Rein in die Komfortzone
In München landete diese Woche der „Airspace Explorer“. Ein fliegendes Bequemlichkeitslabor von Airbus, in dem die Annehmlichkeiten der Flugreise von morgen zu besichtigen waren. Bitte zurücklehnen und genießen.
Wenn das ewige Novembergrau einen mürbe gemacht hat, wird das Fernweh größer. Einfach in einen Flieger steigen, der Sonne entgegen, weg hier. Idealerweise so weit und angenehm wie möglich.
Für Entspannung mit allen Schikanen gibt es den „Airspace Explorer“. Der fliegt einen zwar nicht gratis aus dem Herbst, aber dieser sehr speziell ausgerüstete A350 ist „ein Teststand für Innovationen aus allen Bereichen der Flugzeugkabine.“Die fliegende Komfortzone hat diese Woche am Flughafen München aufgesetzt und Airbus zeigte, wie so eine Reise künftig besonders gemütlich gestaltet werden kann. Hängt natürlich davon ab, welche Klasse man bucht, wie dick der Geldbeutel ist. Und es hängt auch von der Airline ab. Airbus hat die neuen Annehmlichkeiten bis spätestens 2026 im Programm, aber wie die Kunden, also die diversen Fluglinien, diese Möglichkeiten für ihre Passagiere nutzen, was der Airline-Service leisten soll, bleibt natürlich ihnen vorbehalten.
Bitte zusteigen also. Erfreulich ist gleich zu Beginn, dass mehr Platz für das Handgepäck eingeplant ist. Der Stauraum in den Airspace-Kabinen ist deutlich größer, sodass man vor Abflug nicht schon Stress bekommt, weil die Tasche irgendwo fünf Sitze weiter hinund hochgewuchtet werden muss. Das hebt die Laune, alle sind weniger genervt. Man könnte sagen: Eine so einfache wie allerdings überfällige Innovation.
Ist das Trumm verstaut, darf man auf einem besonderen Sitz Platz nehmen. Ein Sitz ist ein Sitz, aber der hier kann und merkt sich so einiges. Die Flugzeuge von morgen sind natürlich ziemlich durchdigitalisiert. Heißt mit Blick auf den Hightech-Untersatz, dass er über das eigene Smartphone gesteuert werden kann. Den QR-Code auf dem Ticket einscannen, App runterladen und dann darf sich zurückgelehnt werden. Wer öfter mit derselben Airline unterwegs ist, kann sich sein bevorzugtes SitzProfil
auch einspeichern. Beim nächsten Flug wird dann alles automatisch wieder so eingestellt, wie es am angenehmsten war. Das Handy liegt übrigens selbstverständlich auf einer kabellosen Ladefläche und natürlich kann man sich mit der App nicht nur den Sessel untertan machen, sondern auch die Unterhaltungsmedien. Der Möglichkeiten sind viele. Nur ein einfaches Beispiel, um den Laptop in der Tasche lassen zu können: Die runtergeladene Netflix-Serie vom eigenen Account auf den Bildschirm zu streamen, das geht natürlich.
Für Zerstreuung ist also – dem Himmel, durch den wir gerade gerne fliegen würden, sei es gedankt – gesorgt. Damit nun ein kleines Hüngerchen nicht für Unbill sorgt, kann man vor Abflug bei Buchung schon bestellen, was genau einem die Crew nun bitte sehr kredenzen möge. Nahrungsmittel-Bevorratung samt Lieferung sind digital optimiert. Das soll dem Flieger auch Gewicht und Energie sparen.
Denn wenn vorher das Menü schon geordert ist, muss weniger in die Speicherkammern, was den Abfall um bis zu 20 Prozent reduziert, wie es heißt. Ach so, damit das Essen auch richtig inszeniert ist, wird das Licht entsprechend arrangiert. Der komplette Flugzeug-Innenraum ist mit stromsparenden LEDLeuchten bestückt. Damit alles recht appetitlich wirkt, wird entsprechend gedimmt.
Ist das Mahl genossen, könnte ein Nickerchen zum Wohlsein gereichen. Die Fenster verdunkeln sich per Knopfdruck und die Crew hat die schöne Möglichkeit, das Träumen anzuregen. Projektoren sorgen dafür, dass Bilder, Animationen auf Wände und Gepäckklappen gespielt werden. Das sorgt für ein entsprechendes Raumgefühl, gerade wenn dort der Sternenhimmel leuchtet. Oder Werbung. Vielleicht ist man vorher aber auch schon eingeschlafen.
Nach einem bestimmt wunderbaren Schlaf bittet der Pilot nun, sich für die Landung fertig zu machen.
Alles anschnallen. Und nein, dieses Mal muss niemand aus der Crew die Gänge entlangtrippeln, um zu kontrollieren, dass alle Gurte sitzen. Denn die sind entsprechend ausstaffiert und es wird zentral angezeigt, wo etwas nicht passt, wie es soll.
Vielleicht war der Flug zu angenehm und der Bauch hat an Außenspannung zu sehr gewonnen? Das Körpergewicht – immerhin – speichert der Super-Sitz nicht. Könnte er aber bestimmt. Und nun, das Lichtdesign weist den Weg, ist es Zeit: Bitte auschecken.