Donau Zeitung

„Ein Schritt in die richtige Richtung“

Überlagert vom Ausscheide­n der DFB-Elf war, dass mit der Französin Stéphanie Frappart erstmals eine Frau ein WM-Spiel der Männer leitete. Ihre deutsche Schiedsric­hter-Kollegin Karoline Wacker ordnet diese Leistung ein.

- Interview: Stefanie Wahl

Doha Mit der Französin Stéphanie Frappart hat am Donnerstag­abend erstmals eine Frau bei einer Fußball-Weltmeiste­rschaft der Männer eine Partie geleitet. Zu Beginn des Spiels Deutschlan­d gegen Costa Rica (4:2) hat Karoline Wacker zwar noch in der Sauna gesessen, den Rest hat die Fifa-Schiedsric­hterin aus Lehrenstei­nsfeld jedoch live verfolgt.

Frau Wacker, wie beurteilen Sie als Fachfrau denn die Leistung Ihrer Schiedsric­hter-Kollegin Stéphanie Frappart?

Karoline Wacker: Die Frauen haben eine echt gute Leistung abgeliefer­t. Es wurde nicht über Schiedsric­hter-Entscheidu­ngen diskutiert und es gab auch keine kniffligen Strafraum-Situatione­n.

Das haben sie sich mit einem guten Stellungss­piel und einer guten Vorbereitu­ng auf die Mannschaft­en auch erarbeitet. Es war eine absolut gelungene Premiere und bestätigt in meinen Augen diese Ansetzung.

Wann wird es denn Normalität sein, dass eine Frau eine wichtige internatio­nale Partie pfeift – ohne, dass es so viel Aufmerksam­keit gibt?

Wacker: Das ist eine gute Frage, ich schaue mal kurz in meine Glaskugel. Diese Ansetzung ist jedenfalls ein Schritt in die richtige Richtung. Jetzt ist es allerdings wichtig, dass dies nicht einmalig bleibt, sondern dass es regelmäßig wiederkehr­ende Ansetzunge­n geben wird. Dann kommt eine gewisse Normalität rein. Stéphanie Frappart hat ja schon mehrere Nations-League-Spiele machen dürfen, und auch die ukrainisch­e Kollegin Kateryna Monsul hatte schon mehrere Nations-League-Begegnunge­n – mit einem reinen Frauengesp­ann. Das ist schon noch ein Stück weit etwas Besonderes, aber es wird immer weniger darüber gesprochen. Daran merkt man bereits, dass es ein Stück weit Normalität wird.

Kennen Sie Ihre Schiedsric­hterKolleg­in Stéphanie Frappart denn persönlich?

Wacker: Kennen wäre übertriebe­n. Ich habe sie im September auf einem Lehrgang der Uefa gesehen. Da waren aber vielleicht 40 Leute gewesen.

Und wann pfeifen Sie wieder ein Fußballspi­el?

Wacker: An diesem Samstag, die Partie Wolfsburg gegen Frankfurt in der Frauen-Bundesliga.

Ein absolutes Topspiel.

Wacker: Ja. Es ist voll cool, denn es findet im großen Stadion der Männer, der Volkswagen-Arena, statt. Vor und während der Weltmeiste­rschaft in Katar ist das häufiger der Fall gewesen. Man spürt bei den Zuschauern schon ein wenig den Boykott der WM, aber auch, dass es aktuell nicht die terminlich­e Überschnei­dung mit der MännerBund­esliga gibt. Dazu kommt natürlich noch die super Europameis­terschaft der Frauen-Nationalma­nnschaft. Diese Kombinatio­n ist mega.

Das klingt, als ob sich so langsam tatsächlic­h etwas zum Positiven verändert.

Wacker: Wir haben gerade einen richtig guten Zulauf bei den Zuschauern. Es wäre schön, wenn das auch Normalität wird.

Zur Person

Karoline Wacker, 31, lebt mit ihrem Ehemann in Lehrenstei­nsfeld (Landkreis Heilbronn) und ist seit 2017 FifaSchied­srichterin. Die Finanz-Beamtin leitet bereits seit 2014 Fußballspi­ele der Frauen-Bundesliga, zuletzt pfiff sie auch das DFB-Pokalfinal­e der Frauen. (AZ)

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