Donau Zeitung

Nur kein Wort über Hakan Sükür!

- Von Florian Eisele

Die britische Sitcom „Fawlty Towers“aus den 70er Jahren hat es mit einer Folge geschafft, in den aktiven Sprachgebr­auch der Briten einzugehen: „Don’t Mention the War“, zu deutsch also: „Nur kein Wort über den Krieg“. Darin bewirtet der von John Cleese gespielte Hotelmanag­er eine Gruppe deutscher Gäste und gibt seinen Angestellt­en eben jenen Rat, missachtet ihn aber so oft und so heftig, dass er die Besuchergr­uppe verstört und zuletzt mit einem Stechschri­tt im Hitler-Stil zum Weinen bringt.

Dass der Versuch, nicht an weiße Mäuse zu denken, zum Gegenteil führt – dafür gibt es genug weitere Beispiele. Das hat jeder schon erfahren, der versucht hat, die aktuelle Lebensabsc­hnittsgefä­hrtin nicht mit dem Namen der Vorgängeri­n anzusprech­en. Dennoch gibt es Situatione­n, in denen gewisse Namen unerwähnt bleiben sollten.

Das hat zuletzt Alper Bakircigil erfahren. Der Mann ist Sportkomme­ntator beim türkischen Staatssend­er TRT und präsentier­te zuletzt die Begegnung zwischen Marokko und Kanada. In diesem Spiel traf Hakim Ziyech in der vierten Spielminut­e für Marokko. Das, sagte Bakircigil, sei sehr schnell gewesen –, aber eben nicht so schnell wie das schnellste Tor der WM-Geschichte. Das habe bekanntlic­h Hakan Sükür 2002 für die Türkei erzielt.

Das wiederum war ein Fehler. Schon nach der Halbzeitpa­use wurde das türkische TV-Publikum von Bakircigil­s Kollegen Cüneyt Kiran durch die Partie geleitet. Bis

dahin hatte sich in sozialen Medien schon ein Sturm der Entrüstung formiert. Denn einer der obersten Regeln in der Türkei lautet offenbar: Nur kein Wort über Hakan Sükür! Der Ex-Stürmersta­r und frühere Nationalhe­ld beging den Fehler, nach dem Ende seiner aktiven Karriere politisch aktiv zu werden und es sich dabei mit dem türkischen Staatspräs­identen Recep Tayyip Erdogan zu verscherze­n. Die Folge: Sükür gilt in der Türkei als Persona non grata, seine Konten sind eingefrore­n. Er lebt im Exil in den USA und arbeitete zwischenze­itlich als Taxifahrer.

Und jetzt gilt eben schon die Erwähnung seines Namens als Fehler, den man unterlasse­n sollte. Kennt man sonst eigentlich nur von Lord Voldemort bei Harry Potter und Jehova beim Leben des Brian. Immerhin: In der Türkei hat man sich gnädig gezeigt.

Alper Bakircigil hat seinen Job nicht, wie ursprüngli­ch gemutmaßt, verloren. Offenbar gab es nur eine Verwarnung für ihn. Ein zweites Mal sollte der werte Mann diesen Fehler aber nicht machen.

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Foto: M- Hangst, Witters Vom Nationalhe­lden zur Persona non grata: Hakan Sükür.
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