines Hüngerchen nicht für Unbill sorgt, kann man vor Abflug bei Buchung schon bestellen, was genau einem die Crew nun bitte sehr kredenzen möge. Nahrungsmi­ttel-Bevorratun­g samt Lieferung sind digital optimiert. Das soll dem Flieger auch Gewicht und Energie sparen.

Denn wenn vorher das Menü schon geordert ist, muss weniger in die Speicherka­mmern, was den Abfall um bis zu 20 Prozent reduziert, wie es heißt. Ach so, damit das Essen auch richtig inszeniert ist, wird das Licht entspreche­nd arrangiert. Der komplette Flugzeug-Innenraum ist mit stromspare­nden LEDLeuchte­n bestückt. Damit alles recht appetitlic­h wirkt, wird entspreche­nd gedimmt.

Ist das Mahl genossen, könnte ein Nickerchen zum Wohlsein gereichen. Die Fenster verdunkeln sich per Knopfdruck und die Crew hat die schöne Möglichkei­t, das Träumen anzuregen. Projektore­n sorgen dafür, dass Bilder, Animatione­n auf Wände und Gepäckklap­pen gespielt werden. Das sorgt für ein entspreche­ndes Raumgefühl, gerade wenn dort der Sternenhim­mel leuchtet. Oder Werbung. Vielleicht ist man vorher aber auch schon eingeschla­fen.

Nach einem bestimmt wunderbare­n Schlaf bittet der Pilot nun, sich für die Landung fertig zu machen.

Alles anschnalle­n. Und nein, dieses Mal muss niemand aus der Crew die Gänge entlangtri­ppeln, um zu kontrollie­ren, dass alle Gurte sitzen. Denn die sind entspreche­nd ausstaffie­rt und es wird zentral angezeigt, wo etwas nicht passt, wie es soll.

Vielleicht war der Flug zu angenehm und der Bauch hat an Außenspann­ung zu sehr gewonnen? Das Körpergewi­cht – immerhin – speichert der Super-Sitz nicht. Könnte er aber bestimmt. Und nun, das Lichtdesig­n weist den Weg, ist es Zeit: Bitte auschecken.

 ?? Foto: Matthias Balk, dpa ?? Auf die Wände des überall mit LED-Leuchten bestückten Innenraums kann gestreamt werden. Der Sternenhim­mel – oder Werbung. Der „Airspace Explorer“, ein Testflugze­ug für Kabinen-Innovation­en aller Art, stand diese Woche am Flughafen München zur Besichtigu­ng.
Foto: Matthias Balk, dpa Auf die Wände des überall mit LED-Leuchten bestückten Innenraums kann gestreamt werden. Der Sternenhim­mel – oder Werbung. Der „Airspace Explorer“, ein Testflugze­ug für Kabinen-Innovation­en aller Art, stand diese Woche am Flughafen München zur Besichtigu­ng.

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