Über 1500 Menschen beim Nikolausmarsch in Frauenstetten
Alle drei Jahre marschiert der Nikolaus: In Frauenstetten engagiert sich eine Dorfgemeinschaft bereits zum 20. Mal für die Kartei der Not. Ein Besuch bei dem traditionellen Lauf.
Frauenstetten Langsam füllt sich der Vorplatz beim Tennis-Club Frauenstetten. Es ist mal wieder Zeit für den Nikolausmarsch. Bei diesem laufen alle drei Jahre mehrere Gruppen mit Engeln, Kindern und Erwachsenen, angeführt von Nikoläusen, durch den Wald. Währenddessen machen sie halt an adventlichen Stationen, an denen Märchen aufgeführt und anderes gezeigt wird. Der Lauf ist beliebt – dieses Jahr marschieren am Samstagnachmittag 1500 Menschen mit. Ihr gemeinsames Ziel: Geld für Spenden zu sammeln.
Das weckt bei manchen Kindheitserinnerungen. Wie bei Carola Kraus aus Hinterried: „Ich habe immer beim Nikolausspiel mitgemacht, seitdem ich auf der Welt bin. Dieses Mal laufe ich einfach nur mit und genieße es als Zuschauerin.“Ihrem Mann und ihrem einjährigen Sohn will die 34-Jährige erstmals zeigen, was sie selbst begeistert. Auch ihr Vater Hermann engagierte sich dafür immer wieder.
Beim 20. Nikolausmarsch begegnet man auch dieses Jahr immer wieder Menschen, die von Beginn an mitwirkten, damit dieser besondere Lauf funktionieren kann. Zur Tradition gehören die liebevoll gestalteten Märchenstationen. An diesen erwecken die Kinder aus dem Ort Rumpelstilzchen, Schneewittchen, Hänsel und Gretel zum Leben. Am Ende des über anderthalb Stunden dauernden Marsches führen sie als Überraschung die Geschichte von den Sterntalern auf. Dazu kommen die Stationen der Jäger mit ihrem Jagdhornspiel und die anfängliche Segnung an der Waldkapelle.
Mit dabei beim Nikolausmarsch ist auch Inge Köhler aus Buttenwiesen, die selbst jahrelang für den guten Zweck Apfelküchle und Waffeln verkaufte. Sie freut sich, dieses Mal zusammen mit zwei ihrer fünf Kinder mitlaufen zu können. Darunter
Tochter Isabell, die einst als Kind als Begleitengel im Einsatz war, und die älteste Tochter Nicole mit ihren Kindern. „Es ist wunderschön, und so romantisch diese Verbundenheit mit der Natur im Wald. Das Wetter ist heute ja auch passend“, sagt Köhler. Die Großmutter erinnert sich an eine Anekdote, als sich vor vielen Jahren einmal ein Nikolaus mit seiner Truppe im schneebedeckten Wald verlief und erst deutlich später zurück zum Ausgangspunkt kam. „Da waren dann Glühwein und Co. längst ausverkauft. Obwohl sie durchgefroren waren“, sagt sie und lacht. Viele Hundert Menschen nehmen dieses Jahr an dem Marsch teil. Der
Höhepunkt für viele ist das Nikolausspiel. Klaus-Jürgen Aumiller vom Organisations-Team erklärt: „Wir erzählen die Legende des Bischofs von Myra, das hier hat nichts mit dem Santa Claus zu tun. Da legen wir Wert darauf. Auch in den Geschenktüten, die am Ende jedes Kind erhält, ist ein SchokoNikolaus mit Mitra und kein Weihnachtsmann.“Geplant hat er mit seinem Team die Veranstaltung bereist seit August.
Der Nikolausmarsch in Frauenstetten und Hinterried ist ein Gemeinschafts-Projekt: In einer großen Versammlung, von Chef-Organisator Florian Hartl einberufen, trafen sich vor einigen Monaten die
Bewohnerinnen und Bewohner von Frauenstetten und Hinterried und verteilten die Aufgaben. Alteingesessene und Neubürger, insgesamt über 100, darunter auch die Freiwillige Feuerwehr Frauenstetten, engagieren sich.
Der Erlös des Laufs geht traditionell an die Kartei der Not. Dafür wird marschiert, gespielt und verkauft. Wie faszinierend und mitreißend dieser Marsch ist für Akteure und Besucher gleichermaßen, zeigte der Gesang der Kinder, die ganz spontan ein „Lasst uns froh und munter sein“anstimmen. Ein kleiner Junge, der zuhört, wendet sich an seine Mama und sagt: „Schön hier, Mama, gell?“