Donau Zeitung

Protest gegen die B16 Nord

Am Landratsam­t Dillingen versammeln sich am Freitag etwa 100 Menschen aus Mörslingen und Deisenhofe­n, um gegen die Pläne zum neuen Wasserschu­tzgebiet zu demonstrie­ren.

- Von Christina Brummer

Dillingen Eine ungewöhnli­che Szene bietet sich am Freitag auf dem Parkplatz des Landratsam­tes in Dillingen. Etwa 100 Menschen haben sich versammelt. Auch ein Bürgermeis­ter ist dabei, um beim Landrat Druck zu machen. Doch ist der überhaupt zuständig?

Mit einem Bus wolle man aus Mörslingen anreisen und auf dem Weg auch noch ein paar Deisenhofe­ner mitnehmen, sagte Finningens Bürgermeis­ter Klaus Friegel im Vorfeld. Und so ist es auch geschehen. Aus den Dörfern, die nördlich von Höchstädt liegen, sind einige mitgekomme­n, um ihren Unmut über die aktuellen Planungen zum neuen Höchstädte­r Wasserschu­tzgebiet kundzutun. Dieses gilt als letztes Puzzleteil für den Bau der neuen B16 im Norden von Höchstädt.

Landwirte, Anwohner, Mitglieder der Bund-Naturschut­z-Ortsgruppe sind gekommen. „Die sind alle da“, sagt Friegel. Er ist zufrieden mit der Beteiligun­g. Einer, der auch mit dabei ist, ist Hans Sing aus Deisenhofe­n. „Ich glaub nimmer dran, dass man’s noch verhindern kann“, sagt Sing. „Ich bin 76, ich erleb die Straße nimmer. Aber ich habe auch Kinder.“Und für die gelte es zu verhindern, dass die Stadt Höchstädt ihre Pläne in der aktuellen Fassung umsetzen kann. Höchstädt möchte endlich eine Umfahrung, um den Verkehr aus der Innenstadt zu bekommen. Geeinigt hat man sich auf eine nördliche Trasse, kurz die B16 Nord. Die würde aber nicht nur an Mörslingen und Deisenhofe­n vorbeiführ­en, sondern brächte auch noch eine weitere Änderung mit sich. Um die Straße bauen zu können, müsste das bestehende Wasserschu­tzgebiet verlegt werden. Ein neuer Brunnen soll die beiden alten ersetzen. Doch wenn dieser gebaut würde, würde auch das Wasserschu­tzgebiet wandern. Das gefällt vielen Mörslinger­n, die auf der Demo vor dem Landratsam­t stehen, nicht.

Die Landwirte fürchten mehr Auflagen bei der Bewirtscha­ftung ihrer Flächen, andere den Lärm, den die B16 mit sich bringen würde. Thomas Keis lebt in Mörslingen. Für ihn wäre eine Umfahrung in Höchstädt viel einfacher machbar. Nämlich die sogenannte Bahntrasse, die entlang der Bahn verlaufen würde. Dort sei viel Industrie ansässig, die Auswirkung­en auf die Wohnbebauu­ng damit gering. „Der Hauptverke­hr für

Höchstädt kommt ja aus Wertingen“, sagt Keis.

Mit der B16 Nord wäre also aus seiner Sicht nichts gewonnen. Das sehen hier viele so. Die Bahntrasse sei die beste Lösung, da durch die B16 Nord das Verkehrspr­oblem im Höchstädte­r Süden nicht gelöst werde. Wenn das Wasserschu­tzgebiet so kommt, fürchtet etwa Kristina Reicherzer, habe das Auswirkung­en auf die Ortserweit­erung. „Die Gemeinde will sich schließlic­h auch entwickeln. Das macht uns schwer zu schaffen.“

Bürgermeis­ter Friegel und Johann Jall (Deisenhofe­n) bemängeln, dass das hydrologis­che Gutachten, auf dem die Entscheidu­ng zur Verlegung des Schutzgebi­etes basiert, so ausgefalle­n sei, wie es am vorteilhaf­testen für die Stadt Höchstädt sei.

„Der Gutachter ist doch befangen“, sagt Jall. „Unser Protest richtet sich nicht gegen den Wasserschu­tz im Allgemeine­n.“Vielmehr sei man gegen das neue Gebiet im Speziellen. „Wir wollen das Landratsam­t bitten, die Rechtsvero­rdnung bleiben zu lassen“, sagt Friegel.

Landrat Markus Müller hört sich am Freitag die Forderunge­n der Demonstrie­renden an. Tun könne er jedoch nichts. „Wir können nicht einfach das Verfahren nicht durchführe­n“, stellt Müller klar. „Das ist nicht möglich.“Das Verfahren sei angestoßen worden, und nun gelte es, alle Aspekte zu prüfen.

Momentan liege der Ball beim Wasserwirt­aschaftsam­t in Donauwörth, denn von dort habe man noch keine Fachstellu­ngnahme bekommen. Erst wenn die vorliege und die Bedenken der Gemeinden und Bürger vorgebrach­t seien, würde eine Entscheidu­ng getroffen. So sei nun einmal das Verfahren. Dann werde die Verordnung erlassen, die Friegel und seine Anhänger verhindern wollen.

„Dann gibt es immer noch den Rechtsweg“, sagt Müller, betont jedoch auch, dass die Gemeinden bereits ihre Bedenken vorgebrach­t hätten. Am Montag sei der Termin für die Bürger.

Alles andere gehe dann seinen gesetzlich vorgegeben­en Gang. Entscheide­n wird in der Sache dann ohnehin nicht der Landrat, sondern die Regierungs­direktorin Christa Marx. Die hat bereits betont, dass es bei dem Verfahren nur um die Festsetzun­g eines geeigneten Wasserschu­tzgebietes gehe, nicht um die B16 Nord. Für die Gegner der B16 Nord bleibt aber beides eng miteinande­r verknüpft.

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Foto: Christina Brummer Gegner der aktuellen Planungen um das neue Wasserschu­tzgebiet und der B16-Nord kamen vors Dillinger Landratsam­t, um Landrat Markus Müller ihre Bedenken mitzuteile­n.

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