Tod auf dem Schulweg
Das Entsetzen in Illerkirchberg ist groß. Ein Mädchen stirbt nach dem brutalen Angriff eines Mannes, ein zweites ist schwer verletzt. Die Polizei hält sich zu Details lange bedeckt.
Illerkirchberg Die graue Wolkendecke liegt schwer über dem kleinen Örtchen Illerkirchberg. Es ist kalt und trist an diesem Montagnachmittag. Die Einwohner huschen vorbei und winken ab. Die meisten von ihnen wollen nicht über das reden, was an diesem Morgen passiert ist – und was die Gemeinde bis ins Mark erschüttert.
Illerkirchberg ist ein beschaulicher Ort südlich von Ulm, knapp 5000 Einwohner, Kindergärten, Grundschulen, ein Fuggerschloss. Einfamilienhäuser säumen die Hauptstraße, Schaukeln und Spielgeräte stehen in den Vorgärten. An der Bushaltestelle hängt ein Zettel, dass Kater Sammy gesucht wird. Nur wenige Meter weiter geht die Bucher Straße ab. Pinke Sprühfarbe zeugt von dem schrecklichen
Verbrechen, das sich wenige Stunden zuvor ereignet hat.
Ein 27-Jähriger soll hier am Montagmorgen zwei Jugendliche auf dem Weg zur Schule angegriffen haben. Eine 14-Jährige starb später im Krankenhaus. Die Polizei war unter anderem mit einem Spezialeinsatzkommando (SEK) vor Ort. Ein Gebäude wurde gestürmt. Mehrere Personen, darunter auch ein Verdächtiger, wurden festgenommen.
Nach bisherigen Erkenntnissen soll der Mann gegen 7.30 Uhr die zwei Mädchen im Alter von 13 und 14 Jahren auf dem Weg zur Schule angegriffen haben. Die beiden Mädchen wurden nach Angaben der Ermittler vermutlich mit einem Messer schwer verletzt. Der Rettungsdienst kümmerte sich um sie. Die 14-Jährige musste noch am Tatort wiederbelebt werden. In der Klinik aber verstarb sie – trotz aller ärztlichen Bemühungen. Bei ihr handelt es sich um „eine Deutsche mit Migrationshintergrund“, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Abend mitteilen. Die noch laufende Obduktion soll nähere Hinweise auf die genaue Todesursache geben. Auch die 13-Jährige, eine deutsche Staatsangehörige, musste schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt in einer Klinik behandelt werden.
Der verdächtige Mann hatte sich in ein Haus, eine Asylbewerberunterkunft, zurückgezogen und dort verschanzt. Aus diesem Haus soll der Angreifer auch gekommen sein. Spezialkräfte der Polizei umstellten das Gebäude. Gleichzeitig fanden Straßenkontrollen statt. Gegen 10 Uhr gab ein Polizeisprecher bekannt, dass der Zugriff erfolgt war.
Die Beamten hätten in dem Gebäude drei Personen angetroffen, den weiteren Angaben zufolge alle drei Asylbewerber aus Eritrea. Zwei wurden mit zur Dienststelle genommen. Der Dritte, jener 27-jährige Tatverdächtige, war laut Polizei verletzt und musste in ärztliche Behandlung. Bei ihm fand die Polizei nach eigenen Angaben auch ein Messer, das als Tatwaffe in Betracht komme. Der Mann befinde sich aktuell unter polizeilicher Bewachung in einem Krankenhaus, so die Ermittler.
In dem fraglichen Haus habe es wohl öfter Probleme mit den Bewohnern gegeben, hört man im Ort. Das Gebäude ist heruntergekommen, der Putz bröckelt.
Ermittler und Staatsanwaltschaft nutzen ihre abendliche Pressemitteilung für einen Appell, wie man ihn eher selten liest. Die Polizei sei sich bewusst, „dass Ereignisse dieser Art Ängste und Emotionen schüren“. „Sie bittet daher darum, keinen Generalverdacht gegen Fremde, Schutzsuchende oder Asylbewerber allgemein zu hegen oder solchem Verdacht Vorschub oder Unterstützung zu leisten.“(mit dpa)