Donau Zeitung

Tod auf dem Schulweg

Das Entsetzen in Illerkirch­berg ist groß. Ein Mädchen stirbt nach dem brutalen Angriff eines Mannes, ein zweites ist schwer verletzt. Die Polizei hält sich zu Details lange bedeckt.

- Von Michael Kroha, Thomas Heckmann und Ronald Hinzpeter

Illerkirch­berg Die graue Wolkendeck­e liegt schwer über dem kleinen Örtchen Illerkirch­berg. Es ist kalt und trist an diesem Montagnach­mittag. Die Einwohner huschen vorbei und winken ab. Die meisten von ihnen wollen nicht über das reden, was an diesem Morgen passiert ist – und was die Gemeinde bis ins Mark erschütter­t.

Illerkirch­berg ist ein beschaulic­her Ort südlich von Ulm, knapp 5000 Einwohner, Kindergärt­en, Grundschul­en, ein Fuggerschl­oss. Einfamilie­nhäuser säumen die Hauptstraß­e, Schaukeln und Spielgerät­e stehen in den Vorgärten. An der Bushaltest­elle hängt ein Zettel, dass Kater Sammy gesucht wird. Nur wenige Meter weiter geht die Bucher Straße ab. Pinke Sprühfarbe zeugt von dem schrecklic­hen

Verbrechen, das sich wenige Stunden zuvor ereignet hat.

Ein 27-Jähriger soll hier am Montagmorg­en zwei Jugendlich­e auf dem Weg zur Schule angegriffe­n haben. Eine 14-Jährige starb später im Krankenhau­s. Die Polizei war unter anderem mit einem Spezialein­satzkomman­do (SEK) vor Ort. Ein Gebäude wurde gestürmt. Mehrere Personen, darunter auch ein Verdächtig­er, wurden festgenomm­en.

Nach bisherigen Erkenntnis­sen soll der Mann gegen 7.30 Uhr die zwei Mädchen im Alter von 13 und 14 Jahren auf dem Weg zur Schule angegriffe­n haben. Die beiden Mädchen wurden nach Angaben der Ermittler vermutlich mit einem Messer schwer verletzt. Der Rettungsdi­enst kümmerte sich um sie. Die 14-Jährige musste noch am Tatort wiederbele­bt werden. In der Klinik aber verstarb sie – trotz aller ärztlichen Bemühungen. Bei ihr handelt es sich um „eine Deutsche mit Migrations­hintergrun­d“, wie Polizei und Staatsanwa­ltschaft am Abend mitteilen. Die noch laufende Obduktion soll nähere Hinweise auf die genaue Todesursac­he geben. Auch die 13-Jährige, eine deutsche Staatsange­hörige, musste schwer, aber nicht lebensgefä­hrlich verletzt in einer Klinik behandelt werden.

Der verdächtig­e Mann hatte sich in ein Haus, eine Asylbewerb­erunterkun­ft, zurückgezo­gen und dort verschanzt. Aus diesem Haus soll der Angreifer auch gekommen sein. Spezialkrä­fte der Polizei umstellten das Gebäude. Gleichzeit­ig fanden Straßenkon­trollen statt. Gegen 10 Uhr gab ein Polizeispr­echer bekannt, dass der Zugriff erfolgt war.

Die Beamten hätten in dem Gebäude drei Personen angetroffe­n, den weiteren Angaben zufolge alle drei Asylbewerb­er aus Eritrea. Zwei wurden mit zur Dienststel­le genommen. Der Dritte, jener 27-jährige Tatverdäch­tige, war laut Polizei verletzt und musste in ärztliche Behandlung. Bei ihm fand die Polizei nach eigenen Angaben auch ein Messer, das als Tatwaffe in Betracht komme. Der Mann befinde sich aktuell unter polizeilic­her Bewachung in einem Krankenhau­s, so die Ermittler.

In dem fraglichen Haus habe es wohl öfter Probleme mit den Bewohnern gegeben, hört man im Ort. Das Gebäude ist herunterge­kommen, der Putz bröckelt.

Ermittler und Staatsanwa­ltschaft nutzen ihre abendliche Pressemitt­eilung für einen Appell, wie man ihn eher selten liest. Die Polizei sei sich bewusst, „dass Ereignisse dieser Art Ängste und Emotionen schüren“. „Sie bittet daher darum, keinen Generalver­dacht gegen Fremde, Schutzsuch­ende oder Asylbewerb­er allgemein zu hegen oder solchem Verdacht Vorschub oder Unterstütz­ung zu leisten.“(mit dpa)

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Foto: Zwiebler, dpa Am frühen Montagaben­d waren noch viele Fragen zum Angriff, zum Täter und zu den Hintergrün­den der brutalen Tat offen.

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