Berühmte Betten
Sich wegträumen – nicht die schlechteste Idee in diesen Zeiten. Der schöne Schlaf aber bleibt oft selbst nur Traum. Woran liegt das? Das Zimmer zu warm, die Matratze zu hart? Eine Geschichte über unser Verhältnis zum Bett – und ein paar Bettgeschichten.
Im Frühjahr 1969 am 25. März legten sich die frischverheirateten John Lennon und Yoko Ono ins Bett und blieben liegen. Nicht nur für eine Nacht, nicht nur für den Schlaf und die Liebe, es ging den beiden um mehr. Weltfrieden! Eine Woche lang verbrachten sie in der Präsidentensuite des Amsterdamer Hilton Hotels, empfingen im Bett Freunde, Fans und Journalisten, redeten, sangen, schliefen und machten ansonsten vermutlich das, was man im feinen Hotel gerne macht: Den Zimmerservice anrufen, damit der einem etwas zu Essen bringt.
„Bed in“nannten sie das Ganze. Schlafen für den Protest. „Wenn Hitler und Churchill im Bett geblieben wären, wären eine Menge Leute heute noch am Leben“, erklärte Superstar Lennon einem Reporter. Das war natürlich Nonsens, aber hörte sich gut an. Der englische Premierminister jedenfalls besprach sich bekanntermaßen mit seinen Generälen vom Bett aus – zigarrenpaffend in Schlafanzug und rot-goldenen Morgenmantel – und machte zwischendurch ein Nickerchen. Anders, sagt Churchill, hätte er die Zeit nicht überstanden: „Als der Krieg ausbrach, musste ich tagsüber schlafen, weil es für mich die einzige Möglichkeit war, mit der Last meiner Verantwortung fertig zu werden.“Zwei Bettgeschichten also vornweg, die ja auch nur zeigen, was man ohnehin weiß: Wenn man im Bett Frieden schließen will, dann am besten erst mal mit sich selbst! Oftmals bleibt auch das nur Traum.
Das Bett! Man könnte jetzt einfach so weitererzählen, Bettgeschichte auf Bettgeschichte stapeln, wie im Märchen „Die Prinzessin auf der Erbse“die Matratzen. Moderne Betten zeigen, was die Stapelei betrifft gerade übrigens eine Ähnlichkeit, dazu gleich mehr. Wie im Märchen aber ist es auch in der Realität so: Wenn irgendetwas drückt, thront man halt doch schlaflos auf dem Taschenfederkern-Turm.
Die Kernbotschaft zahlreicher Studien deutscher Krankenkassen liest sich jedenfalls seit Jahren so: Die Deutschen schlafen nicht gut und nicht genug. Die DAK betitelt ihren Gesundheitsreport mit der Zeile: „„Deutschland schläft schlecht – ein unterschätztes Problem.“80 Prozent der Erwerbstätigen leiden demnach unter Schlafstörungen. Klingt nach fast alle. Und laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Emnid kommen die meisten Deutschen auch nicht auf die sieben empfohlenen Stunden, gehen zu spät hinein ins Bett, springen zu früh heraus. 80 Prozent, um auch da genau zu sein. Schuld daran? Der Job, der Stress, das ewige Handygedaddel, die Netflix-Serien, das blaue Licht, Schichtarbeit, die Kinder, der schnarchende Partner und natürlich auch: die Nachrichtenlage. Immer seltener aber das Bett! Das nämlich wird eigentlich immer besser: weicher, ergonomischer, atmender, stützender ...
Und damit nun Schluss auch mit den
Zahlen und Studien, machen einen müde, was beim Lesen natürlich nicht passieren soll, und zum hellwachen Horst Seeberger nach Günzburg ins Einrichtungshaus Vanoni, gegründet 1900, ausgezeichnet schon mehrfach als Bettenfachgeschäft des Jahres, zuletzt 2021! Wie oft die Matratze wechseln? Soll sie hart oder doch besser weich sein? Die beste Schlafposition? Alles Fragen, die man mit Herrn Seeberger diskutieren kann. 1985 hat er gemeinsam mit seiner Frau den Betrieb übernommen, beide nun 74, aber immer noch im Geschäft. Wobei Sohn Sven schon als Geschäftsführer vorne dran steht. Zurück zum Bett aber. Zwei Sätze von Herrn Seeberger. Erstens: „Das Bett kann mehr als es früher konnte.“Zweitens: „Das Bewusstsein für den Nutzen eines guten Bettes ist erheblich gestiegen.“Das klingt also nach guten Zeiten für die Seebergers und Kollegen, was aber ist das eigentlich genau, ein gutes Bett? Was kann es, was muss es können?
Vielleicht an dieser Stelle gleich noch ein drittes Seeberger-Zitat: „Ein Bett ist wie ein Schuh. Wenn der Schuh drückt, kann man nicht laufen. Wenn das Bett drückt, kann man nicht schlafen.“Und wie bei Schuhen ist es auch so: Nicht jeder trägt Größe 38 oder 43, nicht jedes Bett passt jedem… Die Härte der Matratze zum Beispiel. Kommt einer ins Geschäft mit sagen wir mal 1,80 Meter und 100 Kilo, dann muss Seeberger dem natürlich eine andere verkaufen als dem 1,65 Meter großen Leichtgewicht. Schauen sie mich an, sagt Horst Seeberger, deutet in die Körpermitte, da müsse eine Matratze schon etwas aushalten können. „1,72 Meter, 95 Kilo, das können sie schon schreiben, sieht man ja auch.“
Bevor Horst Seeberger ein Bett, genauer gesagt ein Bettsystem verkauft, stellt daher er erst einmal Fragen. Leidet jemand an Allergien? Schmerzt der Rücken? Wie warm darf es nachts sein? Schläft er auf der Seite? Und, und, und. Bettgespräche, danach wird elektronisch gemessen: Größe, Schulterbreite, Beckenbreite. Und danach im Matzatzenstudio probegelegen. Hier gibt Seeberger, ausgebildeter Schlaftrainer, übrigens auch seine Schlafseminare. Manchmal schlafen Teilnehmende direkt dabei ein, ein gutes Zeichen!
„Legen Sie sich mal hin“, sagt Seeberger jetzt. Und dann zeigt er einem, was so ein Bettgestell mit elektrisch verstellbarem Lattenrost samt moderner Matratze heute alles kann: Fährt die Knie hoch, fährt den Oberkörper hoch – solange bis man wie ein Fragezeichen in der Matratze klemmt. „Äh?“. „Warten Sie ab“, sagt Seeberger und fährt er einen wieder zurück in die flache Rückenlage. Nur, dass man sich jetzt ein bisschen länger fühlt. Aaah! Gedehnte Wirbelsäule eben. Die sollte beim Schlafen immer schön in natürlicher Form sein.
Deswegen auch die ganzen Messungen, sagt Seeberger, für die punktuelle individuelle Körperunterstützung. Das perfekte Bett nämlich sei eines, bei dem die Wirbelsäule nie durchhängt – auch dann nicht, wenn man sich nachts dreht. 40 bis 50 Mal im Übrigen ...
Wer sich bei Horst Seeberger in die Feinheiten der Bettwissenschaft einführen lässt, dem stellt sich natürlich irgendwann die Frage: Wie um Himmels Willen haben das die Leute eigentlich früher gemacht mit dem Schlafen? Auf Fellen, Tierhäuten, Strohsäcken, später dann durchgelegenen Rosshaarmatratzen? Kommt also auf Bettgeschichte, die im Übrigen auch immer Sozialgeschichte war.
Im sehr unterhaltsamen Buch „Was im Bett geschah“von Nadia Durrani und Brian Fagan (Reclam, 269 Seiten, 24 Euro) beschreiben die beiden unter anderem, wie das Schlafen zur Statusfrage wurde, liefern natürlich auch jede Menge Bettgeschichten. Viel zu selten erzählt. „In fast jeder Sozialgeschichte und Biografie fehlt ein Drittel der Story“, monierte schon der Möbelexperte Lawrence Whright in den 60 Jahren. Die Zeit eben, die der Mensch im Bett verbringt …
Zur Auflockerung hier mal eine Anekdote vom großen Bett von Ware, das ein findiger Wirt des englischen Städtchens um 1590 beim Niederländer Hans Vredeman de Vries in Auftrag gab. Ein Monster von Bett, drei Meter lang und breit, reich verziert, 640 Kilo schwer. Laut Eigenwerbung konnten 12 Reisende darin schlafen, was im Übrigen früher gang und gäbe waren – also das gemeinsame Schlafen mit Wildfremden auf Reisen. Das Bett wurde zum bestaunten und gerne belegten Kuriosum, erwähnt auch von Shakespeare, 1689 sollen sich einst 26 Fleischer und ihre Frauen für eine Nacht hineingequetscht haben. Heute steht es im Victoria and Albert Museum in London.
Dass die meisten heutigen Betten in eigenen Räumen stehen, Schlafzimmer eben, ist im Übrigen eine noch recht junge Entwicklung. Erst zweihundert Jahre alt. Zu Shakespeares Zeiten noch, so die Autoren, stand das Bett angeberhaft im großen Wohnraum – seht her, ich hab eins! „Sich vom Boden abzuheben – das Bett eingefasst von Vorhängen, um lästige Insekten oder die kalte Luft abzuhalten – war ein Zeichen des sozialen Status. Die Armen mussten sich mit dem Fußboden begnügen.“Der Schlaf, er war da schon längst politisch.
Aber zurück zur Frage: Seit wann ist der Schlaf ein Problem? Und zwar offenbar, wenn man die Studien sieht, ja trotz immer tollerer Betten eines von endemischen Ausmaßen? Mit den sich auch Milliarden verdienen lässt durch Schlaf-Apps, Ratgeber, Schlafmittel. Eine mögliche Antwort: Seit auf dem Schlaf Druck liegt und Druck und Schlaf – siehe Seeberger – ist grundsätzlich keine gute Sache. Die Sache zum Beispiel mit der Durchschlafdoktrin von sieben bis acht Stunden – kannte man früher gar nicht. Stattdessen schliefen die Menschen in zwei Phasen, wie der Historiker Roger Ekirch im Buch „In der Stunde der Nacht, eine Geschichte der Dunkelheit“schreibt, für das er historische Tagebuch
Seit wann ist Schlaf ein solches Problem? Seit Druck auf ihm liegt und Druck und Schlaf ist keine gute Sache.
einträge, Gerichtsakten und ärztliche Aufzeichnungen auswertete. In 500 Textstellen stieß er immer wieder auf den „ersten“und den „zweiten Schlaf“– die Stunden dazwischen wurden für anderes genutzt: Essen, Plaudern, Sex. Aber es musste halt auch keiner morgens um sieben Uhr am Fabriktor stehen und Glühbirnen gab es auch nicht, die einem die Nacht zum Tage machen können.
Mit der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts war der zweite Schlaf, so Ekirch, dann auch verschwunden. Stattdessen wurde der Schlaf reduziert, optimiert, gerne auch diffamiert – zum Beispiel von Erfinder Thomas Edison, verantwortlich für all das Licht: „Wirklich, der Schlaf ist eine Absurdität, eine schlechte Gewohnheit. Nichts auf dieser Welt ist für die Leistungsfähigkeit der Menschheit gefährlicher als zu viel Schlaf.“Edison wäre definitiv nicht der Typ fürs prinzessinnenhafte mehrstöckige Boxspringbett gewesen, der große Trend der letzten Jahre, er schwor aufs Feldbett im Büro. Donald Trump übrigens, gefühlt eher Typ samtiges XXL-Bett, brüstete sich auch als Kurzschläfer – vier Stunden – was wiederum einiges erklären könnte. Sein Vorgänger Bill Clinton jedenfalls erkannte: „Jeden wichtigen Fehler, den ich in meinem Leben gemacht habe, habe ich gemacht, weil ich müde war.“Was man sich also wirklich wünschen darf: ausgeschlafene Politiker! Nur der Vollständigkeit halber noch dies: Trump hat sein Bett im Weißen Haus offenbar immer selber abgezogen.
Horst Seeberger schüttelt seines auch morgens immer selber auf. Wichtig, sagt er. Weil dann auch die ganze Feuchtigkeit entweicht. Etwa eine halben bis dreiviertel Liter Flüssigkeit verliert der Körper im Schlaf. „Das nehmen die Materialien auf, Schlafanzug, Decke, aber das geht auch in die Matratze“, sagt Seeberger. Deswegen rät er auch zur Molton-Auflage.
Bei den früheren Wasserbetten hätte man übrigens manchmal regelrechte Salzschichten auf dem Bezug gehabt. Wasserbetten aber will heute ohnehin fast niemand mehr. „Die haben wir auch mal verkauft, ein Fehler.“Es gab Probleme, undichte Nähte zum Beispiel, vor zehn Jahren sind sie aus dem Sortiment geflogen. Wobei Seeberger schon auch die Vorzüge des Wasserbetts preisen kann. Zum Beispiel, dass man es auf kuschelige 27 Grad aufheizen kann, Stichwort Sofortwärme! Seeberger sagt, alles eine Frage der Vorliebe. Auch die Rosshaarmatratze habe ihr Gutes gehabt, schönen Temperaturausgleich nämlich. Und wenn man schon bei Bettmoden ist, was ist mit dem Futon? Da lacht Herr Seeberger. „Ach je, das waren die 80er Jahre, da herrschte die Meinung vor, ein Bett müsse hart sein.“Die richtige Unterlage für leistungsstarke Yuppies, aber in Augen von Seeberger entsprang die Futonliebe eher einem Irrglauben, der einst auf dreigeteilten Matratzen und Drahtrostgestellen im zermarterten Menschenkörper entstand. Merke: Ein Bett ist kein Brett, darf weich sein, durchhängen aber eben nicht. Die Wirbelsäule wieder! Rücken hat gefühlt ja auch fast jeder, wie eben Schlafprobleme. Weil die Menschen krumm am Schreibtisch sitzen, sich weniger bewegen – „auch weniger Muskulatur haben“, wie Seeberger bemerkt. Das moderne Bett hat sich angepasst.
Apropos Matratze jetzt: Natürlich geht nicht jeder zu Seeberger oder seinen Kollegen. Für ein vernünftiges Schlafsystem mit Lattenrost und Matratze gibt man bei Vanoni mindestens sieben- bis achthundert Euro aus. „Da fängt es an“, sagt Seeberger. Kann man aber natürlich auch bis zum fünfstelligen Betrag steigern. Man kann aber auch zur Filiale des Matratzengroßhändlers um die Ecke gehen, ins schwedische Möbelkaufhaus oder gleich beim Start-up online das Kaltschaummodell bestellen. Da geht der Trend hin. Horst Seeberger sieht es gelassen. „Können die jungen Leute doch auch machen.“Er hat da Verständnis. Wenn sie dann irgendwann mal Rücken haben, kommen sie vielleicht zu ihm. Wobei es so ist: Auch die Jungen schlafen jetzt schon schlecht! Laut
DAK-Studie leidet fast jedes dritte Kind unter Schlafstörungen. Die Handys, der Druck!
Zeit also für eine „Schlaf Revolution“, wie sie die Amerikanerin Arianna Huffington im gleichnamigen Buch fordert? Der Schlaf sei zur weiteren Handelsware geworden, „die bis zum Anschlag ausgebeutet wird“, klagt die Journalistin. Wobei sie die Schuld auch bei den Trumps und Elons Musks und anderen prominenten Sekundenschläfern sieht, die ausgiebiges Schlafen als Hobby für Weicheier schmähen. Napoleon war auch so einer. Es sei unser kollektiver Irrglaube, dass Überarbeitung und Burnout der Preis ist, denn wir zahlen müssen, um Erfolg zu haben, glaubt Huffington, mittlerweile bekennende Langschläferin: „Wir haben das Gefühl, dass der Tag nicht genügend Stunden hat und wir suchen etwas, das wir kürzen können. Und Schlaf ist ein leichtes Ziel“. Für ihren Feldzug hat sie sich durch Berge von Studien gearbeitet und listet im Buch auf, wozu, zu wenig Schlaf alles führen kann: Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfälle, Krebs, Fettleibigkeit, Alzheimer …
Auch da aber also wieder, Druck! Schlaft, sonst werdet ihr krank! Und schon wälzt man sich nachts kaltschweißig auf Kaltschaum und denkt voll Sorge daran, was das Blutdruckmessgerät demnächst sagen wird – und was der Arzt: „Könnte es sein, dass sie zu wenig schlafen?“– „Ja“. 90 Schlafstörungen kennt die Medizin mittlerweile, es kommen immer neue hinzu.
Horst Seeberger nennt das nächtliche Grübeln übrigens Kopfgeplapper. Schönes Wort. „Die Leute können oft ihren inneren Monolog nicht abstellen“. Was er in seinen Schlafseminaren rät – erst einmal die Umgebung klären. Fällt Licht durchs Fenster, dann Rollladen runter. Steht in der Ecke vielleicht das Bügelbrett oder andere Sinnestörer? Stimmt die Raumtemperatur, ist die Decke zu warm oder zu kalt? Passt die Größe, vielleicht hilft das größere Modell, bei dem man auch die verfrorenen Füße einwickeln kann. Denn: „Immer, wenn ich im Schlaf friere oder schwitze, entsteht ein Weckreiz.“Kopfkissen, auch so ein Thema. Es gibt mittlerweile Nackenstützkissen für alle Schlafpositionen. Und wie sieht es aus mit all den elektrischen Geräten. „Ich sage immer, kein Computer, kein Fernseher.“
Auch bei seinen Motor-Lattenrosten lässt sich der Strom abstellen. Nur der Gedankenstrom halt nicht. Ist ja auch schwierig, „tagsüber geben die Leute Gas, nachts sollen sie bremsen“. Er rät dazu, schon untertags kleine Pausen einzulegen, fünf Minuten Entspannen, wenn es geht, vielleicht ein kurzes Nickerchen machen. Das hält er selbst auch so. „Ich sage dann meinen Leuten hier, ich geh zum Angeln.“Die wissen dann Bescheid.
Und was aber, wenn die Fahrt nachts dennoch weitergeht. Entspannungsübungen, Achtsamkeitsrituale – „ganz ohne spirituellen Hintergrund“, wie Seeberger sagt. Allein die Atmung könne Körper und Geist beruhigen. Seeberger legt jetzt zur Anschauung seine gespreizten Hände auf den Bauch, die Fingerspitzen aneinander. Und jetzt einatmen, der Bauch hebt sich, und jetzt wieder aus … Slow Motion, „dann kommst du von deinen Gedanken weg“. Wie gesagt, manchmal schlafen die Schlaflosen direkt bei ihm ein. Zum Abschluss des Besuches zeigt Seeberger einem noch die Daunen in kleinen Schaukästen. „Strecken sie mal die Hand aus und machen die Augen zu.“Es wird sofort warm. Sonst spürt man nichts. Aber tatsächlich, es liegt da ein kleiner federleichter Haufen Eierdaunen auf der Hand, Königsklasse der Bettdeckenfüllungen, gepflückt aus den verlassenen Nestern von wild lebenden Enten im kalten Norden. Im Andersen-Märchen schläft die Prinzessin übrigens auf zwanzig Matratzen und zwanzig Eiderdaunendecken – wälzt sich dennoch schlaflos herum. Ach.
Jetzt aber noch einmal eine Bettgeschichte, Betthupferl sozusagen. Und zurück noch einmal auf die große Bühne. Ins Schlafzimmer von Ludwig XIV., Sonnenkönig, über den Nadia Durrani und Brian Fagan in ihrem Buch mit Fachkenntnis urteilen: „Er war wirklich besessen von Betten.“Über 400 Modelle seien im königlichen Bettenlager in Versailles gestanden, viele hatten sogar eigenen Namen. An einem besonders schönen namens „Le Triomphe de Venus“arbeitete der Gobelinmeister ganze zwölf Jahre. Aber was man sehen muss, die Betten bekamen ja auch viele zu Gesicht. Im Verlaufe des Morgens sei das Schlafgemach immer voller geworden, Höflinge, Verwandte. Bis zu 100 Personen hätten sich da schon getummelt, ganze Feldzüge leitete Ludwig vom Bett aus. Soweit mal wieder zum Frieden.
Die Bilder vom Amsterdamer Hotelzimmer, in dem sich Journalisten, Musikerinnen, Freunde um Yoko Ono und John Lennon im Hotelzimmer scharrten, tragen dagegen fast den Touch von Privatsphäre. Als die Sache in Holland beendet war, zogen sie übrigens weiter. Ins Queen Elizabeth-Hotel nach Montreal, die gleiche Sause im Mai. Auf Videomitschnitten sieht man Lennon im gestreiften Schlafanzug sein damals entstandenes Friedenslied anstimmen. „One, two, a one, two, three, four…“Und dann geht es los, Gitarre, Tschingderassabumm, Geklatsche, alle zusammen: „Everybody’s talking about Bagism, Shagism, Dragism, Madism, Ragism, Tagism, This-ism, that-ism, ism ism ism. All we are saying is give peace a chance …“Wie gut die beiden dann geschlafen haben, im mit Plakaten dekorierten und vollverkabelten Zimmer, heutige informierte Schlafneurotiker wissen: Ideale Schlafumgebung sieht anders auch. Geraucht haben sie auch!
Nun aber wirklich, Decke drüber und ein letzter Merksatz von Horst Seeberger: „Die Leute sollen sich vor allem nicht so viel Gedanken machen“, sagt er, also um den Schlaf. Man kann ihm nachhelfen. Aber er lässt sich nicht erzwingen – so wenig wie der Frieden leider auch.
Tagsüber geben die Leute Gas, nachts sollen sie bremsen. Schwierig, sagt der Schlaftrainer.