Mbappé-Gala gegen Lewandowski
Frankreich locker im Viertelfinale
Doha Dass Kylian Mbappé weder sein Lachen verkauft noch es dem Weltstar gänzlich die Sprache verschlagen hat, war bereits am Freitagabend bei einer öffentlichen Trainingseinheit der französischen Nationalmannschaft zu besichtigen. In der schmucken Spielstätte des Al-Sadd Sports Club im gleichnamigen Stadtteil von Doha alberte der Superstar nach Herzenslust herum, wenn Kollege Olivier Giroud den Ball bei Torschussübungen bis unters Stadiondach jagte. Am Sonntagabend hat der Fixstern des französischen Fußballs nach dem hochverdienten 3:1 (1:0) im Achtelfinale gegen Polen nun sein Schweigen bei dieser Weltmeisterschaft gebrochen.
Als Wegbereiter für den Viertelfinaleinzug war Mbappé durch die Kür zum „Man of the Match“zum Presseauftritt verpflichtet, den er nach seinem Doppelpack gegen Dänemark noch geschwänzt hatte. Nun huschte der 23-Jährige in Turnschuhen gut gelaunt durch die Tür. „Ich habe nichts gegen Journalisten“, versicherte er im kinoähnlichen Saal des Al-Thumama-Stadium. „Ich will mich nur auf meinen Fußball konzentrieren. Wenn ich das tue, funktioniere ich am besten.“
Die Strafe habe er beim letzten Mal sogar selbst bezahlen wollen, aber sein Verband habe „es geregelt“. Dann richtete er noch aus, dass ihn nichts so sehr antreibe wie die Aussicht auf einen zweiten
WM-Titel mit der Equipe Tricolore, die derselbe Fokus wie vor vier Jahren in Russland eint. „Das ist das Turnier meiner Träume. Ich habe mich die ganze Saison körperlich und mental darauf vorbereitet. Bisher läuft es ganz gut. Aber wir sind noch lange nicht am Ziel“, beteuerte Mbappé. Fast mit Ansage hat der zweite Megastar, der aus dem üppig sprudelnden katarischen Staatfonds bei Paris St. Germain finanziert wird, eine Show geboten, die der von Lionel Messi am Vortag nicht viel nachstand. Gegen Polen führte der Vereinskollege Messis neben seinem vierten und fünften Turniertreffer sein reiches Repertoire vor: sein irrwitziges Tempo, sein glänzendes Spielverständnis und seine famose Schusstechnik.
Mbappé steht bereits bei neun WM-Treffern – es scheint kinderleicht für den Goldjungen aus den Banlieues, irgendwann Miroslav Klose als WM-Rekordschütze (16) abzulösen. „Ich bin sehr erfreut. Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Mbappé, der sich hinterher kurz mit Robert Lewandowski unterhielt. Dem 34-Jährigen war mit einem in der Wiederholung verwandelten Elfmetergeschenk ein halbwegs würdiger WM-Abschied vergönnt (90.+9). Ob es das letzte Länderspiel von „Lewa“war, blieb offen. Der amtierende Weltfußballer wirkte im Vergleich zu Mbappè fast schon aus der Zeit gefallen.
1:0 Giroud (44.), 2:0 Mbappe (74.), 3:0 Mbappe (90.+1), 3:1 Lewandowski (90.+9/Handelfmeter) Zuschauer 40.989