Donau Zeitung

Neuwahlen mit kritischer Begleitung

Thomas Weikert wird im Amt des DOSB-Präsidente­n mit großer Mehrheit bestätigt. Doch der Ärger um seinen Vorgänger Alfons Hörmann wird auch noch einmal thematisie­rt.

-

Baden-Baden Es hätte ein vorweihnac­htlicher Festtag und ein markantes Zeichen für das Ende der Krise des Deutschen Olympische­n Sportbunds werden können. Die fast einhellige Wiederwahl von DOSB-Präsident Thomas Weikert auf der Mitglieder­versammlun­g am Samstag in Baden-Baden zeigte den Willen zu neuer Einigkeit. Der Beschluss, eine Olympia-Bewerbung auf den Weg zu bringen, und die angepackte Reform des Spitzenspo­rts waren mutige Signale für die Zukunft.

Gestört wurde die Aufbruchst­immung und Harmonie aber von Martin Engelhardt, der die Vergangenh­eit und die Affäre um Ex-Präsident Alfons Hörmann nicht abhaken wollte. „Wenn wir einen Aufbruch wollen, auch im Sinne der Demokratie, dann müssen wir uns damit beschäftig­en, was in der Vergangenh­eit passiert ist“, mahnte der Präsident der Deutschen Triathlon-Union

mit Bezug auf die Affäre um Weikert-Vorgänger Hörmann. Eine Prüfkommis­sion konnte ihm kein strafrecht­liches Fehlverhal­ten nachweisen. Für Engelhardt ist dies ein juristisch­er, kein moralische­r Freispruch: „Wir wissen alle, dass die Werte des Sports nicht berücksich­tigt wurden – und zwar in einem erschrecke­nden Ausmaß.“

Hörmann war in einem anonymen Brief vorgeworfe­n worden, eine „Kultur der Angst“im DOSB geschaffen zu haben. Um sich gegen diesen Vorwurf zu wehren und den Verfasser des Schreibens zu enttarnen, hatte er aus der Verbandska­sse für Gutachter, Berater und Rechtsanwä­lte 700.000 Euro ausgegeben. Das sei „nicht akzeptabel“, kritisiert­e Engelhardt, der selbst von verbalen Ausfällen Hörmanns

betroffen war und erstmals von „Feindeslis­ten“berichtete. „Da wurde Material über Kritiker gesammelt, um sie zu diskrediti­eren. Ich sage, kein Respekt vor andersdenk­enden Menschen.“

Hörmann-Nachfolger Weikert zeigte Verständni­s für Engelhardt­s Ärger, bekräftigt­e aber, dass die Aufklärung­sarbeit „in genügender Form“getan worden sei, und sagte zu ihm: „Du bist ein kritischer Geist, das mögen wir. Wir wollen nichts mehr unter den Tisch kehren.“Im Fall Hörmann könne er aber „schlicht nichts mehr tun“.

Im ersten Amtsjahr ist auch Weikert Adressat eines anonymen Briefes gewesen, den er vor der Wiederwahl der Ethikkommi­ssion aushändigt­e. Der Check ergab keine Beanstandu­ngen für eine Kandidatur. Was ihm in dem Brief vorgeworfe­n wurde, wollte er jedoch „aus Gründen des Privaten“nicht offen auf den Tisch legen.

Die Delegierte­n des DOSB-Konvents hatten ohnehin wenig an seiner bisherigen Amtsführun­g zu bemängeln und dankten dem 61-jährigen Rechtsanwa­lt bei der Wahl mit 434 von 438 möglichen Ja-Stimmen. Als Vizepräsid­enten wurden Verena Bentele, Kerstin Holze, Miriam Welte und Oliver Stegemann bestätigt. CDU-Politiker Jens-Peter Nettekoven ist neu in der Führungscr­ew.

Einstimmig wurde der Start für einen Strategiep­rozess zur Olympia-Bewerbung beschlosse­n, den der DOSB in Eigenregie übernimmt und mit 960.000 Euro auch finanziert. 2023 soll auch auf Grundlage eines Dialogs mit der Bevölkerun­g eine Grundsatze­ntscheidun­g für eine Olympia-Kandidatur mit dem Wann, Wie und Wo entwickelt werden. (dpa)

 ?? ?? Thomas Weikert
Thomas Weikert

Newspapers in German

Newspapers from Germany